0299 - In diesem Zimmer haust die Angst
Dämonen aus diesem Kontinent eingesetzt, deshalb vertraute Kara so sehr auf ihr Schwert, das ihr dabei helfen sollte, einen Götzen wie Krol zu zerstören.
Sie spürte nur einen leichten Widerstand, als die Klinge an der fast untersten Stelle die dünne Haut aufschnitt und Kara das Schwert noch in die Höhe zog.
Sie wollte für sich eine Öffnung oder Wunde schaffen, damit sie hineingehen konnte, denn den eigentlichen Kampf wollte sie nur von innen her führen.
Es kam anders.
So leicht ließ sich Krol nicht besiegen.
Plötzlich veränderte sich seine Gestalt. Kara sah über sich einen gewaltigen Klumpen, so riesig und unheimlich, daß er den Himmel verdeckte, und im nächsten Augenblick fiel dieser Klumpen auf Kara zu.
Die Schöne aus dem Totenreich hatte auf die Kraft des Tranks vertraut. Und er half ihr in diesen Augenblicken tatsächlich, das Leben zu retten. Der Schleim hätte sie zermalmt, so aber, da Kara keinen festen Körper im eigentlichen Sinne besaß, saugte er sie nur auf.
Sie spürte den Sog, der sie erfaßt hielt und der sie nach innen zerrte, denn der Krake verkleinerte sich in Sekundenschnelle, so daß er nur noch die Größe eines Menschen besaß.
Im selben Augenblick löste sich Kara auf…
***
Wir standen da und starrten. Dieser Vorgang war uns beiden unbegreiflich.
Hier mußten Kräfte am Werk sein, von denen wir nicht einmal etwas ahnten, über die wir nichts wußten und die ihre Geburtsstunde irgendwann in grauer Vorzeit gehabt hatten.
Denen konnte auch Kara nichts entgegensetzen.
Sie schrumpfte nicht, aber Krol zog sich zusammen. Stück für Stück wurde er kleiner. Dabei in einer nahezu rasenden Geschwindigkeit, so daß wir nicht dazu kamen, einzugreifen.
Ich schrie den Namen der Frau und rannte los.
Hinter mir hörte ich Sukos Schritte. Der Chinese wurde noch schneller, er schwang seine Peitsche, denn er wollte den Kraken zerstören.
Zu spät.
Plötzlich war Krol verschwunden.
Hingesickert und gelaufen in die Tiefe, denn dort war ja seine eigentliche Heimat.
Wir blieben stehen und schüttelten unsere Köpfe. Was wir da sahen, war unfaßbar.
»Kara!« flüsterte ich.
»Hast du mich gerufen, John?«
Wir vernahmen ihre Stimme, schwangen herum und sahen sie jetzt vor uns stehen.
Lächelnd, das Schwert in der Rechten. Aus dem Lächeln wurde ein Lachen, als sie unsere Gesichter sah. »Ich bin es wirklich«, erklärte sie uns.
»Aber wie… wie…«
»Nicht, John. Du würdest doch keine Erklärung finden. Wer den Trank des Vergessens zu sich genommen hat, steht unter dem Schutz der Götter…«
In mir stieg eine Ahnung hoch. »Könnten es die stummen Götter gewesen sein?«
Kara nickte. »Ja, es waren die stummen Götter«, erwiderte sie leise. »Sie haben dafür gesorgt, daß Krol mich freiließ. Ich spürte ihre Gedanken, sie sprachen, als ich in Krols Körper eingeschlossen war, auch mit ihm, und sie zwangen ihn, mich freizulassen.«
»Aber womit?« rief ich.
»Es fiel ein Begriff«, sagte Kara leise, »der euch auch bekannt ist. Der eiserne Engel. Mit ihm drohten sie.«
Großer Gott, der Eiserne Engel. Lange hatten wir von ihm nichts mehr gehört, aber er stand auf unserer Seite, er war ein Relikt aus dem alten Atlantis und lebte zwischen den Zeiten. Vor ihm fürchteten sich die Großen Alten. Wenigstens Krol. Nun, das mußte ich mir merken.
Ich senkte meinen Blick. Eigentlich hätte hier ein gewaltiger Krater in der Straße sein müssen.
Nichts davon war zurückgeblieben.
Dennoch hatte dieser Fall ein Nachspiel. Kara fiel es zuerst auf. Aus einigen Häusern sickerte eine dicke, schleimige Flüssigkeit. Träge bewegte sie sich auf die Straße zu. Ein grüngelber Schleim, der an sich auflösende Ghouls erinnerte und durch das leichte Gefälle in eine bestimmte Richtung davonglitt.
»Das waren einmal Menschen!« flüsterte Suko.
Kara und ich sagten nichts. Wir schauten dem Schleim nur nach. Aufhalten konnten wir ihn nicht.
»Ich bin allerdings überzeugt, daß Krol wiederkommen wird«, sagte die Schöne aus dem Totenreich. »Diesmal hatte er sich noch zurückdrängen lassen, beim nächstenmal wird er es nicht tun, denn er hat zudem noch zwei Helfer bekommen. Myxin und Mandraka.«
»Was kann Myxin bei ihm wollen?« fragte ich.
Kara hob die Schultern. »Ich weiß es nicht. Er ist so seltsam, so komisch.«
»Er ist dein Feind«, meinte Suko.
»Vielleicht.«
Ich war erstaunt. »Wieso? Hast du Zweifel?«
Kara lächelte schmal. »Die Zukunft wird es zeigen,
Weitere Kostenlose Bücher