0291 - Killer-Hunde
ich…«
»Du nennst sie eben anders.«
Morgana Layton schaute mich an. Ich wußte nicht, welche Gedanken durch ihren Kopf strichen. Wahrscheinlich wunderte sie sich, daß ich ihr dieses Angebot unterbreitete.
»Gibt es bei euch nicht ein Sprichwort, das sagt, daß der Hehler ebenso schlimm ist wie der Stehler?«
»Wie meinst du das?«
»Die Hunde gehorchen mir. Sie haben gemordet, und sie standen dabei unter meinem Einfluß.«
»Das ist tatsächlich ein Problem. Aber niemand weiß bisher von deiner Existenz. Ich habe gute Beziehungen. Vielleicht könnte man hier eine Ausnahme machen. Otto Maier ist durch einen Hundebiß gestorben. Man kann es wirklich auf die Tollwut schieben, wie ich meine.«
»Du hast leicht reden, Geisterjäger. So etwas kann immer wieder geschehen.«
»Dann sorge du dafür, daß es nicht noch einmal passiert. Mehr will ich gar nicht.«
»Ich kann mich nicht kontrollieren«, sagte sie. »Es sind die Kräfte der Urzeit. Sie kommen immer stärker zum Ausbruch. Ich bin Wölfin und Mensch. Wie soll ich damit fertigwerden?«
Es war tatsächlich schwer, ihr da eine Antwort zu geben. Zu schlechte Karten besaß sie, und sie würde sich immer wieder verwandeln und die Hunde zu reißenden Bestien machen.
»Jetzt weißt du nicht, wie du reagieren sollst, nicht wahr?« fragte sie mich mit leiser Stimme.
»Nein.«
»Du bist ehrlich, Geisterjäger.«
»Mir geht es um das große Ziel, Morgana. Ich will die Vernichtung finsterer Götzen. Ich will mit den Großen Alten nichts mehr zu tun haben. Es darf ihnen auf keinen Fall gelingen, in den Kreislauf der Welt einzugreifen. Das meine ich. Ich muß sie daran hindern, und dabei sind mir viele Mittel recht.«
»Kennst du sie denn?«
»Ja, ich habe Kalifato kennengelernt und auch Gorgos, der das gläserne Grauen brachte. Zudem…«
»Halt!« Sie unterbrach mich.
Auch ich hatte die Geräusche gehört, drehte mich um und schaute zur offenstehenden Tür, um hindurchzusehen.
Irgend etwas tat sich draußen. Wir vernahmen dumpfe Geräusche, dann ein Hecheln und schnelles Atmen.
Die Hunde kehrten zurück.
Die ersten sprangen in den Raum. Unter ihnen befanden sich ein großer Bernhardiner und auch zwei Schäferhunde. Sie wischten an mir vorbei, sprangen an Morgana hoch, die wie ein Turm in der Brandung stand und es sich gefallen ließ, von ihren Freunden abgeleckt zu werden.
Die Hunde gaben sich harmlos. Auch die, die nach den ersten in die Hütte drängten und mich umringten. Sie hatten von ihrer Herrin keinen Befehl bekommen.
Obwohl ich mit Morgana gewissermaßen einen Waffenstillstand geschlossen hatte, fühlte ich mich nicht wohl. Die Hunde machten mich nervös. Ich wußte, daß ihre Harmlosigkeit von einer Sekunde zur anderen umschlagen konnte, und ich sah auch bei zwei von ihnen Blut an der Schnauze.
In der Hütte brannte nur eine Lampe. Ich hatte sie vorhin angezündet. Es war nur eine einfache Kerze, die von einem Schutzdeckel umgeben wurde.
Tief holte ich Luft. War das Blut an der Schnauze des Hundes vielleicht von Will Mallmann?
Dann vernahm ich das Knurren.
Obwohl ich nicht die Beziehung zu den Tieren besaß wie Morgana Layton, wußte ich dennoch Bescheid. Das Geräusch hörte sich drohend und auch gefährlich an. Irgend etwas mußte die Hunde aufgeschreckt haben. Als ich Morgana einen fragenden Blick zuwarf, sah ich ihre angespannte Haltung. Sie stand da, hatte die Augen verengt und schaute nach vorn.
»Was ist los?« fragte ich.
»Deine Freunde!« zischte sie.
»Welche?«
»Die Menschen!«
»Das kannst du nicht allgemein sagen. Du mußt schon deutlicher werden, Morgana.«
»Es sind Häscher unterwegs. Sie wollen die Hunde einfangen und töten. Ich spüre es, denn sie sind in der Nähe.«
»Das stimmt«, gab ich ihr recht. »Nach dem Mord sind einige Leute aufgeschreckt. Zudem haben die Hunde in den nahe gelegenen Orten ihre Zwinger verlassen oder sind bei den Familien einfach weggelaufen. Zum Teil haben sie auch die Menschen angefallen. Kinder befanden sich auch darunter. Ich habe Verständnis dafür, daß ein Suchtrupp zusammengestellt wurde. Tut mir leid.«
»Ich aber nicht«, sagte sie hart.
»Und weshalb nicht?«
»Die Hunde gehören zu mir. Ich befehlige sie!«
»Dann nimm ihnen die Mordlust!« schrie ich Morgana Layton an. »Los, nimm sie ihnen!«
»Nein!«
»Du mußt die Folgen tragen, Morgana. Und du mußt dich entscheiden. Und zwar schnell!«
Sie kam nicht dazu, eine Antwort zu geben, denn von draußen her hörten
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