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0282 - Frühstück in der Todeszelle

0282 - Frühstück in der Todeszelle

Titel: 0282 - Frühstück in der Todeszelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frühstück in der Todeszelle
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dazu haben.«
    Sie kauerte sich nieder und machte sich daran, die Knoten zu lösen. Sie arbeitete verbissen, ihre Nägel brachen ab, sie keuchte vor Anstrengung, und es verging eine Viertelstunde, bis sie es geschafft hatte.
    Phil setzte sich aufrecht, aber Hände und Füße gehorchten ihm nicht. Es würde auch noch einige Zeit dauern, bis er sie wieder gebrauchen konnte.
    »Wo sind wir hier?«, war Phils erste Frage.
    »In Richmond bei Big Ross.«
    Also doch, dachte Phil- »Wo sind die Papiere, wo ist Ihr Depot aus der Bank of England?«, stieß er heraus.
    »Gut aufgehoben, da, wo Ross und seine Bande es niemals finden werden. Sie haben mich gezwungen, das Päckchen aus London anzufordern. Ich weigerte mich, aber Sie wissen ja nicht, wie brutal die Kerle sein können. Zuerst ließen sie mich hungern und dursten, und dann schlugen sie mich. Sie schlugen mich solange, bis ich unterschrieb. Dann glaubten sie bis heute Vormittag, das Tagebuch und die Dokumente befänden sich in Händen des FBI, und darum wurden Sie entführt. Sie wollten eine Geisel haben, um das FBI zur Herausgabe zu zwingen. Plötzlich aber schienen sie daran zu zweifeln. Sie sagten mir nichts, aber ich merkte es an ihrem Benehmen. Vor einer Stunde war einer von ihnen bei mir und sagte, es sei bald soweit, das ich ins Gras beißen müsste. Er ging, und im gleichen Augenblick rief jemand nach ihm. In der Eile vergaß er abzuschließen, und ich vernahm, wie der Wagen gestartet wurde. Ich glaubte, sie hätten einen Wächter zurückgelassen, aber es blieb totenstill. Da riskierte ich es, und so bin ich hier.«
    Ihr Gesicht war verweint, ihre Kleider zerrissen und das schwarze Haar strähnig. Phil verspürte eine Regung von Mitleid.
    »Wo haben Sie das Päckchen mit den Papieren jetzt? Sind Sie ganz sicher, dass die Gangster es nicht finden werden?«
    »Ganz sicher. Als ich vierzehn Tage vor meiner Rückreise in die Staaten die Sachen von London anforderte, behielt ich sie und vertauschte ein gleiches Päckchen, das nur ein leeres Buch und weißes Papier enthielt. Das Tagebuch und die Papiere aber schickte ich an Mister Arnold, Keys Anwalt. Ich schrieb dazu, er solle alles auf bewahren und nur mir persönlich aushändigen. Ich war so vorsichtig, zu schreiben, er dürfe es auch nicht wegschicken, wenn er die Aufforderung dazu von mir selbst und mit meiner Unterschrift erhalte. Ich weiß, dass Arnold zuverlässig ist. Er wird die Papiere niemals herausgeben.«
    Phils Hände und Füße prickelten, aber das Blut zirkulierte wieder, und er versuchte, sich vorsichtig zu bewegen. Er stand auf, aber noch taumelte er.
    »Gibt es hier im Haus ein Telefon?«, fragte er. »Ich kann noch nicht richtig gehen, aber wenn Sie mich stützen, schaffen wir es vielleicht bis dahin.«
    »Ich weiß es nicht, aber ich will nachsehen.«
    Sie wendete sich wieder der Tür zu und stand wie angefroren.
    Im Rahmen waren drei Kerle erschienen. Phil kannte sie. Es waren seine beiden Wächter und davor ein Mann, der aussah wie ein wohlhabender Wall-Street-Bankier.
    Mister Wade Ross, Big Ross.
    Sein Gesicht war zu einem schmutzigen Lächeln verzogen.
    »Also lag ich doch richtig, als ich argwöhnte, ihr alle hättet mich belogen«, sagte er mit triumphierender Stimme. »Die Papiere befinden sich also nicht im Panzerschrank des FBI, wie Ihr Boss mir weismachen wollte. Ich habe diese Kröte absichtlich losgelassen, damit sie den Weg zu Ihnen fände, G-man, und ihr konntet ja nicht wissen, dass an der Wand hinter der Couch im Nebenzimmer ein Mikrofon und ein Verstärker angebracht sind, sodass ich jedes Wort, was ihr spracht, mithören konnte. Jetzt werde ich mir die Papiere holen. Natürlich hat Mister Arnold in seinem Büro in der Nassau Street einen Panzerschrank, aber mit solchen Kleinigkeiten kann man mich nicht hindern. Jetzt ist es Mitternacht. In spätestens drei Stunden wird das, was Sie so gut aufbewahrt glaubten, Nancy, sich in meinen Händen befinden, und dann hat euer beider letztes Stündlein geschlagen. Drei Stunden habt ihr noch zu leben. Und nicht einmal eure Leichen wird man finden.«
    Phil schwieg. Was hätte er auch sagen sollen?
    Nancy war mit einem erstickten Aufschrei zusammengebrochen. Sie lag ohnmächtig am Boden.
    »Los, verschnürt die beiden, und dann könnt ihr sie meinetwegen zusammen hierlassen. Sie können sich die drei Stunden noch unterhalten oder sich Liebeserklärungen machen«, höhnte Ross.
    Phil bewegte unauffällig seine Hände. Noch prickelten und

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