0290 - Die dritte Mahnung war aus Blei
Sachen?«
Keiner der drei Männer gab ihr eine Antwort. Die Stille war eisig und wie elektrisch geladen.
»Wo ist mein Bruder?«, fragte Eve Malloy scharf und wandte sich an Hank Norman. »Ich will wissen, wo mein Bruder ist, hast du verstanden, Boss?«
»Weißt du, was das hier ist, Eve?«, erkundigte sich Hank Norman mit seiner leisen Stimme.
Die Schwarzhaarige stelzte zum Schreibtisch und nahm das Stück Karton. Sie betrachte es. Dann legte sie es auf den Schreibtisch zurück und schnaubte: »Das ist ein Ticket nach Rio. Aber was soll das? Ich will wissen, wo Jonny ist! Nach Rio ist er nicht, denn sonst wäre das Ticket nicht hier.«
»Sehr richtig, Eve«, murmelte Hank Norman. »Er ist nicht nach Rio. Aber er wollte nach Rio.« Hank Norman hob die Stimme und fuhr dann schneidend fort: »Er wollte mit dem Geld nach Rio. Mit den zwanzig Mille von Sullivan.«
Eve Malloy wurde so weiß, wie die Decke des Zimmers vor sechs Jahren einmal gewesen war. Blitzartig musste ihr klar geworden sein, was geschehen war. Tonlos fragte sie: »Was habt ihr mit ihm gemacht?«
Hank Norman ließ einige Sekunden verstreichen. Dann sagte er scharf: »Wir haben das getan, was wir mit jedem tun, der ein Verräter ist. Du musst vergessen, dass du mal ’nen Bruder gehabt hast, Puppe. Je schneller du es vergisst, um so besser für dich«
Eve Malloy beugte sich vor. Mit beiden Händen stützte sie sich auf den Schreibtisch, als wolle sie ihn packen und durch die Luft wirbeln. Aus entsetzten Augen starrte sie den Mann mit der Glatze und der dicken fleischigen Nase an, der ohne eine Miene zu verziehen auf seinem Stuhl hockte.
Der Schrei brach urplötzlich aus ihr heraus.
»Nein!«, gellte es. »Nein! Sag, dass es nicht wahr ist! Sag, dass du Johnny nicht getötet hast!«
»Nimm dich zusammen, Puppe!«, befahl Hank Norman scharf. »Du weißt genau, was mit einem passiert, der uns verpfeift oder verschaukelt. Ich sage dir noch mal, vergiss, dass du ’nen Bruder gehabt hast.r Streich ihn aus deinem Gedächtnis!«
Eve Malloy griff nach dem ersten Gegenstand, der ihr in die Finger kam. Es war ein Briefbeschwerer aus Marmor. Wild vor Wut schleuderte sie ihn nach dem Kopf des Mannes, der wie unbeteiligt vor ihr hockte. Das Geschoss verfehlte sein Ziel.
»Du Schwein!«, keuchte sie. »Du verfluchtes Schwein! Ich soll meinen Bruder vergessen? Ich soll vergessen, dass du ihn umgebracht hast?«
Sie ergriff in blinder Wut weitere Gegenstände und versuchte, Hank Norman zu treffen. Jeder Wurf begleitete sie mit einem Fluch.
Hank Norman war blitzschnell hinter dem Schreibtisch in Deckung gegangen. Die Geschosse gingen alle über seinen Kopf hinweg.
»Webster, Brian!«, befahl er scharf. »Haltet mir das Frauenzimmer vom Leib!«
»Rührt mich nicht an!«, geiferte Eve Malloy und drehte sich nach den beiden Gangstern um, die auf sie eindrangen.
»Lasst eure dreckigen Pfoten von mir. Ich werde euch die Augen auskratzen! Loslassen!«
Sie wand sich wie eine Schlange unter den harten Griffen der Gangster. Mit ihren scharfen Nägeln erwischte sie Webster im Gesicht und zog drei blutige Furchen, die von der Nasenwurzel bis zu dem Rest der Ohrmuschel liefen.
Websters Schrei mischte sich mit den gellenden Flüchen der Frau. Sie wehrte sich mit aller Kraft.
Da gelang es Brian, seine Arme um die Frau zu legen. Sie schlossen sich so fest wie ein Schraubstock. Brian hob die Frau hoch, die sich mit zappelnden Beinen aus der Umklammerung zu lösen suchte.
Ihre Schreie gellten in den Ohren der Gangster.
»Los, Webster!«, befahl Hank Norman. »Stopf ihr das Maul! Ich will nicht die ganze Nachbarschaft auf dem Hals haben«
Webster riss aus dem Haufen von Kleidungsstücken auf dem Tisch einige Taschentücher heraus. Er drehte sie zu einem Knebel zusammen. Eve Malloy schrie weiter wie am Spieß. Sie schleuderte gellende Anklagen gegen die Gangster und sträubte sich wie eine Wildkatze gegen die Umklammerung.
Mit Gewalt schob Webster ihr den Knebel zwischen die Zähne. Die Stille, die jetzt eintrat, wurde nur durch das Keuchen der beiden Gangster unterbrochen, die versuchten, die Frau nicht entwischen zu lassen.
Hank Norman trat an das Fenster und riss mit einem kräftigen Ruck die Gardinenschnur herunter. Er knäuelte sie zusammen und warf sie Webster zu. Der fing sie geschickt auf.
»Fesselt die Katze und schafft sie raus!«, forderte Hank Norman.
Während Brian die Frau mit dem zerfetzten roten Kleid weiter festhielt, begann Webster sie zu
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