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0287 - Sein Mörder war schon unterwegs

0287 - Sein Mörder war schon unterwegs

Titel: 0287 - Sein Mörder war schon unterwegs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sein Mörder war schon unterwegs
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den jungen Burschen aus, die vor dem Eingang standen und auf wer weiß was warteten.
    Kaum hatten sie die Handschellen an den Armgelenken unserer unfreiwilligen Gäste bemerkt, da flogen die ersten provozierenden Sätze uns entgegen.
    »Lasst die Jungs laufen!«
    »He, ihr Bullen, verschwindet, bevor ich mal die Nachbarschaft zusammen pfeife!«
    Die Situation spitzte sich zu, als mir ein angehender Herkules in den Weg trat und trotzig sein kantiges Kinn vorreckte. Völlig unerwartet griff Hoolis ein. Er stampfte dem jungen Burschen hart auf die Zehenspitzen und fauchte: »Geh nach Hause, Kleiner, und misch dich gefälligst nicht in Männersachen! Das sind G-men, du Idiot! Wenn du noch nie das gekriegt hast, was dir anscheinend fehlt, nämlich eine ordentliche Tracht Prügel, dann brauchst du bloß weiter Tarzan zu spielen!«
    Ich gab mir Mühe, das Grinsen zu unterdrücken. Hoolis schien ja eine gehörige Portion Respekt vor dem FBI zu besitzen. Wir schoben uns an den verdatterten Jungs vorbei und teilten uns auf. Vier Mann mit Hoolis gingen zu dem einen Wagen, die beiden anderen Kollegen, Phil und ich mit den beiden anderen Gangstern spazierten in die Richtung, wo der zweite Wagen stand. Phil stieg dort mit ein, und ich suchte erst jetzt den Jaguar auf, um ihn zurück zum Distriktgebäude zu steuern.
    ***
    Wir trafen uns in einem Vernehmungsraum wieder, den wir uns vorher ausgesucht hatten. Er lag in derselben Etage wie das Archiv. Scheinbar zwecklos hing an einer Wand ein großer Spiegel, der fast vom Boden bis an die Decke reichte. In Wahrheit aber handelte es sich um einen sogenannten Einwegspiegel, der nur von vorn ein richtiger Spiegel, von hinten aber nichts als ein Fenster ist, durch das man hindurchblicken kann, ohne von dem gesehen zu werden, der vor dem Spiegel steht. Während wir die Gangster zunächst zur Person vernahmen, hatten die Kollegen im Archiv ausreichend Muße, sich die drei Gestalten durch den Spiegel anzusehen und nachzuschauen, ob sie bei uns registriert waren.
    Als schon nach etwa fünfzehn Minuten, während wir gerade mit den Personalien des letzten fertig geworden waren, ein rotes Lämpchen auf dem Schreibtisch flackerte, nickte ich Phil wortlos zu. Er ging hinaus, um das im Archiv herausgesuchte Material über die drei Gangster in Empfang zu nehmen. Als er wieder hereinkam, zeigte er auf Hoolis und den Burschen, der Gregory Adams hieß. Cruss war also nicht bei uns registriert.
    »Ich möchte mich erst einmal mit Cruss unterhalten«, sagte ich prompt und bat die Kollegen: »Bringt die anderen beiden inzwischen in getrennten Räumen unter, bis sie an der Reihe sind.«
    Ich wartete, bis sie hinausgebracht worden waren. Phil blieb mit mir im Vernehmungszimmer zurück. Er beugte sich zu mir und raunte mir zu: »Das Mädchen aus der Parfümerie sitzt immer noch im Archiv. Sie sind jetzt beim vierzehnten Band unseres Familienalbums angelangt. Aber den Mann, der den schwarzen Mercury vor der Parfümerie abstellte, hat sie noch nicht gefunden.«
    »Vielleicht ist es einer von den beiden Gangmitgliedern, die noch ausstehen«, erwiderte ich leise.
    Phil nickte. Er ließ sich auf einem Stuhl neben dem Schreibtisch nieder. Ich eröffnete das Verhör. Und ich tat es mit einem Bluff. Da wir kein Material über Cruss im Archiv hatten, war er entweder überhaupt noch nicht straffällig geworden oder wenigstens nicht im Bundesstaat New York, auf den sich unser Archiv beschränkt.
    »Pech für Sie, Cruss«, sagte ich, »dass Sie gleich beim ersten Mal geschnappt worden sind.«
    Er nickte betrübt und gab damit bewusst zu, dass er meine Vermutung bestätigte.
    »Ich bin schon immer ein Pechvogel gewesen, wenn es irgendwann mal darauf ankam«, sagte er kleinlaut. »Schon in der Schule. Ich konnte acht Wochen gepaukt haben wie einer, der sonst wie gelehrt werden will, der Lehrer nahm nie Notiz davon. Aber das eine Mal, wo man nicht vorbereitet war, da erwischten sie mich todsicher.«
    »Auf diese Möglichkeit hätten Sie eigentlich vorher kommen sollen, Cruss«, sagte ich milde. »Aber vielleicht lässt der Richter Sie einmal mit Bewährung davonkommen, weil es das erste Mal ist.«
    »Meinen Sie?«, schnappte er in neu erwachter Hoffnung nach dem Köder, den ich ihm hingelegt hatte.
    Ich zuckte die Achseln.
    »Versprechen kann ich es nicht«, sagte ich vorsichtig. »Aber es hängt jedenfalls auch viel für Sie davon ab, was wir vor Gericht aussagen. Wenn wir erwähnen, dass Sie gegen G-men in Ausübung ihrer

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