Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0305 - Der Tod schminkt sich die Lippen

0305 - Der Tod schminkt sich die Lippen

Titel: 0305 - Der Tod schminkt sich die Lippen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Tod schminkt sich die Lippen
Vom Netzwerk:
Ich hatte ihn ziemlich zugerichtet.
    Jane Larrow lag in der äußersten Ecke des Wagens, halb auf der Erde. Sie schien bewußtlos zu sein, aber als ich sie vorsichtig anfaßte, um sie herauszuheben, öffnete sie die Augen, und etwas wie ein schwaches Lächeln huschte über ihre Lippen, aber zu sprechen vermochte sie nicht. Ich verzichtete darauf, sie ins Freie zu holen, hob sie nur auf die Polster des Wagens und ließ sie dort liegen.
    Klar, daß jetzt die Neugierigen herbeirannten. Im Handumdrehen waren wir von einer dicken Mauer gaffender Menschen umgeben. Zum Glück telefonierte einer der Kollegen von der Fabrik aus mit der City-Polizei. Innerhalb weniger Minuten waren zwei Dutzend Cops zugegen, die dafür sorgten, daß die Leute zurückgehalten wurden.
    Auch in der Kleiderfabrik sperrten Cops den eigentlichen Schauplatz ab.
    Marc, der Maschinenpistolenschütze, lebte nicht mehr. Ihn hatte eine Kugel in den Kopf getroffen. Er lag reglos am Fuße einer Treppe, immer noch in der Kleidung einer Frau.
    Jack, der Klavierspieler war ohne Kratzer davongekommen Er stand, bewacht von zwei Cops, mit Handschellen in einer Ecke. Sie hatten ihm die Perücke abgenommen, und die Schminke in seinem Gesicht war verschmiert.
    Um Jenny Huster, die einzige wirkliche Frau in der Lady-Gang, bemühte sich ein rasch herbeitelefonierter Arzt. Sie war auf eine Bahre gelegt worden.
    Einer der Kollegen sagte zu mir:
    »Ich habe nicht gewußt, daß sie wirklich eine Frau ist, Jerry, aber was sollte ich machen? Sie zog eine Pistole aus der Handtasche und benahm sich ganz so, als würde sie die Kanone wirklich benutzen.«
    Ich legte ihm die Hand auf die Schulter.
    »Du brauchst dir keine Vorwürfe zu machen, Bill. Sie hat mindestens zwei Leute niedergeschossen, und sie hätte auch gegen euch rücksichtslos von ihrer Kanone Gebrauch gemacht.«
    Der Arzt richtete sich auf.
    »Wie steht’s um sie, Doc?«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Nichts mehr zu machen. Sie hat zwei schwere Lungenschüsse und eine zerrissene Hauptarterie. Sie verblutet innerlich. Ich gebe ihr nur noch wenige Minuten.«
    Ich stand mit dem Arzt neben der Bahre und sah auf Jenny Huster hinunter.
    Ihre Augenlider flatterten, und sie öffnete mühsam die Augen. Ihr Blick richtete sich auf mich, und sie bewegte die Lippen.
    Ich kniete neben ihr nieder.
    »Kann ich etwas für Sie tun, Jenny Huster?«
    Ich mußte mein Ohr ganz nah an ihre Lippen bringen, um die gehauchten Worte zu verstehen.
    »Lebt Harry noch?«
    »Ja, er lebt.«
    Sie brauchte eine Pause, bis sie sagen konnte:
    »Ich möchte ihn sehen.«
    Ich ging hinaus, um Dean zu holen. Er stand, ebenfalls mit Handschellen geschmückt, neben dem Cadillac, und zwei Cops flankierten ihn. Sie hatten ihm erlaubt, sich das Gesicht abzuwischen, und er sah wieder leidlich manierlich aus. Er war leichenblaß. »Jenny Huster will dich sehen! Komm!« Sein Blick flatterte.
    »Ich habe nichts mit ihr zu tun«, stieß er hervor. »Ich spiele gar keine Rolle in der Bande. Ich habe an keinem Überfall teilgenommen. Das alles kommt auf ihre Kappe. Mich hat sie nur gezwungen, mitzumachen. Ich…«
    »Shut up«, schnauzte ich ihn an. »Sie will dich sehen. Sie hat nur noch ein paar Minuten zu leben.«
    Ich glaubte, in seinen Augen glomm so etwas wie Hoffnung auf. Der Teufel mag wissen, welche Chancen er sich ausrechnete, wenn Jenny Huster tot war und nicht mehr gegen ihn aussagen konte.
    »Ich habe nichts mit ihr zu schaffen«, schrie er. »Meinetwegen kann sie…« Er benutzte einen groben Ausdruck.
    In meiner Faust zuckte es, aber ich beherrschte mich. Ich packte seinen Arm und riß ihn mit. Ich zerrte ihn durch die Toreinfahrt und in den Eingang der Kleiderfabrik zur Bahre, auf der die Frau lag.
    Vor der Bahre drückte ich ihn auf die Knie nieder.
    Jenny Huster sah Harry Dean nicht mehr an.
    Sie war schon tot.
    ***
    Die Urteile, die drei Monate später gefällt wurden, lauteten:
    Tod für Harry Dean und lebenslängliche Einkerkerung für Jack und Tonio.
    ***
    Was mit Jane Larrow geschah?
    Jane und ich, wir haben uns ein paarmal getroffen.
    Wir gingen zusammen essen und auch mal ins Kino.
    An jenem Abend, an dem das Urteil gegen Dean und seine Genossen bekannt wurde, sagte sie zu mir:
    »Ich habe meinen Job aufgegeben, Jerry. Ich glaube, eine Frau sollte nicht als Detektiv herumlaufen und sich mit Gangstern messen wollen. Ich werde mir irgendeine harmlose Arbeit suchen, Stenotypistin, Krankenschwester oder so etwas Ähnliches.«
    »Vernünftiger

Weitere Kostenlose Bücher