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0294 - Das Grauen wohnt in toten Augen

0294 - Das Grauen wohnt in toten Augen

Titel: 0294 - Das Grauen wohnt in toten Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Michael
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muß!«
    »Es ist sehr viel Geld!« sagte der andere Araber grinsend. »Sie haben uns immer sehr schlecht behandelt, Mister Reuter. Darum wollen wir einmal so handeln, wie gläubige Moslem in früheren Zeiten Halunken ihres Schlages bestraften. Dürfen wir uns dazu deine Peitsche ausleihen, o Sidhi?«
    »Nein… nein… das geht nicht… das ist gemein!« kreischte Oliver Reuter, als ihn seine ehemaligen Spießgesellen zum Bohrturm schleiften und dort festbanden, während Carsten Möbius die Peitsche in den Sand legte und eine einladende Handbewegung machte.
    »Denken Sie daran, daß Sie mich umbringen wollten, Herr Reuter!« sagte er dann. »Ich werde Sie nicht anklagen wegen dieses Mordversuches, denn die Gesetze dieses Landes sind strenger als bei uns in Deutschland. Ich werde auch nur dafür sorgen, daß Sie auf eine andere Bohrstelle versetzt werden, da Sie mir ein tüchtiger Ingenieur erscheinen. Gute Fachleute will ich nicht davonjagen. Doch für die Schweinerei, die Sie anstellen wollten, müssen Sie eine Lektion erhalten!«
    »Aber die bringen mich um!« kreischte Reuter. »Die schlagen mich tot!«
    »Wir strafen ihn nach dem Koran!« sagte der Araber, der die Peitsche holte. »Allah hat 100 Beinamen, unter denen ihn der wahre Gläubige anrufen kann. Für jeden dieser Namen setzt es einen Hieb. Eine runde Summe, die ihn sicher aufjuchzen und jubilieren läßt.«
    »Schlagt nicht zu fest zu!« raunte ihm Carsten Möbius zu. »Und bringt die Peitsche nachher zurück ins Leitungsbüro !«
    »Im Namen Allahs, des Allbarmherzigen…!« hörte Carsten Möbius die Worte des Arabers, der die Namen aufzählen mußte, während der andere leicht die Peitsche schwang. Es waren einige Gebetsworte, die den Auftakt bildeten.
    »…und erbarme dich nicht nur unser, sondern auch dieses Übeltäters, dem nun die Sünden auf die Kehrseite gezählt werden!« klang die Stimme des Arabers. »O Allerbarmer!« Ein Knallen zeigte den ersten Hieb an, dem ein Schrei folgte.
    »Allgütiger!« Der nächste Hieb. Der nächste Schrei Reuters.
    Carsten Möbius wußte, daß er sich diese Lektion merken würde.
    »Allwisser! Sieger! Gnadenvoller…!« Zu jedem Lobpreis Allahs ein Hieb mit der Peitsche.
    Carsten Möbius glaubte, mit dieser Aktion mehr zu erreichen, als durch eine fristlose Entlassung oder ein Gerichtsverfahren. Er hatte nun mal seine eigenen Vorstellungen von Gerechtigkeit.
    Das ferne Grollen ließ ihn herumfahren.
    Er sah, daß der Araber die zum Schlag erhobene Peitsche sinken ließ.
    »Samum! Allah kerhim! Samum!« hörte er ihre Rufe. Dann sah er, wie sie den Ingenieur am Bohrturm festgebunden stehen ließen und sich davonmachten.
    Carsten Möbius dachte nicht weiter nach. Das Inferno aus Gluthitze und Sand war schnell heran. Er durfte keinen Augenblick mehr zögern.
    Die kurze Strecke, die er zurückgelegt hatte, erschien ihm unheimlich lang. Oliver Reuter brüllte vor Angst. Die Schmerzen hatte er bei der drohenden Gefahr vergessen.
    Ihm war klar, daß er in diesem Zustand einen Sandsturm nicht überleben würde.
    Im Vorbeilaufen raffte der Junge die Peitsche auf, die der geflohene Araber fallen ließ. So schnell es ging band er den Ingenieur los und schleppte ihn zur nächsten Baracke.
    »Danke! Wie kann ich Ihnen nur danken!« stieß Oliver Reuter hervor. »Ich habe mich wie ein Schuft benommen, und Sie retten mich vor dem sicheren Ende!«
    »Danken Sie mir, indem Sie hier Wasser finden, wenn das alles vorbei ist, Reuter!« sagte Carsten Möbius. »Und dann dürfen Sie von mir aus weiter nach Öl bohren. Rein hier. In dieser Baracke sind wir in Sicherheit!«
    In diesem Augenblick schrillte durch das orgelnde Geräusch des herannahenden Sandsturms der schrille Angstschrei eines Mädchens.
    »Micha und Sabine!« stieß Carsten tonlos hervor. »Sie sind noch draußen. Wenn der Sand noch einmal die Geisterreiter bringt…!« Mehr konnte Oliver Reuter nicht verstehen.
    Er sah, wie Carsten Möbius aus dem Stand heraus lospreschte. Auf halbem Wege erkannte der Ingenieur, daß eine zweite Gestalt ihm entgegen kam.
    Dann schlug eine Windbö von unheimlichem Ausmaß ihm die Tür zu.
    Der Sandsturm hatte das Camp erreicht…
    ***
    »Wir nehmen den Jeep, Zamorra!« rief Carsten Möbius. »Wir müssen schneller sein und die beiden rausholen, bevor wieder die Geisterreiter kommen!«
    Professor Zamorra sagte nichts, sondern drückte Möbius eine der Sandbrillen in die Hand. Wie üblich steckte im Zündschloß des Jeep ein

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