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0287 - Sein Mörder war schon unterwegs

0287 - Sein Mörder war schon unterwegs

Titel: 0287 - Sein Mörder war schon unterwegs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sein Mörder war schon unterwegs
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während ihrer Abwesenheit nach Hause kommen sollte, musste er das große Blatt sehen, sobald er im Wohnzimmer Licht machte.
    Aus der Küche holte sie das ersparte Geld und einen Hocker. Im Badezimmer stellte sie den Hocker zurecht und stieg darauf. An der linken Wand hing ein breiter Schrank, der bis fast an die Decke hinauf reichte. Einmal hatte sie im Badezimmer eine Spinne entdeckt und sie mit einem Besen von der Decke herabholen wollen. Die Spinne hatte sich auf den Schrank in Sicherheit gebracht. Als sie mit dem Besen oben am Schrank entlangfuhr, hatte sie die Kristallschale herabgestoßen, die Sammy ihr als Geschenk zum Hochzeitstag gekauft und dort oben versteckt hatte. Gewiss war dieses Ereignis noch nicht aus seinem Gedächtnis verschwunden, sodass er sich bestimmt der Stelle erinnern konnte, die sie in ihrem Brief angedeutet hatte.
    Nachdem sie das Geld oben auf den Schrank gelegt hatte, brachte sie den Hocker wieder in die Küche und verließ die Wohnung. Jetzt, da sie ein bestimmtes Ziel vor Augen hatte, war alle Furchtsamkeit von ihr gewichen.
    Vor dem Haus ging sie zuerst fünfzig Schritte nach rechts die Straße hinab, dann machte sie rasch kehrt und ging den Weg zurück und am Haus vorbei in die andere Richtung. An der nächsten Ecke nahm sie ein Taxi.
    Sie sah sehr oft zum hinteren Fenster hinaus, aber sie konnte nicht feststellen, ob sie verfolgt wurde. Es war noch immer so viel Verkehr in den Straßen, dass es einem ungeilbten Auge kaum möglich war, einen tüchtigen Verfolger in der Menge der Autos auszumachen. Und Berta Right war zwar die Frau eines Polizisten, aber eben nicht selbst ein geschulter Polizist.
    »Wir sind da, Ma’am«, sagte der Fahrer, als er anhielt.
    »Was macht es?«, fragte sie.
    »Eins neunzig, Ma’am.«
    Sie drückte ihm zwei Eindollarnoten in die Hand und sagte, das sei richtig so. Der Fahrer bedankte sich. Berta Right stieg aus und sah sich um. An ihr vorbei floss eine endlose Kette von chromblitzenden Wagen. Es war noch längst nicht Mitternacht, und New York kommt erst in den letzten Nachtstunden zu einer kurzen Ruhe, die mit dem frühesten Morgengrauen schon wieder endet.
    Als sie aut das große Gebäude zuging, klopfte ihr Herz doch ein wenig schneller. Sie öffnete die Handtasche und fasste hinein. Der Stahl der kleinen Pistole berührte kühl und hart ihre suchenden Finger. Sie atmete tief.
    Vor der Haustür lehnte ein Mann, der sie schon musterte, noch bevor er wissen konnte, ob sie in das Haus wollte oder in die Einfahrt daneben. Eine trübe Laterne über der Tür ließ einen gelben Lichtschein auf sein Gesicht fallen. Es war ein Gesicht, in dem Brutalität und Verschlagenheit standen.
    Berta fühlte, wie ihre Beine schwer wurden. Irgendetwas in ihrem Gehirn sagte: Du bist verrückt, Berta Right, du bist verrückt geworden. Du riskierst dein Leben. Sei vernünftig und geh nach Hause! Vielleicht ist Sammy inzwischen zurückgekommen. Geh nach Hause.
    Sie presste die Lippen trotzig aufeinander.
    Wenn ich es der Polizei erzähle, lachen sie mich aus, sagte sie der Versuchung in ihren Gedanken. So etwas wird mir niemand glauben, bevor ich es nicht beweisen kann. Es geht ja nicht um mich. Es geht um Sammy. Und nicht allein um ihn…
    Entschlossen schritt sie auf den Hauseingang zu. Der Mann, der in der Türnische stand, damit er nicht von dem leichten Nieselregen getroffen wurde, rekelte sich. Als sie den Fuß auf die unterste Stufe der breiten Vortreppe setzte, grinste er frech. Bertas Gesicht gefror zu einer steinernen Maske.
    »Hallo, Kleine«, sagte der Mann, als sie die oberste Stufe erreicht hatte und höchstens noch zwei Yards von ihm entfernt war.
    Der Klang seiner Stimme war eindeutig. Berta spürte, wie sich in ihrem Magen ein Klumpen von Übelkeit zusammenzog und schwer wie ein Gewicht drückte. In den inneren Flächen ihrer Hände bildete sich kalter Schweiß. Sie musste alle Kraft zusammennehmen, um ihren Weg fortzusetzen.
    Als sie an dem Mann vorbei wollte, streckte dieser einen Arm aus und packte sie am linken Ellenbogen. Mit einem kräftigen Ruck riss er die Frau zu sich heran. Berta roch, dass er Gin getrunken hatte.
    »Wenn du jemand besuchen willst«, keuchte der Mann mit funkelnden Augen, »dann komm zu mir, Kleine! Ich lass mich nicht lumpen!«
    Berta Right warf die rechte Hand hoch und schlug zu.
    Im ersten jähen Schmerz stieß er sie von sich, sodass sie mit dem Rücken gegen die gegenüberliegende Wand des Hausflurs stürzte. Sie verlor einen

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