0301 - Todestrunk im Whisky-Keller
Bericht von unserem Kollegen Jim McNally aus Los Angeles. Er hatte auf meine Bitte hin Lundgrens Schwester vernommen. Auch sie kannte keinen Mann, auf den unsere Beschreibungen zutreffen konnte.
Das gleiche Ergebnis erreichte uns aus Denver, von unserem dortigen Kollegen Stan Pavey. Er hatte das Ehepaar Cook aufgesucht. Ebenfalls erfolglos. Sie waren gerade nach Sao Paulo abgeflogen, um ihre brasilianischen Kaffeeplantagen zu besuchen. Pavey gab ein Fernschreiben an die brasilianische Polizei in Sao Paulo auf, in dem er um Verständigung der Cooks bat, dass sie sich bei ihrer Rückkehr beim FBI in Denver melden sollten.
Auf meinem Schreibtisch klingelte das Telefon. Ich nahm den Hörer ab und erkannte die Stimme von Jeff Gardener, der in der Abdruckkartei saß.
»Hallo, Jerry? Kannst du mal zu mir kommen? Ich habe hier eine Karte, die auf euren Südländer passen könnte.«
»Okay, Jeff. Wir kommen.«
Ich erklärte Phil die Sache, und wir gingen hinauf. Als uns Gardener das Blatt gab, staunten wir nicht schlecht. Der Mann hieß Jonny Gonzales, geboren am 21.3.34 in Lima, Peru. 1948 war er mit seinen Eltern nach New York gekommen. Bis 1956 hatte er sich bereits drei Vorstrafen wegen Falschgeldverbreitung und Einbruchsdiebstahl eingehandelt. Vor vier Jahren hatte man ihn mit dem Ring der Sieben in Verbindung gebracht. Die Zugehörigkeit zu der Gang konnte ihm jedoch nicht nachgewiesen werden. Charakteristische Merkmale: Guter Messerwerfer (Artist). Besondere Kennzeichen. Mittelfinger der rechten Hand fehlt. Ein Bild war angeheftet.
Wir bedankten uns bei Jeff, fuhren zum Ritz und stöberten Jim Holt auf. Der Liftboy erkannte sofort den Südländer wieder.
***
Als wir ins Distriktgebäude zurückkamen, hatten unsere Experten inzwischen festgestellt, dass die Prints von Gonzales mit den von uns auf dem Whiskyglas aus Lundgrens Zimmer gefundenen übereinstimmte.
Ich sah Phil an. »Er ist es, Phil. Es besteht kein Zweifel mehr.«
»Sollen wir Steckbriefe loslassen?«, fragte er.
Ich schüttelte den Kopf. »No, Phil. Wir lassen eine stille Fahndung anlaufen. Das Bild wird vervielfältigt und geht an alle Police Stationen.«
Ich telefonierte mit Mr. High und bekam alle Vollmachten. Die Lawine der Fahndung rollte an. Alle Grenzstationen und Flughäfen der Staaten wurden verständigt. Die großen Ausfallstraßen aus New York und die Zufahrten zu den Highways wurden durch Straßensperren abgeriegelt.
Wenn Gonzales noch in New York war, dann gab es für ihn kaum ein Entrinnen.
***
Es war noch hell, als wir uns zur Einsatzbesprechung im Office versammelten. Wir waren vier Mann. Außer Phil und Bill Steele hatte sich auch Danny Clyde eingefunden. Danny war frisch von der FBI-Akademie zu uns gestoßen. Mr. High hatte uns den neuen Kollegen ans Herz gelegt. Phil und ich, wir sollten ihn tüchtig einspannen.
Ich trat zur Karte und tippte auf den Südteil Manhattans. »Hier werden wir mit unseren Nachforschungen beginnen. Jonny Gonzales gehörte früher einmal um Ring der Sieben. Diese Gang, die angeblich unter der Leitung von Harry Mortimer arbeitete, bestand aus sieben Männern. Sie konnte bekanntlich nie gefasst werden. Vor zwei Jahren wurde es schlagartig still um diese Gang.«
Ich gab jedem ein Bild von Gonzales. Dann deutete ich wieder auf die Karte.
»Der Ring verkehrte hauptsächlich in der Hafengegend. Das ist natürlich 14 nur ein bescheidener Anhaltspunkt. Wir wissen nicht einmal, ob die Gang überhaupt noch besteht. Vielleicht arbeitet Gonzales heute als Einzelgänger. Bei der Ermordung Lundgrens hatte er allerdings einen Komplizen. Auf jeden Fall müssen wir bei den uns bekannten Treffpunkten ansetzen. Dazu gehören in erster Linie die Billard Rooms in der Perry Street und die Boxing Hall der Madison Street. Haupttreffpunkt der Gang soll das Café Tobber gewesen sein. Eine etwas schmeichelhafte Bezeichnung für diese Kaschemme, in der man das Wort Kaffee überhaupt nicht auf der Getränkekarte findet. Tobber, ein ehemaliger Boxer, ist schon erheblich vorbestraft, und die City Police hat den Laden schon ein paarmal geschlossen. Tobber gelang es jedoch immer wieder, eine neue Konzession zu bekommen. Seine Kneipe ist einer der Punkte, an dem die Unterwelt sich ein Stelldichein gibt.«
Ich bot Zigaretten an. »Prägt euch das Bild gut ein und haltet die Augen offen! Wir fahren erst einmal zur Perry Street. Die Billard Rooms werden getrennt betreten. Finden wir dort keine Spur, geht es zur Madison Street. Hat
Weitere Kostenlose Bücher