0287 - Sein Mörder war schon unterwegs
sich freuen! Bitte, kommen Sie doch herein! Claudia! Hallo, Claudia! Komm her und sieh, wer da ist!«
Aus einer offenstehenden Tür, hinter der eine vollautomatische Kücheneinrichtung sichtbar wurde, kam ein kleines, blondes, quicklebendiges Mädchen tollpatschig heran. Es mochte etwa vier Jahre alt sein, hatte eine große blaue Schleife in dem glatten, seidigen Haar und trug ein blaues Kleidchen aus dem gleichen Material.
»Tante Berta!«, krähte sie schon von Weitem. »Hey, Tante Berta!«
»Hey, Claudia«, erwiderte Mrs. Right und schloss das Kind in die Arme. »Du bist ja so elegant! Willst du ausgehen?«
»Mr. Robert, Claudia und ich gehen jeden Mittag eine halbe Stunde spazieren. Das ist gut für die Verdauung«, erklärte die alte Negerin ernsthaft und nicht ohne Stolz, dass sie so eng in das Familienleben einbezogen wurde. Dabei hatte sie ihre Stellung erst vor vier Jahren angetreten, als Claudias Mutter bei der Geburt des Kindes gestorben war.
»Ich habe euch doch gleich an den Stimmen erkannt«, rief in diesem Augenblick ein sonnengebräunter Mann aus dem Spalt einer dunklen Schiebetür. »Hallo, Berta! Tag, Sammy, alter Junge! Wie geht’s euch?«
Noch bevor er eine Antwort erhalten konnte, hatte er nach einem kurzen Blick auf das Gesicht des Sergeant die Stirn gerunzelt und fügte schnell hinzu: »Kommt erst einmal herein! Berta, du kennst dich ja aus. Leg den Mantel ab und bring uns etwas zu trinken! Worauf ihr gerade Appetit habt, ich schließe mich eurem Geschmack an. - Sarah, ich fürchte, Sie werden heute allein mit Claudia spazieren gehen müssen. Keinen Widerspruch, Sammy, ich bin ohnehin immer das fünfte Rad am Wagen, wenn meine beiden Frauen mittags bummeln gehen. Komm rein, Sammy!«
Mehr geschoben als freiwillig betrat Sammy Right das Wohnzimmer seines Schwagers. Es verriet, dass sich sein Besitzer eines gewissen Wohlstandes erfreuen konnte. Robert Czerny führte seinen Schwager zu einer gemütlichen Sitzecke in der Nähe der offenstehenden Balkontür. Kurz darauf erschien Berta mit drei Gläsern, die Whisky on the rocks enthielten. Die Eiswürfel klirrten leise gegen die beschlagenen Gläser, als sie das Tablett abstellte.
»Wir sollten vielleicht doch gehen und in einer Stunde wiederkommen«, sagte sie zu ihrem Bruder.. »Ich möchte nicht, dass du unseretwegen auf den Spaziergang mit deiner Tochter verzichten musst.«
»Unsinn, Berta!«, widersprach Robert Czerny energisch. »Glaub mir, die beiden fühlen sich allein viel wohler, als wenn ich neben ihnen hertrotte und ihnen mit meinen schnellen, langen Schritten auf die Nerven falle. Setzt euch hin! Ich sehe doch an euren Gesichtern, dass irgendetwas geschehen muss. Wir wollen erst einmal einen Schluck trinken, und dann erzählt ihr mir in aller Ruhe, was geschehen ist.«
Schweigend tranken sie sich zu. Einen Augenblick fühlte Sammy, wie Neid in ihm emporstieg. Robert hatte bei einem Fernsehquiz die sagenhafte Summe von fünfhunderttausend Dollar gewonnen.
Kopfschüttelnd stellte Sammy sein Glas zurück auf den Tisch.
»Jemand will mich fertigmachen«, sagte er in einer plötzlich aufgetauchten Überzeugung, für die er keine sachlichen Gründe hatte.
Robert Czerny hob überrascht den Kopf.
»Dich fertigmachen? Wie kommst du denn darauf, Sammy?«
Sammy Right erzählte von den Beschuldigungen, die gegen ihn erhoben worden waren.
»Bestechlich?«, rief Robert heiter aus. »Dass ich nicht lache! Das ist doch die albernste Behauptung, die ich je gehört habe! Du und bestechlich! Du hast ja nicht einmal etwas von mir angenommen, als ich den ersten Preis bei diesem Quiz gewann! Warum solltest du ein Geschenk deines Schwagers ablehnen und gleichzeitig dich von wildfremden Halunken bestechen lassen? Das ist doch glatter Unsinn!«
»In meinen Augen auch«, nickte Sammy bitter. »Aber offenbar nicht in den Augen der Personalabteilung.«
»Welcher Personalabteilung?«
»Die der Polizei«, erklärte Sammy. »Du weißt doch, dass nach der letzten Wahl ein neuer Commissioner die Leitung der Polizei übernahm. Es ist ein sehr tatkräftiger Mann, und er tut alles, was er nur tun kann für uns. Seine hässlichste Idee war vielleicht die mit der Personalabteilung, obgleich sie durchaus nötig sein mag, das kann ich nicht beurteilen.«
»Erkläre das mal ausführlicher! Ich kann mir unter dem Wort Personalabteilung noch immer nicht mehr darunter vorstellen, als man sich eben unter diesem Begriff etwa in einem großen Betrieb vorstellen
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