0306 - Die Träne des Teufels
Probleme begannen erst. Wir mußten Jane wegschaffen, aber wohin mit ihr, das war die große Frage.
Ich wollte unseren Chef, Sir James, anrufen. Er fand sicherlich eine gute Lösung.
Ich war vorgegangen und hatte die vier Türen des Fahrzeugs geöffnet.
Suko wollte sich mit Jane in den Fond setzen.
Er schob sich zuerst hinein. Kaum hatte sie ihren Platz gefunden, als sich der Chinese neben sie drängte.
»Bleib ruhig, Jane!« warnte er. »Du hast keine Chance.« Suko griff an ihr vorbei und drückte den Stift der Türverriegelung nach unten, so daß Jane den Wagenschlag nur aufstoßen konnte, wenn sie den Stift wieder in die Höhe zog. Und da traute sich Suko zu, schneller zu sein als sie.
Hatten wir uns zuvor über den Schnee geärgert, so wurde er nun zu einem Hindernis. Zeit hatten wir nicht, doch wir kamen auf der verdammten glatten Fläche nicht so rasch voran. Zunächst einmal mußte ich den Opel so lenken und drehen, damit er auch in Fahrtrichtung stand.
Es war schwer genug.
Ich mußte rangieren, die Reifen drehten durch, das Fahrzeug ruckte und schüttelte sich, ich fluchte leise, während Jane anfing zu lachen.
»So leicht wird es nicht sein!« kreischte sie. »Wir sind noch nicht weg, und ich habe nicht verloren.«
»Halt deine Klappe«, erwiderte Suko kalt.
»Der Stein wird zum Fluch für euch!« zischte sie. »Er gehört in unsere Hände, denn er ist längst nicht so wie der Hexenstein, dem Wikka ihre Schwärzung verdankt.«
»Auch dieser hat sie aufgesaugt«, erklärte Suko kalt.
»Sie wird zurückkommen!« erwiderte Jane überzeugt.
»Und wo steckt sie?«
Da schwieg die Hexe. Sie starrte auf ihre Hände, die durch die Fessel so dicht zusammenlagen.
Ich schaffte es endlich, den Wagen herumzubekommen. Auszusteigen hätte mir gerade noch gefehlt, dann wäre Jane unter Umständen zu einer Fluchtchance gekommen.
Langsam fuhr ich an. Dabei behandelte ich das Gaspedal so, als hätte ich ein rohes Ei unter der Sohle. Nur sehr dezent drückte ich das Pedal nach unten.
Wir rollten durch den frisch gefallenen Schnee. Er war leider pappig, taute auch unter der weißen Fläche weg und wurde aus diesem Grunde so rutschig.
Da ich mich voll auf die Fahrbahn konzentrieren mußte, kam ich nur hin und wieder dazu, einen Blick in den Innenspiegel zu werfen, um nach Jane Collins zu schielen.
Steif saß sie neben Suko.
Das wunderte mich, denn ich war von ihr anderes gewohnt. Sollte sie tatsächlich so leicht aufgegeben haben? Da kam ich einfach nicht mit.
Das war gegen ihre Mentalität. Sie wehrte sich sonst stärker, wenn auch nicht mit körperlichen Kräften, so doch mit ihren Hexenkünsten, und sie mußte von Wikka einiges in der langen Zeit gelernt haben.
Ich traute ihr nicht über den Weg, wollte sie aber nicht auf den Gedanken bringen, deshalb sprach ich nicht mit meinen Freunden über die Vermutungen.
Das Tempo konnte ich nicht steigern. Vielleicht ging es auf den stärker befahrenen Straßen besser, falls überhaupt Autos bei diesem Wetter unterwegs waren.
Ich hatte vor, irgendwie zum Flughafen Brüssel zu gelangen. Leider wußte ich nicht, wohin ich fahren sollte, denn Hinweisschilder waren allesamt völlig verschneit.
Keinen Buchstaben konnten wir lesen.
Dann erreichten wir die Kreuzung. Ich mußte bremsen. Der Wagen kam auch zur Ruhe, dennoch blieb er schräg stehen. Ich hatte mich für die linke Seite entschieden, drehte am Lenkrad. Beinahe widerwillig nur schlugen die Räder ein, und plötzlich hörte ich hinter mir ein Geräusch.
Jane hatte es ausgestoßen.
Es war ein schrecklicher Laut. Ich wurde an einen Film erinnert, den ich vor Jahren mal gesehen hatte. Er hieß »Der Exorzist«. Da hatte ein Mädchen ebenfalls so gestöhnt, wie es Jane in diesen Augenblicken tat.
Ich vergaß den Start und drehte mich um.
Schräg lag Jane im Sitz. Dabei bildete ihr Körper eine Brücke. Zudem hatte sie sich aufgebäumt, den Mund weit aufgerissen, und aus ihm drang ein feiner, heller Gazestreifen. Ein Zeug, das mit dem Begriff Ektoplasma umschrieben wurde.
Suko zog ein erschrecktes Gesicht. Auch Mandra hatte sich umgedreht. Zu dritt starrten wir die ehemalige Detektivin an.
Sie würgte und keuchte.
Man konnte Angst bekommen, wenn man sie so ansah, auch uns war nicht wohl zumute, aber wir griffen nicht ein.
Das aus dem geöffneten Mund strömende Ektoplasma veränderte seine Farbe. Es nahm einen grünlichen Ton an und sah aus wie Wasser aus großer Tiefe.
Die Wolke drang stoßweise aus der
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