0287 - Sein Mörder war schon unterwegs
zwei Wagen, um die Burschen abzuholen. Mich interessieren sie nicht mehr.«
»Aber sollten wir Cruss nicht noch schnell fragen, wo sie die Beute versteckt haben?«
Ich zuckte die Achseln.
»Du kannst es meinetwegen tun. Mich interessiert nicht einmal das. Die Stadtpolizei wird es aus den Burschen schon herausquetschen. Ich gehe ins Office und höre nach, ob man an dem schwarzen Mercury schon etwas gefunden hat.«
»Okay«, nickte Phil. »Sobald die Hoolis-Gang abgeholt wird, komme ich runter.«
Wir trennten uns. Von unserem Büro aus rief ich die Fahrbereitschaft an. Ein Experte aus der daktyloskopischen Abteilung kam an den Apparat.
»Wie steht’s mit dem Mercury?«, fragte ich. »Habt ihr etwas finden können?«
»Etwas ist gut«, lachte der Kollege. »Bis jetzt haben wir die Fingerspuren von mindestens neunzehn verschiedenen Personen. Und wir sind noch nicht damit fertig. Wir haben bis jetzt ungefähr die vordere Hälfte des Wagens abgesucht. Im Archiv suchen sie bereits, ob der eine oder andere von den neunzehn Leuten, die ihre Fingerspuren zurückließen, in unserer Kartei ist.«
»Danke«, sagte ich und legte den Hörer auf.
Einen Augenblick spielte ich mit dem Gedanken, Robert Czerny anzurufen und ihn zu fragen, ob sich die Kidnapper noch nicht gemeldet hätten. Aber dann sagte ich mir, dass er sicher längst angerufen hätte, wenn das der Fall gewesen wäre. Und vielleicht war es ihm gerade gelungen, trotz der Sorge um sein Kind ein bisschen zu schlafen. Ich wollte ihn nicht wecken und ließ es.
Wie imfner in solchen Fällen, zermarterte ich mir den Kopf, was wir noch tun konnten, um jede, auch die leiseste Möglichkeit auszuschöpfen. Am Morgen würden Phil und ich zum Hospital fahren und versuchen, mit der Negerin zu sprechen, die von den Kidnappern angeschossen worden war. Die Frau befand sich nach Auskunft des Oberarztes nicht in Lebensgefahr, und wir setzten große Hoffnung darauf, dass sie uns eine genauere Beschreibung der Kidnapper liefern konnte als die mehr oder weniger weit vom Schauplatz entfernten Augenzeugen, die obendrein in der Aufregung nichts richtig gesehen hatten.
Mir fiel unsere Überwachungsabteilung ein. Ich rief sie an und fragte, ob sich in der Nähe von Czernys Haus schon verdächtige Leute gezeigt hätten.
»Mehr Reporter, als man zählen kann«, war die Antwort. »Aber niemand, der für uns etwas bedeuten könnte.«
Ich sagte »Danke« und legte auf. Dieser Fall konnte einen verrückt machen, und zwar am meisten deshalb, weil man nicht wusste, was man tun sollte. Nichts zermürbt mehr, als wenn man herumsitzen muss und praktisch nichts anderes tun kann, als warten.
Nach einiger Zeit kreuzte Phil auf. Er warf seinen Hut mit einem routinierten Schwung an den Garderobenhaken, den er immer benutzte, setzte sich auf seinen Drehstuhl und legte die Füße hoch.
»Unsere Kollegen kamen gerade zurück«, gähnte er. »Sie haben die beiden letzten Burschen von der Hoolis-Gang mitgebracht; und die Stadtpolizei hat nun alle fünf. Damit sind wir diesen Verein los, aber ich wollte, wir hätten schon den richtigen.«
Ein paar Minuten dösten wir vor uns hin. Dann richtete sich Phil auf und sagte: »Es hat keinen Zweck, dass wir hier herumsitzen und uns die Nacht um die Ohren schlagen, obgleich wir doch nichts tun können. Lass uns nach Hause fahren und eine Mütze voll Schlaf nehmen. Bis morgen früh können wir nichts unternehmen.«
Ich nickte.
»Du hast recht. Und wenn wirklich etwas passieren sollte, kann man uns zu Hause ebenso schnell erreichen wie hier. Komm!«
Ich stand auf. Das Telefon klingelte. Wieder züngelten Hoffnung und Furcht zugleich in mir auf. Es konnte eine Spur gemeldet werden, die uns vielleicht zu dem Kind führte. Es konnte auch die Meldung sein, dass irgendeine Streife das Kind ermordet aufgefunden hatte. Zögernd streckte ich die Hand aus und nahm den Hörer.
»Cotton.«
Phil stand bereits neben mir am Schreibtisch und griff nach der Muschel, die es ihm erlaubte, das Gespräch mitzuhören. Es war ein Kollege aus dem Archiv, der sich meldete, nachdem ich meinen Namen gesagt hatte.
»Stundenlang sucht man einen wie eine Stecknadel in einem Heuhaufen«, brummte er. »Und dann wird der Bursche gleich von zwei verschiedenen Parteien gleichzeitig entdeckt.«
»Der Mann, der den Mercury vor der Parfümerie abstellte?«, rief ich gespannt.
»Ja. Das Mädchen aus dem Geschäft hat gerade im vierzehnten Band des Albums sein Foto gefunden. Wir alle
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