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0291 - Medusas Höllenschwester

0291 - Medusas Höllenschwester

Titel: 0291 - Medusas Höllenschwester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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sagte, es gäbe noch eine dritte irgendwo in der Welt.«
    »Und wir haben sie gefunden«, keuchte Manuela.
    »Oder sie uns«, murmelte der Historiker.
    Tendyke hielt ihm einen Taschenspiegel in die Hand. »Hier«, sagte er. »Der alte Perseus-Trick. Im Spiegel kannst du sie ungefährdet ansehen.«
    Bill nickte. Er nahm den Spiegel und näherte sich rückwärts der Tür, die früher nicht hier gewesen war, wie er sich erinnerte. Er drehte den Spiegel und begann den Raum im Dämmerlicht der offenen Tür zu betrachten.
    Er sah den versteinerten Jok Willies, der aussah, als wolle er sich nach einem Sturz gerade vom Boden erheben, einen Arm zur Tür hin ausgestreckt, den Kopf zum Rauminneren gedreht.
    Das war alles.
    Der Raum war ansonsten völlig leer. Nicht einmal ein Tongefäß stand irgendwo herum. Bill erschauerte unwillkürlich.
    »Sie ist fort«, flüsterte er.
    Er wirbelte herum, durchsuchte jetzt den Raum direkt, ohne den Spiegel. Aber die Gorgone war fort.
    »Medusas Höllenschwester ist auf Beutezug gegangen«, preßte er hervor. »Sie kann überall auf uns lauern… wir räumen das Lager, Rob. Wir verschwinden hier auf dem allerschnellsten Wege. Ich habe keine Lust, so zu enden wie diese beiden Menschen.«
    Tendyke hob die Schultern.
    »Wenn wir noch verschwinden können«, unkte er unheilvoll. »Wenn Medusa uns noch entkommen läßt… und daran glaube ich nicht. Wir wissen zuviel. Sie wird uns töten, einen nach dem anderen…«
    Bill schluckte, sah Wang und Manuela an. In ihren Augen schimmerte Angst vor dem Unbekannten, vor dem Grauenhaften, das zwei Menschen ihres Teams so überraschend ermordet hatte.
    »Vergiß nicht«, sagte Tendyke rauh. »Sie kann überall lauern. Überall!«
    Bill gab sich einen Ruck.
    »Wir versuchend trotzdem. Los, trommeln wir die Leute zusammen.«
    ***
    Medusa hatte ihre Opfer nur versteinern können. Stheno konnte schon wesentlich mehr. Sie machte ihre Opfer zugleich zu willenlosen Sklaven, die trotz ihrer Versteinerung fähig waren, sich zu bewegen und Sthenos Willen zu erfüllen, ihren Befehlen zu folgen.
    Euryale konnte noch mehr.
    Sie war in der Lage, ihren Opfern zusätzlich ihr Wissen zu entreißen. So lernte sie aus Jok Willies und Cheryl Sanderson im Blitzverfahren von einem Moment zum anderen alles, was sie über die moderne Zeit wissen mußte.
    Und sie setzte ihr Wissen konsequent ein.
    Es war so, wie Robert Tendyke befürchtete: Euryale wollte diese Menschen nicht entkommen lassen. Es war noch zu früh. Zuerst mußte sie sich eine Armee von willigen Sklaven schaffen. Dann erst durfte die Kunde von ihrer Existenz an die Öffentlichkeit geraten.
    Es gab nur eine Ausnahme. Zamorra! Er allein durfte früher von Euryales Existenz erfahren. Denn ihm galt ihr Racheschwur. Und ihn wollte sie ganz zu Anfang ausschalten. Es würde nicht schwer sein, ihn herzulocken.
    Zwischenzeitlich aber benutzte sie ihr neugewonnenes Wissen über die gegenwärtige Zivilisation, um diese Menschen, diese potentiellen Opfer, an der Flucht zu hindern. Es war gar nicht so schwer…
    ***
    Sie bewegten sich in ständiger Anspannung, bereit, blitzartig die Augen zu schließen und sich abzuwenden. Und obgleich sie bis zum Camp nur ein paar Dutzend Meter zurückzulegen hatten, zehrte die dauernde Vorsicht und Konzentration an ihren Nerven. Bill Fleming spürte, wie seine Nackenhärchen sich wieder einmal aufrichteten. Er fühlte die drohende Gefahr körperlich.
    Unangefochten erreichten sie den Van. Bill kletterte hinters Lenkrad und drückte auf den Schalter des Signalhorns. Keine normale Hupe, sondern eine Preßluftfanfare, wie sie sonst nur an Bord von Schiffen oder an den großen amerikanischen Trucks Verwendung fand. Der Hupton brüllte durch das Gelände, und wer nicht gerade supertaub war, mußte diese Lärmorgie auch noch über Kilometer hinweg hören.
    »Hoffentlich laufen sie nicht dieser Gorgone über den Weg, während sie hierher kommen«, murmelte Bill unfroh und stieg wieder aus.
    »Trevor und O’Sullivan sind auf Jagd«, sagte Tendyke. »Jorgensen müßte… da kommt er!«
    Jorgensen, der Kahlköpfige, war der einzige, der auf das Warnsignal reagierte. Trevor und O’Sullivan ließen sich nicht blicken. Dabei mußten sie das Signal gehört haben und mußten sich auch denken können, daß etwas Wichtiges vorgefallen war. Zwar hatte sich anfangs niemand vorstellen können, daß es eine sie alle bedrohende Gefahr geben könnte. Aber gerade deshalb war dieses Alarmsignal

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