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0294 - Das Grauen wohnt in toten Augen

0294 - Das Grauen wohnt in toten Augen

Titel: 0294 - Das Grauen wohnt in toten Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Michael
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Maschinerie zu schaffen machte. Sein feines Ohr hörte, wie Metall über Metall schabte.
    Der verdammte Halunke wollte den Bohrer mürbe machen. Carsten Möbius schlich sich weiter vor und sah, wie der Araber mit einer Feile leicht das Metall anrauhte und dann eine sonderbare Substanz darüber träufelte.
    Unschwer zu erraten, daß dies eine chemische Verbindung war, die das Metall von innen zersetzte. Das Fahled al Amer der erste Mann am Bohrer war, würde niemand Verdacht schöpfen und diesen Bohrer am nächsten Morgen zum Einsatz bringen.
    Carsten Möbius war sicher, daß der Bohrer dann abbrechen mußte. Den zerbrochenen Bohrer wieder aus dem Loch herauszuholen, kostete einen Betrag in Millionenhöhe. Carsten Möbius kannte seinen Vater zu gut, daß er, ohne besondere Kenntnis vom wirklichen Sachverhalt zu haben, die logische Konsequenz eines Unternehmers ziehen würde.
    Feuerung des Objektleiters, Entlassung des Personals, Einstellung der Arbeiten. Die Bohrstelle war unrentabel. Aus und vorbei.
    Carsten Möbius ahnte nicht, daß er ganz genau beobachtet wurde.
    Eigentlich war Oliver Reuter ja nur heimlich hergekommen, um zu überwachen, daß Fahled al Amer sich auch sein Geld auf »ehrliche Weise« verdiente.
    Doch dieses Jüngelchen war entschieden zu neugierig. Vorher hatte ihn Reuter nicht für voll genommen. Nur der blonde Junge war für ihn gefährlich.
    Und jetzt entpuppte sich dieser verwahrloste Junge als Schnüffler?
    War es die Konkurrenz, die überall lauerte? Oder angeheuerte Privatdetektive? Auch dieser Professor Zamorra schien aus geschäftlicher Sicht nicht sauber zu sein. Viel zu wenig echtes Fachwissen war bei ihm vorhanden. Dazu kam, daß sich andere Revisoren über Bohrgenehmigungen und Bodenproben herstürzten wie ein Löwe über ein gut abgehangenes Steak. Dieser Revisor jedoch war freundlich wie ein guter Nachbar, der zum Kaffeeplausch mal eben rüberkommt. Außerdem kannte er die beiden jungen Schnüffler.
    Wenn sie es so wollen, dann konnten sie es haben. Die beiden Männer, die Reuter bei sich hatte, würden alles für ihn tun. Auch wenn es darum ging, daß einer oder mehrere Gegner einen »Unfall« in der Wüste haben mußten.
    Der dritte seiner Leibwächter war noch nicht wieder zurück. Der sollte den blonden Jungen heimlich ausschalten und mit seinem Kamel zwei Tagesritte in die Wüste schleifen, wo er dann verdursten mußte.
    Oliver Reuter ahnte nicht, daß dieser Mann sich bereits wohlverschnürt in einem Dungsack im Kamelstall befand. Michael Ullich war ihm zuvorgekommen, hatte ihn tüchtig verprügelt und dann in den Dungsack gesteckt. Am Morgen sollte er wieder freigelassen werden, und der Eingeschlossene flehte Allah an, diese Nacht nach Möglichkeit abzukürzen.
    Michael Ullich wollte niemanden beunruhigen und behielt die Angelegenheit für sich. Er war unmittelbar nach diesem Anschlag auf sein Leben in aller Seelenruhe mit Sabine Janner zum Palmenhain gegangen, um ihr dort zu geben, was sie ersehnte.
    Oliver Reuter wies seine Männer auf Carsten Möbius. Der Junge hörte ein Geräusch hinter sich und wirbelte herum. Doch es war zu spät.
    Die beiden Araber waren kräftige Männer und packten ihn. Bevor Carsten wußte, was mit ihm geschah, hatten sie ihm die Hände auf den Rücken gefesselt.
    Mit totenbleichem Gesicht kam auch Fahled al Amer heran. Oliver Reuter winkte ihn zur Seite. Der Verräter machte, daß er fortkam.
    »Na, mein Junge!« knurrte Reuter. »Warum sind wir denn so neugierig?«
    »Weil ich ein Recht dazu habe!« sagte Carsten Möbius fest. Er sah ein, daß ihm sein Sträuben nichts half. Seine schlanke Gestalt straffte sich. Mit hocherhobenem Haupt stand er da. Ein Stolz lag in seinen braunen Augen, der den Ingenieur rasend machte.
    »Soll ich dir zeigen, was mein Recht ist?« fragte Oliver Reuter und ballte die Faust. Carsten Möbius sah, daß er zu einem Schlag ausholte. »Ich zeige es dir, wenn du mir nicht sofort erzählst, für wen du arbeitest, du verdammter Schnüffler. Wer bezahlt dich? Bist du ein Privat-Detektiv?«
    - »Viele Fragen, die ich ganz einfach beantworten kann!« erklärte der Junge, und seine Stimme wurde eisig. »Ich bin Carsten Möbius. Wir hatten bereits einige Male das zweifelhafte Vergnügen, Herr Reuter. Ich gebe zu, daß ich bei geschäftlichen Verpflichtungen mein Äußeres ein wenig verändere, um in den allgemeinen Rahmen zu passen. Man weiß ja, was die Leute von unsereinem erwarten. Kleider machen Leute. Aber ich habe mir

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