Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0299 - Der Schatten kommt auf leisen Sohlen

0299 - Der Schatten kommt auf leisen Sohlen

Titel: 0299 - Der Schatten kommt auf leisen Sohlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Schatten kommt auf leisen Sohlen
Vom Netzwerk:
können sich so ein Haßgefühl einfrieren und ganz nach Bedarf wieder auftauen. Ihr habt jedenfalls keine Ahnung?«
    »Nicht die geringste«, erwiderte Lemitt, und wieder klang es sehr glaubwürdig.
    Wir sprachen noch fast eine Viertelstunde, mit den dreien, wobei freilich vorwiegend Lemitt den Mund aufmachte. Es kam nichts dabei heraus, was für uns von Interesse hätte sein können. Dann gab ich Phil ein unauffälliges Zeichen.
    Er stand auf.
    »Wir möchten gern den Kerl vor die Mündung kriegen, der Martin abgeknallt hat«, sagte er. »Wenn einer von' euch mal was hört — sagt es Vera. Wir rufen sie ab und zu mal an.«
    Wir gingen zur Tür. Plötzlich rief Lemitt:
    »He! Was wird aus unseren Waffen?« Ich zögerte einen Augenblick. Wenn wir sie mitnahmen, machten wir sie mißtrauisch. Und sie konnten sich garantiert im Handumdrehen neue Schießeisen besorgen, so daß doch nichts erreicht war. Ich zeigte auf die Tür, die in die Küche ging.
    Phil ging hinein und packte das Waffenarsenal aus. Als er zurückkam, drehte er den Schlüssel im Türschloß um und zog ihn ab.
    »Den Schlüssel findet ihr im Fahrstuhl unter der Sitzbank«, sagte er grinsend. »Bis zum nächsten Mal! Und vergeßt nicht: Wir suchen Martins Mörder!« Wir fuhren mit dem Lift hinab. Als wir das Haus verließen, war von den Kollegen der Überwachungsabteilung nichts zu sehen. Trotzdem war sicher, daß sie in der Nähe waren.
    Wenn das FBI so etwas organisiert, klappt es.
    ***
    Gegen zwei kamen wir zuruck ins Distriktsgebäude.
    Zuerst gingen wir in die Dechiffrierabteilung. Moggy Randers, ein kleiner Bursche mit Spitzmausgesicht und Mathematikergehim, hockte wie üblich hinter einem Schreibtisch, auf dem man sich allenfalls noch mit einem Kompaß zurechtfinden konnte.
    »Ach, ihr seid's«, krähte er mit hoher Fistelstimme. »Setzt euch! Das heißt — wohin eigentlich? Augenblick, ich räume auf!«
    Wir waren es nicht anders gewöhnt. In seinem Zimmer gab es vier große Tische und den Schreibtisch.
    Aber trotzdem belegte Moggy auch sämtliche Stühle mit Büchern und Tabellen. Oft mußte sogar der Fußboden herhalten, so daß jeder, der ins Zimmer kam, unwillkürlich auf den Boden blickte, um auch ja nicht auf ein Buch oder eine Riesentabelle zu treten. Dazwischen waren eigenartige Geräte, die Moggy zum größten Teil selbst entworfen hatte. Es waren verstellbare, raffiniert konstruierte Chiffrierschlüssel. Aber zurechtfinden konnte sich mit dem ganzen Krempel nur ein einziger, nämlich Moggy Randers selbst.
    Nachdem er zwei Stühle abgeräumt hatte, setzten wir uns. Moggy war lange Jahre Professor für Mathematik an einer der bedeutendsten Universitäten gewesen. Niemand wußte, warum er plötzlich in FBI-Dienste getreten und dabei geblieben war.
    »Nun, was gibt's?« krähte er.
    Ich legte ihm den Brief auf den Tisch, den Vera Crotts an Martin Delane geschrieben hatte. Moggy las ihn halblaut:
    »Ich baute klein klein wenig — mit Doppel-N — zu viel, ach, nein, da steht: su viel — Quatsch, viel steht überhaupt nicht da, merkwürdig — also: su abnorm an Kelly aber Wyan — Wyan? seltener Name — Wyan ist auch nicht besser. Will froh sein, wenn du endlich wieder hier sein kannst… Hm… Also…«
    Er war in seinem Element. Ich gab Phil einen leichten Stoß. Wir erhoben uns und schlichen auf Zehenspitzen hinaus. Moggy merkte es nicht einmal. Jede verschlüsselte Botschaft war für ihn in erster Linie ein mathematisches Problem, und das war sein Ein und Alles. Er konnte sich an besonders schwierigen Problemen berauschen wie andere an Whisky.
    Als wir in den Flur kamen, in dem Mr. Highs Arbeitszimmer liegt, blieben wir erschrocken stehen.
    Zwar waren die Maurer bereits an der Arbeit, aber man konnte noch deutlich erkennen, was sich hier abgespielt hatte.
    »Mister High muß mit der Sekretärin am anderen Ende des Flurs gewesen sein, wenn sie beide nichts abbekommen haben«, murmelte ich.
    »Hoffentlich stimmt das«, meinte Phil.
    Er ging kurzerhand ins nächste Office und erkundigte sich, während ich den angerichteten Schaden aus der Nähe betrachtete. Als Phil wieder auftauchte, fuhr ich mit ihm eine Etage höher zu dem Vernehmungsraum, den sich der Chef als Behelfsbüro hatte einrichten lassen.
    »Ah, da seid ihr ja«, sagte Mr. High, als wir eintraten. »Nehmt Platz! Ganz so gemütlich wie unten ist es natürlich nicht.«
    »Was ist denn überhaupt passiert, Chef?« fragte Phil. »Das muß ja eine kleine Atombombe gewesen

Weitere Kostenlose Bücher