0301 - Todestrunk im Whisky-Keller
Südländer Lundgren in seinem Zimmer ermordet, so käme nur er für die Tat infrage. Man hat ihn als einzigen hineingehen sehen. Der Mord im Lift war gut überlegt. Wenn wir wirklich einen der beiden Kerle fassen, wird er tausend Eide schwören, dass es sein Kumpan war.«
»Raffinierte Methode«, stellte Gordon fest.
Ich ließ mir von Sterling den Kreis der Abendgesellschaft nennen und notierte alle Namen und Adressen.
»Eine Frage noch, Mr. Sterling. Wissen Sie, ob Kai Lundgren noch Verwandte hat?«
Er nickte. »Eine jüngere Schwester, Agent Cotton. Sie ist seine Sekretärin und hält in seiner Abwesenheit das Haus in Los Angeles in Ordnung. Wenn Sie wünschen, benachrichtige ich sie.«
»Das wäre uns sehr angenehm, Mr. Sterling.«
***
Die neue Woche begann mit viel Arbeit. Phil hatte erfahren, dass die Konzertagentur Fletcher ihren Sitz in Philadelphia hatte. Eine Anfrage ergab jedoch, dass man keinen Mann mit südländischen Aussehen kannte und auch keinen Agenten nach New York geschickt hatte, da Lundgren nach den New Yorker Konzerten ohnehin nach Philadelphia gekommen wäre.
Also mussten die Mörder Lundgrens Plan gekannt haben. Dafür kamen die Personen in Sterlings Bekanntenkreis infrage oder jemand, mit dem der Pianist außerdem darüber gesprochen hatte. Ich nahm mir die Liste der Abendgesellschaft vor:
Bobby Stack, 33 Ocean Parkway Robert Greenwood, 198 Eastern Parkway Richard Gordon, 18 Rockaway Avenue Majorie Wells, 26 Freeman Street Anita Lor an, 416 West 28. Street Paul Bryan, 586 Jamaica Avenue Mr. und Mrs. Cook, Denver, Lockard Street.
Eine lange Reihe gewichtiger Namen. Stack nannte man den Konservenkönig. Sein Vater hatte ein Millionenvermögen mit Corned Beef gemacht und dabei keinesfalls bedacht, welche Sorgen es einmal seinem Filius bereiten würde, dieses Geld in Bars und Luxusbädern zu verschleudern.
Greenwood war Architekt. Er hatte Sterlings Villa gebaut.
Von Majorie Wells hatte ich noch nie gehört.
Anita Loran war Schauspielerin an einem Broadway Theater. Die Zeitungen wussten zu berichten, dass sie nur echten Schmuck trug.
Paul Bryan besaß eine Reederei und einige Millionen Dollar. Seine Frachtschiffe befuhren die Südamerika Linie und sorgten mit ihren Kaffeeladungen dafür, dass das Bankkonto des Plantagenbesitzers Cook hinter den bereits genannten nicht zurück blieb.
Blieb noch Richard Gordon übrig. Der Villa nach zu urteilen, die er an der Atlantikbucht besaß, brauchten sich die Mäuse in seinem Keller über ihren Lebensunterhalt keine Sorgen zu machen. Außerdem genoss er als Anwalt einen ausgezeichneten Ruf.
So weit war ich mit der Liste gekommen, als eine bildschöne Frau unser Office betrat.
»Ich bin Annette Dernier! Sie wollten mich sprechen?«
Ich erhob mich und bot ihr einen Stuhl am. »Nur ein paar belanglose Fragen, Mademoiselle Dernier. Sie wohnen im Hotel Ritz?«
»Seit acht Tagen.«
»Ist Ihnen Kai Lundgren ein Begriff?«
Sie nickte. »Ich habe viel von diesem Mann gehört. Er ist Pianist, nicht wahr? Gesehen habe ich ihn noch nicht.«
»Er wohnte in Ihrem Hotel, Mademoiselle. Sie bestiegen am Sonnabend gegen 16 Uhr den Lift. Stimmt das?«
»Das stimmt. Ich erinnere mich. Ich wollte zu einer Moden-Schau ins Rockefeiler Center.«
Ich beugte mich gespannt vor. »Als Sie den Lift bestiegen, waren außer dem Boy noch drei Herren darin. Der blonde Mann war Mr. Lundgren. Der Herr neben ihm trug einen hellen Anzug und einen weißen Hut. Er hatte schwarz gelocktes Haar und sah wie ein Südländer aus. Der dritte Mann war älter und kleiner. Können Sie sich auch daran erinnern?«
Sie legte für einen Moment die Stirn in Falten und schüttelte dann den Kopf.
»Ich sehe mich nie nach Männern um. Die Männer sehen sich nach mir um.«
Sie sagte es mit einem bezaubernden Lächeln. Wer sie so ansah, musste es ihr aufs Wort glauben. Die Kleine war süß, aber für unsere Nachforschungen unergiebig.
***
Als sie gegangen war, teilte ich mir mit Phil die Namen unserer Liste. Dann machten wir uns auf die Socken. Erst am späten Nachmittag waren wir wieder zurück. Die Ausbeute war mehr als kläglich. Name auf Name der Liste fiel dem Rotstift zum Opfer. Jeder hatte beteuert, mit keinem Menschen über die geplante Konzertreise gesprochen zu haben. Majorie Wells entpuppte sich dabei als Gordons Sekretärin. Außerdienstlich war sie seine derzeitige Freundin, und er verriet mit seiner Wahl einen außerordentlich guten Geschmack.
Inzwischen kam auch ein
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