0302 - Gestatten, Gucky und Sohn
stand.
„Konzentriere dich auf die Bäume, Kleiner. Von mir aus schließe die Augen, wenn du meinst, es ginge dann besser. Konzentrieren und nur daran denken, daß du gern jetzt dort sein möchtest. So, hast du das? Gut, dann - jetzt! Springen!"
Er beobachtete Söhnchen genau. Die Umrisse des kleinen Mausbibers begannen zu verschwimmen.
Seine Gestalt wurde undeutlich - und dann war sie plötzlich verschwunden.
Gleichzeitig erscholl ein fürchterliches Gebrüll. Es kam aus der Richtung des Sees, in dessen Mitte auf einmal Wellen entstanden. Jemand planschte dort mit Armen und Füßen im Wasser herum und schrie aus Leibeskräften.
Söhnchen war fehlgesprungen, und vor nichts hatte er mehr Angst als vor kaltem Wasser.
Gucky teleportierte und holte ihn heraus. Am Ufer setzte er ihn ab und hielt ihm eine Strafpredigt, die in der Behauptung gipfelte, so würde er das Teleportieren wohl niemals erlernen und ewig so dumm bleiben wie die anderen Mausbiber. Die konnten bis auf wenige Ausnahmen auch nichts anderes als Telekinese.
Söhnchen wirkte zerknirscht. Aber dann sah er in der Ferne ein buntes Kleid auftauchen. Es war Suzan, die ihren täglichen Spaziergang begann. Sie war noch dreihundert Meter entfernt.
Gucky bemerkte sie auch, tat aber so, als habe er sie noch nicht gesehen.
„Also?" fragte er seinen unfähigen Sohn ernst. „Was ist? Probieren wir nun weiter oder nicht?"
„Ich werde dir noch zeigen, wie gut ich teleportieren kann", versprach Söhnchen - und war verschwunden.
Verdutzt starrte Gucky auf den leeren Fleck, an dem er eben noch gestanden hatte, und dann horte er das schrille Freudengepiepse in weiter Ferne. Er sah auf. Söhnchen war genau bei Suzan rematerialisiert und tollte mit ihr über die Wiesen.
„So so", murmelte Gucky etwas verwirrt. „Er kann es also wenn er nur will. Dem werde ich helfen, mich so auf den Arm zu nehmen! Warte nur, du Gauner! Er stolzierte in Richtung Suzan davon. „Aber er ist eben doch mein Sohn, man kann es nicht leugnen. Intelligent und klug, sehr fähig, und immer zu einem Späßchen aufgelegt." Sein Gesicht wurde wieder finster. „Dem werde ich helfen, dem ungeratenen Vaterschreck."
So genau wußte er nicht, ob er wütend oder stolz sein sollte.
Er setzte sich auf eine der vielen Bänke und ließ sich die warme Sonne auf den Bauch scheinen.
Hier trug er die lästige Uniform nicht. Im Pelz fühlte er sich viel wohler.
Jeder fühlt sich eben in seiner eigenen Haut am wohlsten.
Als Gucky nach drei Wochen auf Plophos noch immer keine Ahnung hatte, was für Geheimnisse Suzan und Mory miteinander hatten, als er noch immer nicht wußte, wo Dr. Waringer steckte und was er machte. begann er an seinen kriminalistischen Fähigkeiten zu zweifeln. Natürlich schob er alles auf Söhnchen, der ihn ständig von seiner eigentlichen Aufgabe ablenkte und nichts als Unsinn im Kopf hatte.
Gucky beschloß ihn ein wenig einzuspannen, ohne ihm etwas zu verraten.
Nach dem Mittagessen nahm er ihn mit aufs Zimmer und sagte: „Wir müssen einmal von Mann zu Mann reden, mein Sohn. Bilde dir nur nichts darauf ein und schnappe nicht über, Faulpelz und Nichtstuer. Und verstehe mir um Gottes Willen nichts falsch. Was ich dir zu sagen habe, bleibt unter uns, sonst bist du nicht mehr mein Sohn. Hast du das verstanden?"
Söhnchen kuschelte sich auf der Couch in die Kissen und nickte.
„Dann höre gut zu. Ich mochte wissen, was Suzan jetzt in diesem Augenblick macht. Wenn ich teleportiere und zufällig bei ihr im Zimmer oder wo immer sie sich aufhält - materialisiere, so fällt das auf. Du hingegen kannst dir ja bei ihr alles erlauben. Aber wenn es geht, dann sorge dafür, daß sie dich nicht bemerkt. Bleibe im Hintergrund und beobachte sie. Und dann berichte mir, was sie macht. Hast du das verstanden?"
„Natürlich, ich bin ja nicht dumm. Sagst du das nicht jedem, der es hören will?"
Gucky räusperte sich verlegen.
„Ich kann ja auch nicht jedem verraten, wie dumm du tatsächlich noch bist. Wenn ich von deiner Klugheit spreche, dann meine ich nur die Anlagen, die du in dir trägst." Er druckte die Brust heraus.
„Deine Erbanlagen väterlicherseits", fugte er mit Nachdruck hinzu.
„Und von Mama habe ich nichts?" wunderte sich der Kleine.
Gucky kam langsam auf ihn zu.
„Du sollst nicht immer so viel fragen, Seppi. Er stutzte und lauschte dem Klang seiner Stimme nach.
Dann schüttelte er den Kopf. „Nein, der Name paßt auch nicht zu dir. Also nochmals: Du hast
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