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0305 - Der Tod schminkt sich die Lippen

0305 - Der Tod schminkt sich die Lippen

Titel: 0305 - Der Tod schminkt sich die Lippen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Tod schminkt sich die Lippen
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meiner Jacke.
    Ich ließ den Jaguar im Hofe des Hauptquartiers stehen und angelte mir ein Taxi, das mich zur Perry Street brachte.
    Nummer 48 war ein fünfstöckiges Haus mit einem großen Lichtschacht, der gleichzeitig als Treppenaufgang diente.
    Alle Wohnungen lagen im Viereck längst der Podeste. Auf jeder Etage gab es ein Telefon, das von allen Bewohnern benutzt wurde.
    Der ganze Bau war düster, schmutzig und verkommen. Am Treppenaufgang standen drei Männer, unrasiert und ohne Jacken. Sie redeten in irgendeiner unverständlichen Sprache miteinander.
    Ich ging hinauf zur dritten Etage. Zwei Frauen standen am Geländer und redeten miteinander. Ich fragte nach Jane Larrow.
    »Achtzehn«, antwortete die eine der Frauen.
    Die Türen trugen aufgemalte, zum Teil schon verwaschene Nummern. Nr. 18 lag in der äußersten Ecke des Stirnpodestes. Es gab keine Klingeln. Ich klopfte.
    Nichts rühfte sich. Ich versuchte es noch einige Male, aber ohne Erfolg.
    Ich ging weiter, bis ich Nr. 32 fand.
    Ich klopfte, aber ebenfalls ohne Erfolg. Ich drückte auf die Klinke, die Tür öffnete sich.
    Ich steckte den Kopf durch den Spalt und sah einen winzigen, düsteren Vorraum, der durch einen halb vorgezogenen Vorhang vom Hauptraum abgetrennt wurde.
    Ich rief: »Hallo!«
    »Was ist denn los?« antwortete eine verschlafene Frauenstimme. Ich erkannte die Stimme wieder. Ohne Zweifel gehörte sie dieser munteren Sandy.
    »Seit zehn Minuten fächele ich mit einem Zwanzig-Dollar-Schein«, antwortete ich, aber sie schien ihre eigenen Scherze vergessen zu haben.
    »Ach, scheren Sie sich ’raus!«
    »Geht leider nicht, Miß! Ich muß unbedingt ein paar Fragen an Sie richten.«
    Allmählich wurde sie anscheinend wach.
    »Ach, zur Hölle mit Ihnen«, schimpfte sie. »Warten Sie wenigstens draußen, bis ich mich auf die Füße gestellt habe.«
    Ich nahm einen Rückzug vor, lehnte mich neben der Tür an die Wand und rauchte eine Zigarette.
    Gerade, als ich den Rest unter dem Schuh austrat, öffnete sich die Tür. Das verschlafene, spitze Gesicht einer noch jungen Frau tauchte auf.
    »Na, kommen Sie ’rein!« sagte sie und gähnte.
    Das Zimmer, aus dem — abgesehen von dem winzigen Vorraum — die Wohnung bestand, war spärlich eingerichtet. Unter dem Fenster stand eine Couch, die als Bett benutzt worden war.
    Sandy hatte sich in einen Bademantel gehüllt. Sie ließ sich auf die Couch fallen.
    »Haben Sie eine Zigarette?« fragte sie und gähnte wieder.
    Ich hielt ihr das Päckchen hin und gab ihr auch Feuer.
    »Ist das Leben nicht schrecklich?« erkundigte sie sich und stieß den Rauch aus. »Ich habe ’nen gräßlichen Katzenjammer. Los, Prinz, seien Sie nett und sehen Sie nach, ob Sie in dem Schrank dort ’ne Flasche entdecken, in der noch ein Whiskyrest ist.«
    Ich tat ihr den Gefallen. Der Inhalt des Schrankes sah aus, als wäre hier eine winzige, aber höchst wirksame Atombombe explodiert und hätte das Durcheinander von Kleidern, Wäschestücken, Geschirr, Konserven und Flaschen verursacht. Die meisten waren so trocken wie die Nevada-Wüste, aber schließlich erwischte ich eine, die einen Rest alkoholischer Flüssigkeit enthielt. Ich fand auch ein Glas, goß ein und brachte das Ganze dem Girl. Sie trank es auf einen ,Zug, setzte das Glas ab und sah mich vorwurfsvoll an:
    »Das war Aprikosen-Likör«, stellte sie traurig fest. »Glauben Sie wirklich, ich könnte so süßes Zeug am frühen Morgen vertragen?«
    Sandy war ein sehr junges Ding, eines von diesen Großstadtgirls, bei denen immer die Gefahr besteht, daß der Sumpf sie verschlingt, nicht etwa, weil sie wirklich schlecht wären, sondern weil sie haltlos, vielleicht auch zu neugierig und ohne Familie sind. Die ersten Spuren bitterer Falten um den Mundwinkeln bewiesen, daß Sandy trübe Erfahrungen gesammelt hatte.
    »Sie wissen, daß Sie vor ’ner Stunde mit mir telefoniert haben?«
    »Natürlich«, antwortete sie. »Ich kam gerade nach Hause, als das Telefon schrillte. Habe ich viel Unsinn geredet? Nehmen Sie es mir nicht übel. Ich hatte noch einen Schwips.«
    »Ich wollte Miß Larrow sprechen, aber sie ist nicht zu Hause.«
    »Das habe ich Ihnen doch schon am Telefon gesagt. Deshalb brauchen Sie mich doch nicht aus dem Schlaf zu holen.«
    »Wohnen Sie schon lange hier?«
    »Vier Monate!«
    »Und Miß Larrow?«
    »Zwei oder drei Wochen, glaube ich.«
    »Nicht länger? Wann haben Sie Jane Larrow zum letzten Mal gesehen.«
    »Himmel, was verlangen Sie alles von meinem armen

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