0299 - In diesem Zimmer haust die Angst
ihnen nannte sich Krol, verwandelte sich in einen mordgierigen Kraken, wobei er noch einen Polizisten tötete.
Der zweite hatte mit schweren Verletzungen überlebt, die anderen konnten sich retten.
Auch Sir James, der schwerbewaffnete Beamte kommen ließ, die das Haus durchsuchten.
Ohne Erfolg.
Von Krol, seinem einäugigen Begleiter und vor allen Dingen von John und Suko war nichts mehr zu finden.
In Shaos Wohnung hatte Sir James so etwas wie ein Hauptquartier eingerichtet. Er saß vor einem Tisch und hielt mit den Beamten über Sprechfunk Verbindung.
Die Chinesin war von einem herbeigerufenen Arzt durch eine Spritze beruhigt worden, saß apathisch auf der Couch und schaute auf ihre Knie. Sie sagte kein Wort.
Hin und wieder warf ihr Sir James einen kurzen Blick zu. Seine Augen hinter den dicken Brillengläsern hatten einen besorgten Ausdruck angenommen. Er litt ebenso wie Shao, doch er durfte den Sinn für die Realitäten nicht verlieren. Wenn John und Suko tatsächlich tot waren, konnte man den Kampf gegen die Mächte der Finsternis endgültig als verloren bezeichnen.
Daran mußte Sir James denken.
Er saß im Mantel am Tisch, der dunkle Hut lag neben dem Sprechgerät, das sich plötzlich meldete.
Eine quäkende Stimme war zu hören und der deprimierende Unterton genau zu verstehen.
»Kein Erfolg, Sir. Auch die Räume unter dem großen Dach sind leer!« Sir James atmete tief durch.
Dann sagte er: »Ich danke Ihnen!«
»Sollen wir weitermachen, Sir?«
»Nein. Sammeln Sie sich unten in der Halle. Ich komme später.«
»Verstanden, Sir.«
Der Superintendent schaltete den Apparat aus. Für einen Moment blieb er unbeweglich sitzen. Das Gesicht bleich wie ein Leichentuch, die Augenbrauen zusammengekniffen.
Danach seufzte er auf und erhob sich. Als Shao ihn nicht mehr ansehen konnte, verzog sich sein Gesicht. Der Magen rebellierte wieder. Sir James mußte unbedingt eine Tablette einnehmen.
Zum Glück führte er sie stets mit sich. Er ging in die Küche, ließ Wasser in ein Glas laufen und spülte die Tablette hinunter.
Es war warm in der Wohnung. Er schwitzte deshalb. Auch draußen waren die Temperaturen nach der Frostperiode stark angestiegen. Sie lagen jetzt zwölf Grad über dem. Gefrierpunkt. Sir James stützte seine Hände auf eine Anbauplatte und schaute aus dem Fenster.
Er sah überhaupt nicht, was draußen vorging. Seine Gedanken drehten sich allein um John und Suko.
Sie waren also tot!
Aber, so sagte er sich, wenn sie tatsächlich nicht mehr lebten, weshalb schaffte man dann ihre Leichen weg? Das verstand Sir James nicht. Es mußte doch als Triumph reichen, die beiden gefährlichen. Geisterjäger ausgeschaltet zu sehen.
Wieso brachte man sie weg?
Sir James wußte darauf keine Antwort. Wer kannte sich schon in der Psyche eines Dämons aus, vorausgesetzt, er besaß überhaupt so etwas.
Möglicherweise wollte man die Leichen der beiden Geisterjäger auch irgendwo präsentieren, damit es jeder Dämon glaubte.
Als er Schritte hörte, drehte er sich um.
Shao stand in der Tür. Blaß und bleich. Ränder lagen unter ihren Augen, die einen trüben Glanz bekommen hatten. Die Lippen zuckten, als sie die nächste Frage stellte.
»Hat man was erreicht?«
»Nein.«
Shao senkte den Kopf und nickte nur.
Sir James wußte auch nicht, was er sagen sollte, er hob nur die Schulter. Seine Gedanken drehten sich auch um den Namen des Kraken-Dämons. Krol hatte er geheißen.
Ein seltsamer Name. Sir James dachte nach und überlegte, er kam nur zu dem Ergebnis, daß er den Namen noch nie zuvor gehört hatte. Weder in einer Verbindung mit der Hölle noch mit Atlantis und allem, was sich um dieses Thema drehte.
Wer verbarg sich hinter dem Namen Krol?
Wenn er das erfahren konnte, war schon viel gewonnen.
Wieder redete Shao. »Man könnte die Suche dann ja abbrechen«, schlug sie vor.
Sir James nickte. »Das ist schon geschehen.«
Shao preßte ihre Handrücken gegeneinander. »Sind wir damit mit unseren Möglichkeiten am Ende?«
Hilflos hob Sir James die Schultern. So hatte ihn Shao noch nie erlebt. Er wußte sich keinen Rat mehr, wo er den Hebel noch ansetzen sollte. Die organisatorischen Möglichkeiten waren alle erschöpft. Es gab kaum noch Hoffnung. Jedenfalls hatten sie nichts, auf was sie sich stützen konnten.
Mit einem großen Polizeiapparat im Rücken Gesetzesübertreter zu jagen, ist eine Sache, Dämonen zu bekämpfen, eine andere. Da mußten andere Methoden angewendet werden. Aber ausgerechnet
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