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0305 - Der Tod schminkt sich die Lippen

0305 - Der Tod schminkt sich die Lippen

Titel: 0305 - Der Tod schminkt sich die Lippen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Tod schminkt sich die Lippen
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nicht nur die richtige Bank ausgesucht, sondern auch den richtigen Tag«, stellte er fest. »Am Monatsende sind die Ratenzahlungen fällig, und viele Kunden der Bank zahlen in bar. Clawell & Hither hatten am Abend fast siebzigtausend Dollar in der Kasse. Nur der Tatsache, daß die merkwürdigen Damen sich besonders beeilten, ist es zuzuschreiben, daß sie nur die dreißigtausend Dollar aufnahmen. Sie haben wie nach einem Generalstabsplan gearbeitet. Der gesamte Überfall dürfte nicht einmal vier Minuten gedauert haben.«
    Unser Chef, Mr. High, in dessen Büro das Gespräch stattfand, sah mich an.
    »Es war klar, daß die Gang ihren Erfolg zu wiederholen versuchte«, sagte er, »und ich fürchte, daß der Frauen-Trick sich noch einige Male mit Erfolg anwenden läßt.«
    »Glauben Sie auch daran, Chef, daß es sich wirklich um Frauen handelt?« Mr. High lächelte und nickte.
    »Wir lassen uns genauso bluffen wie die Bankangestellten und die anderen Augenzeugen«, sagte ich ärgerlich. »Langes Haar beweist nichts. Perücken kosten nur ein paar Dollar. —- Phil, wie viele angebliche Frauen waren an dem Überfall beteiligt?«
    »Nach Aussagen der Zeugen waren es nur drei.«
    Nehmen wir an, daß eine vierte Lady, wie schon bei dem Coup in der 39. Straße, am Steuer eines Autos wartete, dann fehlte eine der Damen, die bei der North Trade Bank aufgetreten sind, denn dort drangen vier angebliche Girls in die Schalterhalle ein. Wollen mal sehen, ob wir sie identifizieren können.
    Bei beiden Überfällen dürfte die gleiche Frau an den Kassenschalter gegangen sein und auf den Kassierer geschossen haben. Bei der North Trade stopfte nur diese Frau ihre riesige Handtasche mit Dollars voll, bei Clawell & Hither half ihr eine zweite Frau, die als rothaarig beschrieben wird.
    »Von den Augenzeugen des North-Trade-Raubes wird keine rothaarige Frau erwähnt, aber das muß nicht unbedingt etwas bedeuten, denn im Hinblick auf zwei Beteiligte am North-Trade-Überfall ist die Beschreibung unvollständig, allerdings wird eine dieser Frauen als schwarzhaarig mit besonders grell geschminktem Mund beschrieben. Diese Frau, eine schwarzhaarige Person mit besonders grell geschminktem Mund, vermisse ich bei dem heutigen Verbrechen. Was die Frau mit der Maschinenpistole angeht, so stimmen die Beschreibungen in beiden Fällen überein. Es sieht so aus, als wäre sie der Chef der Gang.«
    »Die Chefin«, berichtigte Phil.
    Ich würdigte ihn keiner Antwort. »Warum war die schwarzhaarige Frau an dem zweiten Überfall nicht beteiligt?« fragte ich.
    »Sie wurde nicht gebraucht«, antwortete Phil ironisch.
    »Das ist nicht der Grund«, knurrte ich ihn an. »Sie lebt nicht mehr. Sie wurde vor rund vierzehn Tagen vor Bens Kaschemme in der Sullivan Street erschossen, allerdings trug sie Männerkleider und hörte auf den durchaus männlichen Namen Alwyn Hart, Spezialist für den Umgang mit schweren Pistolen, zum Beispiel mit einem Wesson-Modell, mit dem eine schwarzhaarige, grell geschminkte Frau den Wächter der North Trade Bank erschoß.«
    »Es ist nicht sicher, wer den Wächter erschoß«, warf Phil ein.
    »Aber es steht fest, daß Alwyn Hart eine Wesson bei sich trug, und daß die Waffe verschwunden war, als er tot auf dem Pflaster lag. Klar, daß der ganze Frauen-Trick geplatzt wäre, wenn wir bei Hart die gleiche Pistole gefunden hätten, mit der der Bankwächter getötet wurde. Darum nahmen seine Mörder die Kanone mit.« '
    Phil wußte keine prompte Antwort. Ich grinste ihn an.
    »Sherlock Holmes behält recht«, sagte ich.
    Das Telefon auf Mr. Highs Schreibtisch summte. Der Chef nahm den Hörer ab.
    »Ja, Badway. — Geben Sie mir den Text durch!«
    Badway war ein Beamter der Nachrichtenzentrale.
    Mr. High lauschte, den Hörer am Ohr. Sein Gesicht war unbeweglich.
    »Wiederholen Sie das bitte!« sagte er. Wenig später legte er mit einem kurzen »Danke« den Hörer auf.
    »Badway hat soeben eins der üblichen Rundtelegramme der City-Polizei über einen Mordfall erhalten. Auf dem Schuttabladeplatz an der 14. Straße ist die Leiche einer Frau gefunden worden, die offenbar ermordet wurde. Neben der Toten lag eine Art Einkaufstasche, in der sich eine Wesson-Pistole befand. Die Frau ist schwarzhaarig.«
    Noch nie war eine Theorie, die ich entwickelt hatte, prompter von den Facts widerlegt worden. Ich sah zu Phil hinüber, aber er lächelte nicht. Der Tod eines Menschen wiegt zu schwer.
    ***
    Die Leute von der Mordkommission der City-Polizei waren

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