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0285 - In den Tiefen von Loch Ness

0285 - In den Tiefen von Loch Ness

Titel: 0285 - In den Tiefen von Loch Ness Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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herumläuft, lebt nicht mehr. Wie aber soll man einen Toten töten?
    ***
    In der Abenddämmerung schimmerte das Wasser des Loch Ness plötzlich blutrot. Und aus der Röte brach etwas schäumend empor. Der Kopf einer gewaltigen Kreatur, einer Mischung aus der legendären Seeschlange und einem Dinosaurier.
    Unwillkürlich stieß Nicole auf.
    Zamorras Hand umklammerte das Amulett. Von einem Moment zum anderen strahlte es grell auf.
    »Nicht«, schrie Gryf auf. »Nicht angreifen.«
    Zamorra versuchte mit einem intensiven Gedankenbefehl das Amulett abzuschalten. Er vertraute Gryf. Aber er richtete nichts aus. Seine Hände, die die Silberscheibe abdecken wollten, wurden von einer gewaltigen Kraft beiseitegeschleudert. Gnadenlose Hitze ging von dem Amulett aus. Und im nächsten Moment schlug Merlins Stern zu!
    Gleißende Blitze zuckten aus dem Zentrum der Scheibe hervor, rasten wie Leuchtspurfeuer eines Maschinengewehrs auf das Ungeheuer zu, das gerade noch den Kopf zur Seite reißen konnte. Gryf warf sich jäh in die weißmagische Lichtbahn, wurde herumgewirbelt und von der geballten magischen Kraft zur Seite gestoßen. Das Ungeheuer öffnete den Rachen und blies eine Feuerwolke in Zamorras Richtung. Der Parapsychologe ließ sich nach vorn fallen, entging dem Gluthauch, der über eine Entfernung von mehr als fünfzehn Metern heranbrodelte, und preßte das Amulett zwischen sich und den Erdboden. Aber im nächsten Moment befreite das Amulett sich auf radikale Weise, indem es den Professor hochschleuderte! Und wieder flammten die grellen Blitze!
    Mit einem röhrenden Schrei tauchte das Ungeheuer unter. Die See kochte. Immer noch verstrahlte das Amulett seine weißmagischen Energien. Dampfschwaden zogen über die brodelnde See. Funken sprühten.
    Dann, so überraschend, wie es angegriffen hatte, wurde das Amulett wieder ruhig. Zamorra riß sich das Silberkettchen über den Kopf und wog Merlins Stern in der Hand, als wolle er die Scheibe in den See werfen.
    Gryf lag am Boden, die Hände gegen die Schläfen gepreßt. Er stöhnte.
    »Nessy«, ächzte er. »Verdammt, Zamorra, das hätte nicht geschehen dür-Warum hast du angegriffen?«
    Zamorra kniete neben ihm nieder. »Das Amulett machte sich selbständig«, sagte er. »Ich konnte nichts dagegen tun. Bist du verletzt? Wieso konnte dich die Magie treffen?«
    »Ich wollte Nessy schützen«, keuchte der Druide. Zamorras, Hand berührte seine Stirn. Gryf fieberte! Seine Haut war glühendheiß! »Verdammt, Nessy braucht Hilfe! Sie hatte einen kurzen Augenblick, an dem sie nicht unterjocht wurde… Kam hoch, weil sie mich hier spürte… Und dann dieser Angriff! Zamorra… Es war Verrat! Verrat an diesem nun so hilflosen Geschöpf! Kann Nessy mir jemals wieder vertrauen?«
    »Ich wollte es doch nicht«, ächzte Zamorra. »Gryf, versteh das doch! Ich konnte es nicht verhindern!«
    Der Druide versuchte aufzustehen, sank aber kraftlos wieder zusammen. Er murmelte eine Verwünschung. »Ich kann nicht mehr gehen. Ich fühle mich so furchtbar geschwächt«, flüsterte er. »Das verdanke ich auch dem Amulett… Der Teufel soll es holen! Schmeiß das verdammte Ding endlich weg! Seit Leonardo es damals in den Klauen hielt, bringt es nur noch Unheil.«
    Zamorra schüttelte den Kopf und hängte sich die Silberscheibe wieder um. »Vielleicht hatte es einen bestimmten Grund… Vielleicht sind wir alle getäuscht worden?«
    Gryf schwieg. Noch einmal versuchte er, auf die Beine zu kommen, aber wieder gelang es ihm nicht.
    »Kannst du noch springen«, fragte Zamorra besorgt.
    Gryf schüttelte den Kopf.
    »Was jetzt«, fragte Nicole tonlos. »Jetzt ist genau das eingetreten, was wir befürchteten: Wir sitzen hier fest. Und die Nacht kommt.«
    Zamorra sah in die Runde.
    Da sah er in der Ferne, vielleicht drei Meilen weit, ein Licht.
    »Da ist ein Haus«, sagte er. »Versuchen wir, uns dorthin durchzuschlagen. Ich werde Gryf tragen.«
    Nicole half ihm dabei, sich den Druiden über die Schulter zu laden, der zu geschwächt war, um selbst zu gehen. Dann setzten sie sich in Bewegung, auf das Licht zu. Sie stellten bald fest, daß sie dazu nur den Fahrzeugspuren zu folgen brauchten, bis sie in der immer dunkler werdenden Dämmerung auf eine befestigte Straße kamen.
    Das Haus in der Ferne war Raven’s Castle.
    ***
    Roderick MacRaven sah seinen Vater forschend und fordernd an. »Was ist das für eine Geschichte, Vater«, wollte er wissen. »Warum hüllst du dich in Geheimnisse? Warum dürfen wir nichts von

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