03 - Nur ein einziger Biss
»Irgendjemand muss hier ja mal etwas gesunden Menschenverstand zeigen.«
Wie erwartet, strotzte Salvatore sofort vor verletztem Stolz. »Niemand spricht im Namen der Werwölfe außer mir! Ich bin der König!«
Darcy sah ihm direkt in die Augen. »Dann benehmen Sie sich auch so!«
Er versteifte sich, aber überraschenderweise senkte er leicht den Kopf. »Du hast recht. Ich werde meine Pflicht erfüllen.«
»Vielleicht gibt es ja noch Hoffnung für Sie«, murmelte Darcy.
Salvatores Augen verengten sich, und ein grüblerischer Ausdruck spielte über sein Gesicht. Immerhin war er klug genug, um zu wissen, dass er manipuliert worden war. Langsam richtete er den Blick auf Styx. »Ihr habt gesiegt, Vampir, aber ich beneide Euch nicht um Euren Preis.«
Ein Lächeln huschte über Styx’ Lippen. »Man findet mit der Zeit Gefallen an ihr.«
Salvatore schnaubte ungläubig. »Wenn Ihr meint.«
Darcy schüttelte den Kopf. Noch vor wenigen Minuten
waren die beiden Dämonen entschlossen gewesen, sich gegenseitig zu töten. Und fünf Minuten später teilten sie bereits wieder einen dieser vertraulichen Männermomente, die immer auf Kosten der Frauen gingen!
»Das reicht! Ich bin müde und hungrig und brauche ganz dringend eine heiße Dusche. Ich will nach Hause!«
Styx schwieg seltsamerweise, bevor er langsam den Kopf drehte, um sie mit undurchdringlicher Miene anzusehen.
»Nach Hause?«, fragte er leise.
Als ihr ganz plötzlich klar wurde, dass sie tatsächlich das verbotene Wort benutzt hatte, holte Darcy tief Luft. Großer Gott, wie war das denn passiert? Wann hatte sie akzeptiert, dass Styx’ Nähe alles war, was sie brauchte, um sich zu Hause zu fühlen?
Sie atmete langsam wieder aus und kam zu dem Entschluss, dass das eigentlich keine Rolle spielte. Das Wann, das Warum und das Wie lagen in der Vergangenheit. Die Zukunft war alles, was zählte. Ihre Zukunft mit Styx.
»Ja.« Sie ließ es zu, dass ihre Augen strahlten. »Nach Hause.«
Styx griff nach ihr und zog sie eng an seinen Körper, und sein Mund streifte ihren Scheitel. »Mein Engel.«
Als Darcy sich gerade enger an Styx schmiegen wollte, wurde sie von Levets brüskem Aufseufzen aufgehalten.
» Sacrebleu . Jetzt fängt das wieder an!«
Mit einem Kichern zog sich Darcy zurück, aber Styx weigerte sich, ihre Hand loszulassen.
»Okay, Levet. Du hast ja recht. Wir gehen ja schon.«
Styx übernahm die Führung, als sie Salvatore verließen, dessen Verletzungen rasch heilten, und die letzte Treppe hinunterstiegen. Er wollte aus dem scheußlichen Versteck
verschwinden. Und nicht nur, weil in den dunklen Korridoren noch immer Gefahren lauerten.
Er konnte nicht widerstehen, sondern musste einfach die Frau ansehen, die neben ihm ging. Wie immer regten sich in seinem Körper die übliche Hitze und eine intensive Zärtlichkeit, kombiniert mit reinem männlichem Besitzerstolz. Das war so unvermeidbar wie die aufgehende Sonne. Aber ergänzt wurden diese Gefühle durch ein unverkennbares Gefühl des Triumphes. Darcy hatte ihn ihrem Rudel vorgezogen!
Zugegeben, ihr Rudel hatte sich kaum als die liebende Familie erwiesen, die sie sich schon immer gewünscht hatte, dachte er. Es war nicht gerade eine Bilderbuchfamilie gewesen. Aber andererseits war sie auch keine Frau, die sich unbedingt an jemanden binden musste, nicht wahr? Selbst wenn ihre Familie eine Enttäuschung war, war sie noch lange nicht gezwungen, sich ihm zuzuwenden.
Die Götter wussten, dass sie über genügend Unabhängigkeit und Vertrauen in ihre eigenen Fähigkeiten verfügte, um auf sich selbst achtzugeben. Sie bliebe niemals bei ihm, wenn dies nicht das wäre, was sie sich wünschte.
Styx bemühte sich, das alberne Grinsen zu unterdrücken, das sich auf seinem Gesicht auszubreiten drohte, und wurde in die Gegenwart zurückgeholt, als Levet nach ihm griff und rüde an seinem Hemd zerrte.
»Wohin gehen wir?«
»Zurück in die Tiefgarage.«
Levet sah ihn bei dieser Antwort finster an. »Du hast doch wohl nicht die Absicht, Darcy durch diese Abwasserkanäle zu zerren?«
»Oh, für mich waren sie gut genug, aber nicht für Darcy?«, fragte Styx.
»Allerdings.«
Styx musste lachen. Der Gargyle hatte zumindest eine Meinung. »Keine Angst. Ich habe vollstes Vertrauen, dass es Viper inzwischen gelungen ist, ein Transportmittel zu beschaffen, das uns erwartet.«
Der finstere Blick verschwand wie durch ein Wunder. »Hervorragend. Ich wollte schon immer diesen Jaguar fahren!«
Dieser kleine Dämon
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