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030 - Die mordende Anakonda

030 - Die mordende Anakonda

Titel: 030 - Die mordende Anakonda Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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würde er erst finden, wenn er Patrick Queshon einen Besuch
abstattete ...
    Er hatte plötzlich das Gefühl, jemand befände sich in seiner Nähe. Es
bedrückte ihn, die schmalen Holzstiegen hinabzusteigen, die in den Keller
führten. Dort stand sein Fahrrad.
    Joe Rings blickte sich um, und seit langer Zeit ärgerte es ihn wieder, dass
die Kellerbeleuchtung nicht funktionierte. Der Hauswirt – seit langem darauf
aufmerksam gemacht – hatte die Birne immer noch nicht ausgewechselt.
    Joe war froh, als er sein klappriges Fahrrad die Treppen hochschob und
sodann die Tür zum Hof aufstieß. Eine Brise frischer Meeresluft schlug ihm
entgegen. Nur zweihundert Meter von hier entfernt lag die See.
    Der Ire durchquerte den düsteren, ungepflegten Hinterhof. Das große,
hölzerne Tor stand weit offen. Joe Rings fuhr auf die Straße hinaus.
    Das Haus Patrick Queshons lag am anderen Ende des Dorfes.
    Rings presste die Lippen zusammen. Als er am Rathaus vorbeikam, spielte er
für den Bruchteil einer Sekunde mit dem Gedanken, die Angelegenheit von heute
Nacht zu melden, aber er verwarf diese Idee ebenso schnell wieder, wie sie ihm
gekommen war.
    Wer würde ihm glauben? Im ganzen Ort war er als Trinker bekannt, obwohl er
es wirklich nicht allzu arg trieb. Wenn er jetzt sein Erlebnis schilderte, dann
würde man ihn auslachen und ihm sagen, dass dies wohl der Anfang des Delirium
tremens sei ... Merkwürdig! Auch daran hatte er selbst schon gedacht. Und die
Gedanken kamen ihm wieder, wenn er das angsterfüllte, ferne Wimmern und Stöhnen
Queshons zu hören glaubte.
    Litt er schon unter Verfolgungswahn?
    Der Ire war froh, als er das abseits stehende Gehöft erblickte. Alles war
noch ruhig dort. Offenbar lag auch Queshon noch in den Federn.
    Rings stieg vom Fahrrad herunter und trat mit dem Fuß einfach gegen das
wacklige Gattertor, das sofort quietschend zurückschwang. Einen Riegel gab es
hier nicht mehr. Jeder konnte ein und aus gehen, wie es ihm beliebte, und es
war schon ein Wunder, dass die Queshons überhaupt noch auf die Idee kamen, die
Haustür abzuschließen. Hier funktionierte zum Glück das Schloss noch. Aber viel
Sinn hatte das auch nicht. Wenn man es darauf anlegte, in das Haus
einzudringen, dann bereitete das nicht die geringsten Schwierigkeiten. Man
brauchte nur die klobige Leiter anzustellen, die neben einem Gatter am
Haussockel lag, und schon konnte man bequem in das erste Stockwerk einsteigen.
Dort oben befand sich ein Fenster, in dem die Scheiben fehlten. Queshon hatte
den Schaden, der auf einen heftigen Herbststurm des vergangenen Jahres
zurückging, notdürftig mit einer zerknitterten Plastikfolie geflickt.
    Doch Diebe waren bis zur Stunde noch nicht ins Haus gedrungen. Im Umkreis
von Meilen war bekannt, dass hier in diesem Haus für niemanden etwas zu holen
war. Im Gegenteil: Wer hier eindrang, der musste noch etwas mitbringen ...!
    Joe Rings wurde vom aufgeregten Gackern einiger Hühner empfangen, die ein
stolzer, prächtiger Hahn begleitete.
    Aus dem Stall vernahm der Ire deutlich das Grunzen der Schweine.
    Irgendwo in dem verwinkelten Anwesen klappte eine Tür.
    Eine Frau kam aus dem Schuppen. Sie trug eine dunkelgraue, nicht sehr
saubere Schürze. Die dünnen Haare waren aufgesteckt.
    Mrs. Queshon blickte dem Eindringling aus zusammengekniffenen Augen
entgegen. Sie war etwas kurzsichtig, lehnte es aber ab zum Augenarzt zu gehen
und eine Brille zu tragen. Die Irin war der Ansicht, dass das Zeit- und
Geldverschwendung wäre.
    »Ah, sieh einer an! Der erste Spätheimkehrer trifft ein. Aber offenbar hat
er sich in der Hausnummer geirrt. Nun, Joe, du wohnst weiter unten. Oder kommst
du, um mir zu sagen, dass Patrick, der alte Säufer, nicht mehr in der Lage war,
die heimatlichen Gefilde zu erreichen? Offenbar liegt er drüben bei dir und
schläft seinen Rausch aus.«
    Mrs. Queshon wischte die Hände an der schmuddeligen Schürze ab. Die Bäuerin
war neunundvierzig Jahre alt, wirkte aber gut fünfzehn Jahre älter. Sie war
abgearbeitet. Ihre Hände waren schwielig, gerötet und rissig.
    Sie streckte ihm die Rechte entgegen. Margie Queshon hatte einen Händedruck
wie ein Mann.
    »Du scheinst noch ganz gut auf den Beinen zu stehen«, musterte sie ihn.
    »Erstaunlich. Wenn ihr sonst eine Nacht durchzecht, dann ...« Joe ließ sie
nicht mehr ausreden. Wieder stieg die Angst in ihm auf.
    »Patrick – ist nicht hier ?«,
fragte er mit dumpfer Stimme.
    Margie Queshon schüttelte den Kopf. »Wie kommst du darauf?« Ihre

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