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0305 - Der Tod schminkt sich die Lippen

0305 - Der Tod schminkt sich die Lippen

Titel: 0305 - Der Tod schminkt sich die Lippen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Tod schminkt sich die Lippen
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eines der Girls, das gerade eine Pirouette drehte.
    Das Girl stoppte und zeigte mit einem absolut gerade ausgestreckten Bein auf eine Tür an der Stirnseite des Raumes.
    Bevor ich die Tür erreicht hatte, wurde sie aufgerissen Eine Frau in einem schwarzen Kleid, eine Zigarette zwischen den Lippen, tauchte auf und blaffte mich an:
    »Was wollen Sie?«
    »Sind Sie Missis Huster?«
    Sie antwortete mit einem knappen Kopfnicken.
    »Ich komme von Gilberry & Son.«
    »Kommen Sie ‘rein«, sagte sie und gab mir den Weg frei in ein ungewöhnlich unordentliches, schmutziges Büro. Sie bot mir einen wackligen Sessel an und setzte sich selbst auf die Kante des Schreibtisches. Sie drückte die Zigarette aus und nahm sofort eine neue aus einer Schachtel.
    Jenny Huster war für eine Frau recht groß. Sie mochte nicht mehr weit von den Vierzig sein, aber ihre Bewegungen waren energiegeladen. Sie trug das schwarze Haar kurzgeschnitten, so daß es ihrem Gesicht fast etwas Männliches verlieh. Ihre Augen waren dunkel und ziemlich klein.
    Ich zündete die Zigarre an.
    »Sie kennen Gilberry & Son?« fragte ich und stieß dicke Rauchwolken aus. »Selbstverständlich.«
    »Okay — der Chef hat mich beauftragt, mich unter Ihren Girls umzusehen, ob einige von ihnen für Engagements in Frage kommen. Gilberry versorgt eine ganze Reihe von Bühnen mit Ballettmitgliedern oder auch mit kompletten Shows.«
    »Welche Theater suchen?«
    Ich lächelte hinter dem Zigarrenrauch, der mich fast erstickte.
    »Darüber sprechen wir erst, wenn die Girls, an denen wir interessiert sind, einen Agentenvertrag unterschrieben haben. Wir liefern keine Adressen.«
    »Ich muß wenigstens wissen, was Sie suchen.«
    »Wieviel Schülerinnen haben Sie zur Zeit, Missis Huster?«
    »Zweiundzwanzig.«
    »Keine große Auswahl. Ich brauche vier Mädchen für einen großen Nightclub. Rothaarige bevorzugt.«
    Sie paffte ihre Zigarette weg, als bestünde sie aus Stroh.
    »Im Augenblick befindet sich nur ein Mädchen mit roten Haaren in meinem Studio«, antwortete sie, »aber sie ist noch nicht fertig für die Bühne.«
    Ich horchte auf. Sprach sie von Jane Larrow?
    Sie drehte sich um und wühlte in den Papieren auf dem Schreibtisch.
    »Ich habe hier ein Bild von ihr.«
    Sie reichte mir die Fotografie. Das abgebildete Mädchen war nicht Jane Larrow.
    Ich gab die Fotografie zurück. »Ungeeignet«, knurrte ich.
    Missis Huster lächelte.
    »Das sagte ich schon selbst.«
    »Wie kommen wir weiter, Missis Huster? Kann ich mir die Girls ansehen?«
    »Am Nachmittag arbeiten in der Schule nur die Girls, deren Ausbildung noch nicht beendet ist. Kommen Sie übermorgen wieder. Ich werde Schülerinnen bestellen, die für eine Vermittlung an Bühnen in Betracht kommen.« Das war praktisch ein Hinauswurf, aber ich blieb trotzdem sitzen.
    »Betreiben Sie die Schule auf eigene Rechnung, Missis Huster?«
    »Natürlich«, antwortete sie ruhig. »Mister Gilberry sagte mir, Sie nähmen begabte Schülerinnen ohne Gebühren auf.«
    »Mister Gilberry irrt sich. Das kann ich mir nicht leisten.«
    Ich zögerte, mich direkt nach jenem Mr. Harry mit dem kleinen Schnurrbart zu fragen, von dem Jane Larrow gesprochen hatte. Ich wurde das Gefühl nicht los, daß ich das rothaarige Mädchen in Gefahr brachte, wenn ich mich unmittelbar nach ihr erkundigte.
    Jenny Huster rutschte von der Schreibtischkante herunter.
    »Wollen Sie übermorgen vormittag kommen?«
    Jetzt mußte ich aufstehen.
    »In Ordnung. Sagen wir um 10 Uhr.«
    »Einverstanden.«
    Sie gab mir die Hand und brachte mich hinaus. Die Mädchen im großen Übungszimmer drehten immer noch ihre seltsamen Arabesken und beachteten mich nicht.
    Draußen begann es bereits zu dunkeln.
    Ich fuhr zum Hauptquartier, stieg hinunter in den Archivkeller und erklärte dem Archivchef, daß ich einiges über eine gewisse Jenny Huster wissen möchte, falls die Dame in seinen Aktenschränken vorhanden sei.
    Ich beschrieb sie ihm, und er setzte sein raffiniertes Suchsystem in Tätigkeit, aber die Mühe blieb vergeblich.
    Eine Jenny Huster gab es in unserem Archiv nicht, auch keine Frau, auf die ihre Beschreibung gepaßt hätte.
    Ich rief Inspektor Rank an.
    »Inspektor, haben Sie neue Ergebnisse über den Mordfall auf dem Platz an der 14. Straße.«
    »Nein«, antwortete er, »außer einem massiven Streit mit unserem Arzt. Er behauptet nach wie vor, das Mädchen sei rund vierundzwanzig Stunden vor der Auffindung ermordet worden.«
    »Sie wissen, daß die Pistole, die

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