0305 - Der Tod schminkt sich die Lippen
steckte.
»Tor auf!« brüllte ich den Girls zu.
Sie rannten und drückten die Schiebetür hoch. Ich sprang hinter das Steuer und drehte den Zündschlüssel. Der Motor heulte auf. Ich schaltete den Rückwärtsgang ein. Der Wagen machte einen Satz rückwärts. Ich stoppte ihn und herrschte die Girls an:
»’rein mit euch!«
Dann gab ich wieder Gas. Das niedrige Lattentor im Gartenzaun fuhr ich kurzerhand in Splitter. Die Mädchen schrien, als es krachte.
Ich fuhr aufs Geratewohl, aber als ich die Flatbush Road erreichte, konnte ich mich orientieren.
Ein Mercury ist kein schlechter Schlitten. Ich holte innerhalb weniger Minuten einiges aus ihm heraus. Schon bei der ersten Kreuzung, die ich überfuhr, schrillte die Pfeife eines Verkehrscops hinter mir her, und an der nächsten Kreuzung zeigten die Ampeln Rot, und ein Cop stand breit auf der Straße und breitete die Arme aus, um mich zu stoppen.
Ich trat auf die Bremse. Der Mercury schwänzelte mit seinem Hinterteil wie ein Hund, aber ich brachte die Mühle noch vor dem Cop zu stehen.
»Aussteigen!« rief ich den Mädchen zu. Sie stolperten hastig hinaus. Der Cop kam ans Seitenfenster.
»Verrückt geworden? Ihre Geschwindigkeit…«
»FBI«, antwortete ich. »Kümmern Sie sich um die Mädchen!«
»Hören Sie!« sagte er. »Das muß geprüft werden! Ihren Ausweis!« Meinen Ausweis hatte Harry Dean.
»Tut mir leid, Sergeant!«
Ich gab Gas, kurbelte am Steuer, rutschte an einem ebenfalls wartenden Laster vorbei und raste über die Kreuzung.
***
Was mein Freund Phil nach meinem Anruf erlebte, schilderte er mir später folgendermaßen:
Ein Druck auf den Alarmknopf genügte, um die Bereitschaftsgruppe, sechs G-men, in den Hof zu scheuchen. Drei Minuten nach Jerrys Anruf saßen wir, sieben Beamte und ein Fahrer, in einem unserer Wagen und zischten zur
13. Straße.
»Was ist denn los, Phil?« fragte einer der Kollegen.
»Die Bande, die schon zweimal in Frauenkleidern aufgetaucht ist, plant einen Überfall auf die Lobbier Company. Sie wollen über eine Kleiderfabrik, die an den Hof der Lobbier grenzt, eindringen. Ihr geht in die Kleiderfabrik. Ihr stoppt jeden, der in den Bau hereinkommt, gleichgültig, ob Frau oder Mann.«
»Und woran merken wir, wenn es die Richtigen sind?«
»Daran, daß sie sich nicht stoppen lassen. Du, Tom, unterrichtest die Lobbier-Leute, aber der Betrieb muß normal weiterlaufen. Du, Andrew, kommst mit mir. — Die Gangster werden, mit einem Cadillac vorfahren. In dem Cadillac sitzt ein Girl, das mit der Geschichte nichts zu tun hat. Sie darf nicht angekratzt werden.«
»Enorm deutliche Informationen«, brummte Andrew ironisch.
Vom FBI-Hauptquartier bis zur 13. Straße ist es nicht weit. Ich stoppte den Wagen einige hundert Yard vor dem Gebäude der Lobbier.
»Seht zu, daß ihr von dieser Seite in die Kleiderfabrik hereinkommt. Die Gangster werden von der Zwölften kommen. Geht einzeln!«
Ich schickte einen nach dem anderen los.
»Jetzt du, Tom!«
Tom, der die Chefs der Lobbier informieren, aber sie gleichzeitig von auffälligen Maßnahmen abhalten sollte, machte sich auf die Strümpfe.
Ich schlug unserem Fahrer auf die Schulter.
»Wende den Schlitten und fahr zur Zwölften Straße. Stopp zwei Blocks vorher!«
Andrew und ich, wir gingen auf der anderen Straßenseite. Wir schlenderten wie zwei Männer, die nichts besonderes Vorhaben.
Auf der anderen Seite ragte das vierstöckige Gebäude empor, das die Kleiderfabrik beherbergte. Daran schloß sich eine getünchte Mauer von doppelter Mannshöhe an, deren Krone mit Stacheldraht befestigt war Keine Gefängnismauer konnte einen massiveren und gesicherteren Eindruck machen. Das Tor in der Mauer bestand aus einem großen Stahlblechflügel, in den eine kleinere Pforte für die Fußgänger eingelassen war. Am anderen Ende der Mauer schloß sich das Gebäude der Company an, ein niedriger, nur dreistockiger Bau mit kleinen, vergitterten Fenstern.
»Ich denke, sie werden ihren Wagen unmittelbar vor dem Tor parken«, murmelte ich Andrew zu. »Sie haben dann nur zwanzig Schritt bis zum Eingang der Fabrik. Ich nehme nicht an, daß sie den gleichen Rückweg wählen wollen, sondern daß sie das Tor von innen öffnen.«
Wir passierten einen kleinen Textilladen, der dem Lobbier-Komplex ziemlich genau gegenüberlag.
»Wir können in dem Laden warten«, sagte ich, aber wir gingen weiter. »Durch die Schaufensterscheibe können wir alles sehen, Ohne selbst aufzufallen, falls sie besonders
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