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03 - Tod im Skriptorium

03 - Tod im Skriptorium

Titel: 03 - Tod im Skriptorium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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gesündigt. Salbach will mich zu seiner zweiten Frau nehmen. Die Abtei habe ich für immer verlassen.«
    »Ohne das dem Abt mitzuteilen? Und du sagst, Salbach ist schon verheiratet?«
    »Seine Frau ist alt«, antwortete Grella, als wäre das eine Erklärung für alles.
    »So wie Dacán alt war?« fragte Fidelma harmlos.
    Grella schaute sie verblüfft an. Dann fing sie sich und zuckte die Achseln.
    »Das hast du also herausgefunden? Ja, wie Dacán es war. Verrunzelt, müde und schwach war er. Deshalb habe ich mich von ihm scheiden lassen.«
    »Nachdem der Glaube in dieses Land gekommen ist, haben die Bischöfe die Sitte, eine zweite Frau oder einen zweiten Mann zu nehmen oder eine Konkubine zu halten, verurteilt«, bemerkte Fidelma. »Wenn Salbach dich zu seiner zweiten Frau nimmt, wird dich die Kirche verurteilen.«
    Grella lachte höhnisch.
    »Vor ein paar Jahren hatte Nuada von Laigin zwei Frauen. Das weltliche Gesetz gesteht dem Mann immer noch das Recht auf eine zweite Frau zu.«
    »Ich kenne das Gesetz, Grella. Doch du bist eine Nonne und müßtest wissen, daß die Regeln des Glaubens oft im Gegensatz zum weltlichen Recht stehen.«
    »Aber deine Aufgabe ist es, das weltliche Recht durchzusetzen«, fuhr Grella sie an.
    Fidelma verfolgte dieses Thema nicht weiter, denn sie wußte, daß die Kirche sich zwar gegen die in alten Zeiten weit verbreitete Polygynie stellte, doch nur mit begrenztem Erfolg. Schließlich hatte ein Brehon, der den Gesetzestext des Bretha Crólige verfaßte, verzweifelt vermerkt: »Es gibt im irischen Gesetz verschiedene Meinungen darüber, was angemessener ist, viele geschlechtliche Verbindungen einzugehen oder nur eine, denn da das auserwählte Volk Gottes in Vielehe lebte, fällt es leichter, dies zu preisen als zu verurteilen.« Grella hatte recht. Aber Fidelma ging es nicht in erster Linie um die Moral ihres Liebesverhältnisses mit Salbach von den Corco Loígde.
    »Du hattest also vor, niemals wieder in die Abtei zurückzukehren? Warum hast du dann deine persönlichen Besitztümer nicht mitgenommen?«
    Grella biß sich auf die Lippen. Sie hatte sich fertig angezogen und ihr Haar in Ordnung gebracht. Die Hände in die Hüften gestemmt, stand sie vor Fidelma.
    »Ich brauche mich nicht zu entschuldigen. Es ist nicht viel, was ich noch in der Abtei habe, und was ich brauche, bekomme ich von Salbach. Vielleicht kehre ich noch einmal dorthin zurück, nachdem ich Salbachs Frau geworden bin. Dann wagt es niemand mehr, mir Vorwürfe zu machen. Ich stehe dann unter Salbachs Schutz.«
    »Salbach ist ebenso dem Gesetz verantwortlich wie du, Grella. Es gibt ein paar Fragen, die du zu beantworten hast, und zwar sofort. Du wußtest, daß dein früherer Mann Dacán mit einer besonderen Absicht nach Ros Ailithir gekommen war?«
    »Wieviel weißt du wirklich?« fragte Grella ein wenig ängstlich.
    »Ich weiß, daß du einmal mit Dacán verheiratet warst.«
    »Das muß dir Mugrón erzählt haben. Es war ein blöder Zufall, daß er mich in Cuan Dóir gesehen hat.«
    »Er sah dich dort mit Schwester Eisten«, sagte Fidelma ruhig. Grella ging nicht darauf ein.
    »Was spielt das für eine Rolle? Ich habe dir mein Verhältnis zu Salbach erklärt.«
    »Warum hast du Schwester Eisten zu Salbachs Burg mitgenommen?«
    »Salbach hat mich darum gebeten. Er hatte gehört, daß Eisten ein Waisenhaus in Rae na Scríne führte. Er wollte sie und die Kinder kennenlernen. Er wußte, daß ich mit ihr befreundet war.«
    »Und hat sie die Kinder mitgebracht?« fragte Fidelma.
    »Nein, sie begleitete mich nach Cuan Dóir, weigerte sich aber, die Kinder mitzunehmen, wegen der Gelben Pest.«
    »War Salbach verärgert, als sie ohne die Kinder kam?«
    Grella sah sie neugierig an.
    »Weshalb hätte er sich darüber ärgern sollen?«
    Fidelma lehnte sich zurück und schwieg einen Moment.
    »Weißt du, daß Eisten ermordet worden ist?«
    Grellas Gesicht wurde plötzlich zu einer starren Maske. Es war offensichtlich, daß sie es erfahren hatte, und Fidelma merkte, daß die Bibliothekarin hinter der Maske sichtlich erschüttert war.
    »Ich habe es erst vor ein paar Tagen gehört.«
    »Nicht früher?«
    Sie schüttelte den Kopf, und irgendwie spürte Fidelma, daß sie die Wahrheit sagte.
    »Es scheint dir nahezugehen. Du sagtest, ihr wart befreundet. Wie eng?«
    »Seit Eisten zu Anfang des Jahres bei mir in der Bibliothek Studien trieb, waren wir Seelenfreundinnen.«
    Seelenfreundinnen! Ja, Eisten hatte Fidelma erzählt, daß sie eine

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