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0285 - In den Tiefen von Loch Ness

0285 - In den Tiefen von Loch Ness

Titel: 0285 - In den Tiefen von Loch Ness Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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weißt du ja. Trotzdem… Ich hatte gehofft, daß wir wenigstens ein paar Tage Ruhe dazwischen hätten… Die Sache mit den Gehirn-Gespenstern muß auch noch karteimäßig aufgearbeitet und in- die EDV-Anlage gespeichert werden…«
    »Das mache ich hinterher, wenn wir mit Nessy fertig sind«, sagte Nicole. »Es muß ja nicht alles immer so furchtbar lange dauern, nicht wahr? Ich ziehe mich um und… Raffael, ist mein Köfferchen gepackt?«
    »Wozu groß Köfferchen packen?« widersprach Gryf. »Ihr kommt einfach mit mir, und schwupp — schon sind wir da.«
    »Das verstehst du als Mann eben nicht«, beschied ihm Nicole energisch, erhob sich und entfernte sich mit schwingenden Hüften. Zamorra atmete tief durch.
    »Wirklich, Gryf«, sagte er. »Das verstehe nicht einmal ich.«
    ***
    Angely MacRaven unterdrückte nur mühsam einen entsetzten Aufschrei.
    »Das ist doch ein schlechter Scherz«, keuchte sie auf. »Was soll der Unsinn, MacRoy?«
    Müde schüttelte der Angler den Kopf und erhob sich jetzt. Er trug Hemd und Hose von Angelys Bruder, aber das Hemd stand weit offen und zeigte dem Mädchen ein Schreckensbild. Das Fleisch verfärbte sich grünlichgelb, löste sich an verschiedenen Stellen ganz vom Körper ab. MacRoys linke Hand war skelettiert, seine linke Kopfhälfte verlor Haare, und das linke Auge sah auch nicht mehr ganz gut aus.
    Der Mann verfaulte!
    »Ich rufe einen Arzt«, keuchte Angely. Übelkeit stieg in ihr auf. Schrittweise wich sie vor dem Angler zurück. »Wie ist das möglich, MacRoy?«
    »Keinen Arzt«, wehrte MacRoy ab. »Mir kann niemand mehr helfen. Ich bin dem Bösen verfallen. Die Berührung mit dem Schwanz des Ungeheuers… Sie hat mich verändert. Irgendein Keim muß in eine aufgeschürfte Wunde, ins Blut, gekommen sein… es ist vorbei.«
    Angely unterdrückte gewaltsam das Grauen vor diesem entsetzlichen Bild. »Spüren Sie denn keine Schmerzen?« wunderte sie sich. Und noch mehr wunderte sie sich über die unnatürliche Ruhe in sich selbst. Warum lief sie nicht schreiend davon?
    »Keine Schmerzen«, erwiderte er. »Gehen Sie jetzt. Ich versuche Raven’s Castle zu verlassen, solange ich es noch kann. Berühren Sie nichts, was ich berührt habe. Das Bad, das Bettzeug, die Kleidung… Ich weiß nicht, ob es so ansteckend ist wie die Pest oder noch schlimmer.«
    Er tappte zum Fenster und öffnete es mit seiner Skeletthand. Angely keuchte.
    »Was haben Sie vor? Warten Sie doch! Es muß doch eine Möglichkeit geben…«
    Er zuckte mit den Schultern. Sie sah, daß er sich weiter veränderte.
    »Für mich gibt es nichts mehr. Passen Sie auf sich und alle anderen gut auf. Ich bin zur tödlichen Gefahr für alle geworden.« Er riß den Fensterflügel endgültig auf und sah nach unten.
    »Nicht!« schrie Angely, wollte zu ihm laufen und ihn zurückhalten, aber sie war wie gebannt. Im nächsten Moment schon gab er sich einen kräftigen Ruck und stürzte sich aus dem Fenster.
    Angely stürmte jetzt doch vor, nahm wohlweislich das zweite Fenster und beugte sich vor.
    Zehn Meter tiefer lag ein mit Hemd und Hose bekleidetes Skelett auf dem Steinpflaster.
    Und jetzt - richtete es sich langsam, ganz langsam auf…
    Und bewegte sich auf das große Eingangsportal zu, üm ins Haus zurückzukehren…
    Das Grauen schüttelte Angely MacRaven.
    ***
    Als die drei Menschen am Ufer des Loch Ness auftauchten, zeigte sich die Sonne bereits als glutroter Ball, der hinter den Bergen untertauchen wollte. Das gefiel Zamorra ganz und gar nicht, weil die Nacht das Element des Bösen ist, aber Gryf hatte eben darauf gedrängt, das Vorhaben so rasch wie nur möglich in Angriff zu nehmen.
    »Wo genau befinden wir uns hier eigentlich?« wollte Zamorra wissen. Immerhin zog sich Loch Ness als langgestreckter Schlauch über eine Ausdehnung von gut vierzig Kilometern. Im Norden verengte sich der See zu einem breiten Fluß, um bei Inverness in den Moray Firth und damit in die offene See zu münden.
    »Wir müssen uns etwa auf halber Strecke zwischen Drumnadrochit und Invermoriston befinden«, behauptete Gryf, »also im mittleren Bereich am Westufer. In der Nähe liegt auch Urquhart Castle.«
    »Wie spricht man das denn aus?« fragte Nicole.
    »Wie man’s schreibt«, verkündete Gryf grinsend. »Oder hattest du etwas anderes erwartet? Zamorra, was sagt dein Blechteller?«
    Zamorra räusperte sich. »Mehr Respekt, werter Druide, oder ich verfüttere dich an Nessy.« Er öffnete die Jacke, wo er über dem dünnen Rollkragenpullover

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