029 - Das Geheimnis des Totengraebers
es los«, sagte Teddy. »Vorsicht, nicht zuviel Lärm machen. Zumindest so wenig wie möglich.«
Sie hatten zwar weit und breit niemanden entdecken können, aber man konnte ja nie wissen!
Cyrille sagte nichts. Mit zusammengebissenen Zähnen ergriff er eine der Schaufeln und begann die Erde von Christianes Grabhügel herunterzuheben.
Teddy kam ihm zu Hilfe. Auch er war groß und kräftig, ein Mann von vierzig Jahren, durchtrainiert und in bester Form.
Der Mond trat hinter einer Wolke hervor und beleuchtete die Szene. Die beiden achteten nicht darauf, sondern arbeiteten verbissen weiter, und der Schweiß rann ihnen über Gesicht und Rücken. Teddy hatte sich die Hemdsärmel aufgekrempelt, Cyrille hatte sich das Hemd ausgezogen und grub mit nacktem Oberkörper.
Ab und zu hielten sie inne und lauschten. Da war doch ein Geräusch! Nein, nichts. Ein Auto, irgendwo in der Ferne. Oder ein Hund im Dorf.
Nach etwa einer Stunde Arbeit stießen sie auf den Sarg. Instinktiv zuckten die Männer zurück, als ihre Schaufeln mit einem dumpfen Geräusch auf den Sargdeckel schlugen, und sahen einander an.
Teddy betrachtete besorgt den jungen Mann. Cyrille schlotterte am ganzen Leib vor Angst.
Er hält nicht durch, ich habe es geahnt, dachte Teddy und holte rasch aus seiner Jacke, die er am Kreuz des Nachbargrabs aufgehängt hatte, eine kleine Flasche.
»Hier, mein Junge, trinken Sie einen Schluck. Es ist schwer, ich weiß. Trinken Sie, dann geht es Ihnen gleich besser.«
Cyrille antwortete nicht, aber Teddy hörte seine Zähne klappern. »Na, kommen Sie, trinken Sie! Es wird Ihnen gut tun.«
Cyrille schluckte schließlich gehorsam etwas von dem Whisky, und wirklich, es schien zu helfen, denn er sah schon besser aus.
»So«, sagte Teddy, als Cyrille ihm die Flasche zurückgab. »Und jetzt bitte ich Sie, sich zu konzentrieren. Ich habe Ihnen ja schon gesagt, daß Sie zweifellos die seltenen Fähigkeiten eines Mediums besitzen. Versuchen Sie es also so, wie ich es Ihnen erklärt habe.«
Mit angespanntem Gesichtsausdruck beugte Cyrille sich über die Graböffnung.
Eine ganze Weile verstrich. Es war totenstill ringsum, nur das Atmen der Männer war zu hören.
Dann richtete Cyrille sich auf und schüttelte mutlos den Kopf. »Nein, nichts. Sie müssen sich täuschen. Entweder bin ich kein Medium – oder hier ist nichts.«
Teddy Verano gab jedoch nicht so rasch auf. »Macht nichts. Sie haben getan, was Sie konnten. Also? Sind Sie bereit?«
Cyrille holte tief Luft. »Ja. So kann ich nicht weiterleben. Ich muß Gewißheit haben.«
Und dann beeilten sie sich, ihre Aufgabe zu beenden. Rasch legten Sie den Sarg frei. Auf dem Sargdeckel erschien eine Metallplakette:
Christiane Poncier-1945-1967
In wenigen Minuten würde Cyrille in das Gesicht seiner Christiane blicken, sich den Blick einprägen und ihn nie wieder vergessen. Dann würde er wissen, daß seine Geliebte in Frieden ruhte, und es würde ihm möglich sein, selbst Frieden zu finden.
Der Detektiv sprang in die Grube. »So, den Rest mache ich schon. Reichen Sie mir den Schraubenzieher.« Cyrille sah stumm zu, wie der Privatdetektiv begann, den Sargdeckel loszuschrauben. Eine grenzenlose Leere erfüllte ihn. Keine Schreckensbilder von einer flehenden Christiane schwirrten mehr durch seinen Kopf – da war nichts als eine schreckliche Leere. Und gerade jetzt, da er ihr so nahe war, hätte er doch etwas spüren müssen!
Teddy reichte ihm die Schrauben herauf und bat ihn, sie sorgfältig aufzuheben. Denn es ging ja nicht nur darum, den Sarg zu öffnen. Nachher mußten sie ihn wieder schließen und das Grab wieder zuschaufeln.
Teddy Verano blickte zu Cyrille auf. »Sind Sie bereit? Ich kann den Sarg jetzt öffnen.«
Cyrille nickte stumm. Der Mond verschwand hinter einer Wolke, und es wurde plötzlich sehr dunkel auf dem Friedhof. Irgendwo schrie ein Nachtvogel.
Cyrille hörte ein Knarren. Verano hatte den Deckel geöffnet. Cyrille hielt die Augen geschlossen. Er hatte Angst – Angst davor, die weiße Gestalt im Sarg anzusehen.
Teddy Verano sagte kein Wort. Regungslos stand er da und blickte auf den Sarg.
Cyrille entschloß sich, die Augen aufzumachen und hinzusehen. Er beugte sich vor, aber er sah schlecht. Warum knipste Verano nicht die Taschenlampe an?
»Verano, ich kann nichts sehen. Licht!«
»Sinnlos. Es gibt nichts zu sehen.«
Cyrille zuckte zurück. Hatte er deshalb nichts gespürt?
Der Sarg war leer.
Der Citroën fuhr mit hoher Geschwindigkeit
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