03 - Tod im Skriptorium
eine kleine Holzfällerhütte. Aus ihrem Schornstein stieg Rauch auf.
Vor der Hütte standen zwei Pferde. Eins war ziemlich reich aufgezäumt, das andere sehr einfach.
Fidelma wechselte einen bedeutungsvollen Blick mit Cass.
»Wir reiten hinüber«, befahl sie und trieb ihr Pferd durch die Furt, zu der der Weg sie geführt hatte. Hier war der Fluß an der tiefsten Stelle kaum mehr als einen halben Meter tief. Vorsichtig ritten sie das andere Ufer hoch.
»Wir lassen unsere Pferde dort zwischen den Bäumen«, meinte Fidelma und wies auf eine kleine geschützte Stelle ein Stück weit vor ihnen. »Dann gehen wir zu Fuß zu der Hütte. Ich vermute, dort finden wir sowohl Salbach als auch unsere verschollene Bibliothekarin.«
Cass schüttelte verwundert den Kopf, widersprach aber nicht.
Fidelma hatte beschlossen, sich der Hütte heimlich zu nähern, denn ihr war eine Reihe von Gedanken gekommen, die sie zu einer Schlußfolgerung geführt hatten, die sie zwar wenig rühmlich fand, deren Logik jedoch zu den Dingen zu passen schien, die sie bisher erfahren hatte.
Sie folgten einem schmalen Pfad parallel zum Flußufer und kamen zu der kleinen Lichtung, auf der die Holzfällerhütte stand.
Sie blieben am Rande des Waldes stehen. Fidelma hob den Kopf und lauschte.
Aus der Hütte drang das helle Lachen einer Frau.
Fidelma sah Cass an. Anscheinend hatte sie mit ihrer Voraussage recht behalten.
Sie wollte schon auf die Hütte zugehen, als Cass sie am Arm packte.
Da hörte auch sie den leisen Hufschlag eines herantrabenden Pferdes.
Rasch zog sie sich in den Schutz des Unterholzes zurück und hockte sich neben Cass nieder.
Von der anderen Seite der Lichtung jagte ein Reiter heran und hielt vor der Hütte. Er war untersetzt und trug einen Wollmantel, wirkte ungepflegt und schmutzig; es war ein Krieger.
»Salbach!« rief er.
Kurz darauf erschien der Fürst in der Tür der Hütte, er zog sich gerade das Hemd an.
»Was gibt’s?« rief er und warf sich einen pelzbesetzten Mantel darüber.
»Die Verhandlung soll in den nächsten Tagen in Ros Ailithir stattfinden. Und Ross’ barc ankert in der Bucht. Sie müssen zurückgekehrt sein.«
Fidelma sah, wie Cass sie mit großen Augen anblickte. Sie schnitt eine Grimasse.
»Weiß sie es?« fragte Salbach.
»Das bezweifle ich. In Sceilig Mhichil war darüber nichts zu erfahren.«
»Na, ich glaube, ich weiß, wo sie sich verstecken«, meinte Salbach.
»Das wird den bó-aire freuen«, brummte der Krieger.
Salbach ging zu seinem Pferd und schwang sich behende in den Sattel.
»Ich begleite dich nach Cuan Dóir, und unterwegs gebe ich dir meine Anweisungen für Intat.«
Cass blickte Fidelma bedeutungsvoll an.
Salbach und der Krieger ritten zum Fluß und durchquerten die Furt.
»Ich dachte, Salbach wollte Krieger aussenden, um Intat festzunehmen, damit er wegen des Verbrechens in Rae na Scríne vor Gericht kommt?« flüsterte er.
»Intat und Salbach stecken offensichtlich unter einer Decke«, antwortete Fidelma, stand auf und klopfte sich die Blätter vom Habit. »Das hatte ich schon vermutet. Komm, ich glaube, es wird Zeit, daß wir ein Wörtchen mit unserer verschollenen Bibliothekarin reden.«
Sie ging mit festen Schritten über die Lichtung zur Tür der Hütte und stieß sie kurzerhand auf.
Schwester Grella, noch nicht angekleidet, fuhr herum und starrte sie entgeistert an.
Fidelma lächelte kalt.
»Nun, Schwester Grella? Anscheinend hast du beschlossen, das Nonnendasein aufzugeben.«
Mit offenem Mund und bleichem Gesicht starrte Schwester Grella an Fidelma vorbei auf Cass, der ihren Blick mit gleichem Erstaunen zurückgab. Dann brach Grella den Bann, indem sie ein Kleidungsstück ergriff und sich damit bedeckte.
Fidelma drehte sich um und schaute Cass vorwurfsvoll an.
Der junge Krieger wurde rot, trat rückwärts aus der Hütte und stellte sich neben die Tür.
»Zieh dich an, Grella«, befahl Fidelma, »und dann reden wir miteinander.«
»Wo ist Salbach?« flüsterte die ehemalige Bibliothekarin. »Was hast du vor?«
»Salbach ist fortgeritten, wie du ja wohl bemerkt hast«, antwortete Fidelma. »Und was deine zweite Frage angeht, nun, das kommt darauf an. Zieh dich endlich an.«
Fidelma fand einen Stuhl und setzte sich.
Grella tat, wie ihr geheißen.
»Nimmst du mich mit zurück in die Abtei?«
Fidelma lächelte spöttisch.
»Du hast dich für dein Verhalten sowohl nach dem kirchlichen wie nach dem weltlichen Recht zu verantworten.«
»Ich habe nicht
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