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030 - Die mordende Anakonda

030 - Die mordende Anakonda

Titel: 030 - Die mordende Anakonda Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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hier ist?«
    »Nein, natürlich nicht.«
    Joe Rings stieß hörbar die Luft durch die Nase. Er sah bleich aus. »Die
Sache ist die, McBratt ...«, begann er zaghaft. »Bis vor einer Stunde war ich
noch der Meinung, dass alles nur ein Traum gewesen sei. Aber mit meinem Besuch
bei Mrs. Queshon wurden die Zweifel schon größer. Und jetzt, wo ich hier bin –
fürchte ich, dass Patrick und ich heute Nacht diese Sache wirklich erlebt
haben!«
    »Welche Sache?« McBratt griff nach dem Whiskyglas und leerte es mit einem
Zug.
    »Wir müssen uns verlaufen haben, dann verlor ich Patrick aus den Augen. Ich
verfolgte ihn, ich wusste, dass er gehörig einen in der Krone hatte. Und ich
fand ihn auch wieder ...« Joe Rings erzählte alles und ließ nichts aus.
    »... vor einigen Jahren ging schon einmal das Gerücht um, auf Inishkea gäbe
es Schlangen, die normalerweise in diesem Klima gar nicht vorkommen dürften.
Drei Menschen kamen ums Leben, und eine Person verschwand damals spurlos,
erinnerst du dich?«
    McBratt nickte schwach. »Wie könnte ich das vergessen! Es war eine lokale
Sensation. Donovan Odds jüngste Tochter, sechs Jahre alt, verschwand seinerzeit
spurlos. Es war kurz nachdem er das alte Hotel von James Beam übernommen hatte.
Beam war pleite gegangen. Donovan Odd hatte ihn zum Konkurs getrieben. Odd und
Beam, das waren die beiden Streithähne im Ort. Keiner gönnte dem anderen den
Erfolg. Es war immer Odds Ziel gewesen, dass Beam erledigt würde. Er hat es
geschafft.«
    »Keiner brachte damals die Sache mit den drei Touristen und dem
Verschwinden der Tochter Donovan Odds in Verbindung.«
    »Weshalb auch?«, fragte McBratt.
    »Die Touristen kamen eindeutig durch Bisse von Giftschlangen ums Leben.
Odds Tochter aber verschwand, und ...« Er starrte Joe Rings an, als begriffe er
erst in diesem Augenblick. Die Blicke des Straßenbauarbeiters waren wie in
Hypnose auf ihn gerichtet.
    »Kannst du dir vorstellen, McBratt«, sagte Joe leise, »dass es Schlangen
gibt, die ihre Opfer nicht durch einen tödlichen Biss umbringen, die ihre Opfer
nicht erdrosseln – sondern einfach verschlingen ?«
    »Ich habe davon gehört, aber ich kann es nicht glauben«, entgegnete der
Wirt. Er schüttelte sich; offenbar hatte er sich diese Szene zu illustriert
vorgestellt.
    »Willst du damit sagen, dass die Tochter Donovan Odds ...« Er winkte ab und
unterbrach sich selbst. »Aber was soll das ganze Gefasel von zurückliegenden
Dingen, ich ...«
    » Du missverstehst mich, McBratt. «
Joe Rings' Stimme hatte plötzlich einen Klang, der den Wirt erschreckte. So
hatte er Joe noch nicht erlebt. Das Gesicht seines Gegenübers war bleich wie
ein Leichentuch. Und die Augen in Rings' Höhlen glühten wie zwei Kohlen.
    »Ich rede nicht von zurückliegenden Dingen, McBratt. Ich habe selbst
gesehen, wie Patrick Queshon – von einer Schlange hinuntergewürgt wurde ...!«
McBratt lief grün an.
    »Wahnsinn«, stieß er hervor. »Du phantasierst, Joe ...«
    »Ich wollte, es wäre so! Vor einem Jahr durchsuchte man die Insel nach
Schlangen. Das Gerücht, dass Beam etwas mit den Vorfällen zu tun haben könnte,
ist bis zur Stunde nicht eingeschlafen. Man sprach davon, dass er sich an Odd
für das ihm zugefügte Unrecht rächen wollte. Dass dabei auch Unschuldige dran
glauben mussten – war nicht vorgesehen. Ein Unglücksfall. – James Beam war von
seinem Besitz nichts anderes geblieben als eine armselige Hütte und ein kleines
baufälliges Haus außerhalb der Stadt. Er lebte in der Hütte, und man sah immer
wieder fremde Studenten bei ihm, die den Wunsch hatten, in Ruhe und
Abgeschiedenheit zu lernen und zu arbeiten. Beam ließ sie kostenfrei wohnen –
und er tut das auch heute noch. Dafür erwartet er, dass man ihm gelegentlich
hilfreich zur Hand geht, dass man eine kleine Reparaturarbeit durchführt, dass
man das Haus mal wieder aufräumt, einen Zaun flickt ...«
    »Du weichst ab, Joe ...«
    »... das täuscht. Ich hole weit aus, um eine Erklärung für das zu finden,
was ich gesehen habe. Und wenn ich mir alles so überlege, dann werden mir die Dinge
immer klarer. Die Schlangen, die man nie fand – existieren, und sie existieren
in einer anderen Form, als man allgemein auf der Insel annahm!«
    »Irland ist reich an seltsamen Ereignissen«, überlegte McBratt. »Du weißt,
welche Legenden sich um die zahlreichen Seen und verborgenen Teiche ranken.
Vielleicht gibt es noch andere Dinge, von denen wir nicht die geringste Ahnung
haben. Und was gedenkst

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