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030 - Die mordende Anakonda

030 - Die mordende Anakonda

Titel: 030 - Die mordende Anakonda Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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du jetzt zu tun?«
    »Ich wollte die Polizei verständigen.«
    »Warum tust du das nicht, Joe?«
    Rings lachte hart auf. »Würde man mir denn glauben? Wenn ich anfange, von
unserem nächtlichen Bummel zu erzählen, dann wird man abwinken. Queshon und ich
sind abgestempelt. Ich brauche Beweise, McBratt! Und zwar auf dem schnellsten
Weg. Wir haben uns verlaufen; es muss mir gelingen, diesen Pfad wiederzufinden.
Dass es nicht unmöglich ist, beweist allein schon die Tatsache, dass ich es
schaffte, auf den Hauptweg zurückzufinden. Ich weiß nicht mehr, wie ich zu
Hause ankam, ich weiß nur, dass ich wie von Furien gehetzt davonrannte. Ich
fand den Heimweg.«
    Er wischte sich über die Stirn. Kalter Schweiß stand darauf.
    Minutenlang saßen sich die beiden Männer schweigend gegenüber. Dann meinte
Joe: »Ich brauche deine Hilfe, McBratt. Du kennst hier jeden Winkel. Du musst
mir helfen, die Lichtung wiederzufinden.«
    »Glaubst du, dass dort – das Schlangennest verborgen ist?«
    »Ich weiß, was ich gesehen habe. Patrick wurde in ein Loch in der Erde
gezogen. Ich muss gerade daran denken, dass ich die Szene im Schein meiner
Taschenlampe verfolgte. Ich war unfähig einzugreifen. Ich habe meine
Taschenlampe dort verloren.«
    McBratt besann sich einen Augenblick. »Okay«, sagte er dann. »Ich begleite
dich, Joe.« Mit diesen Worten erhob er sich und verschwand im Nebenraum. Er
rumorte dort herum und kehrte schließlich mit einem alten Jagdgewehr und einem
großen Dolch zurück. Er reichte dem Gelegenheitsarbeiter den Dolch.
    »Das ist besser als die bloße Hand. Und hier habe ich auch noch etwas ...«
Mit diesen Worten streichelte er beinahe zärtlich das Jagdgewehr. »Ich habe es
vor zehn Jahren zum letzten Mal gebraucht. Damals schoss ich hinter einem
Burschen her, nach dem die Polizei in ganz Irland fahndete, der sich
ausgerechnet hier auf Inishkea abgesetzt hatte und versuchte, in meinem
abgelegenen Wirtshaus Unterschlupf zu finden. Das Gewehr habe ich seitdem
regelmäßig geputzt und gepflegt. Es funktioniert, darauf verwette ich meinen
Kopf.«
    Die Jagd nach dem unbekannten Ungeheuer schien in ihm eine gewisse Freude
entfacht zu haben. »Los, Joe!« McBratt warf einen Blick aus dem Fenster. Es
hatte zu regnen aufgehört. Doch der Himmel war noch immer grau. Der Wind hatte
sich gelegt.
    McBratt rief in die nach hinten liegenden Räume, dass er für die nächsten
zwei, drei Stunden nicht im Haus sein würde. »Zu Mittag essen werde ich
später«, brüllte er noch von der Tür zurück, als das Küchenmädchen eine
diesbezügliche Bemerkung machte. »Stellt es warm! Es kann unter Umständen
Nachmittag werden, bis ich zurückkomme.«
     
    ●
     
    Sioban McCorkan spürte, dass der Weg schwieriger war, als sie sich zunächst
vorgestellt hatte. Am Ortsausgang hatte sie noch einmal den Versuch
unternommen, ein Fahrzeug zu mieten. Aber niemand war bereit gewesen, nach der
Hütte James Beams zu fahren.
    Da hatte die hübsche Irin es endgültig aufgegeben.
    Seit knapp einer Stunde war sie unterwegs. Der Koffer schien mit jedem
Schritt schwerer zu werden. Der Weg war holprig und uneben. Durch den
Regenschauer vorhin hatten sich viele Bodenmulden mit Wasser gefüllt.
    Das Mädchen seufzte und nahm den Koffer von der rechten in die linke Hand.
Weit und breit keine Menschenseele. Zu beiden Seiten flankierte sie jetzt
dichter Wald. Der Weg war nicht gepflastert.
    Ein Pfad zweigte ab; sie hielt sich links. Zumindest das hatte man ihr
gesagt.
    Sioban McCorkan brauchte genau eine Stunde und zwölf Minuten, ehe die
düsteren Umrisse des kleinen, einsam stehenden Hauses zu sehen waren.
    Aufatmend blieb das Mädchen stehen. Sie fuhr sich durch die nassen Haare,
stellte den Koffer ab und sah sich erst einmal um.
    Sie hatte das Gefühl, der einzige Mensch auf der Erde zu sein. Zwischen den
Bäumen erblickte sie links eine kleine Lichtung, die hügelabwärts führte.
    Vom Meer war hier nichts mehr zu spüren. Aber der Geruch brackigen Wassers
stieg ihr in die Nase. Vermutlich war ein kleiner Teich oder fauliger Tümpel
ganz in der Nähe.
    Sioban McCorkan war fünf Minuten später an dem einsamen Haus, das ganz
richtig die Bezeichnung Hütte verdiente. In früheren Zeiten musste das Anwesen
einmal sehr gepflegt und elegant ausgesehen haben. Es gab eine niedrige Mauer,
die vom Zahn der Zeit beträchtlich angenagt war.
    Ein Eisentor stand halb offen. Es war umrankt von zahlreichen
Schlingpflanzen, die in dieser feuchten, sumpfigen Gegend

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