0306 - Die Träne des Teufels
ihre Beine zurück, ruderte mit den Armen, verlor den Halt und fiel ebenfalls in den Schnee.
Jetzt preßte ich mein Gesicht in den Schnee, denn Jane prallte genau auf mich.
Sie fluchte und tobte, rollte sich sofort wieder auf die Seite, um in die Höhe zu kommen, trat auch aus, und ich wurde zweimal an der linken Schulter getroffen, während um uns herum der Schnee in kleinen, feinen Wolken hoch wirbelte.
Im nächsten Augenblick waren Suko und Mandra da. Gemeinsam warfen sie sich auf die tobende Frau, packten mit ihren harten Händen zu und zerrten sie in die Höhe.
In ihrem Griff blieb sie hängen.
Suko und Mandra hatten die Arme der Hexe auf den Rücken gedreht, sie war praktisch wehrlos und hatte den Oberkörper nach vorn gebeugt, den Kopf aber erhoben, damit sie mich anschauen konnte.
An meiner Kleidung gab es keine trockene Stelle mehr. Auch im Gesicht klebte der Schnee, aber das alles zählte überhaupt nicht.
Hauptsache, ich hatte Jane.
Ich erhob mich und putzte mit der nassen Hand den Schnee aus meinem Gesicht. Dennoch blieb die Feuchtigkeit, und ich begann allmählich zu frieren.
Das alles zählte nicht, ich starrte nur auf die ehemalige Detektivin Jane Collins, die bewegungslos in den Griffen meiner beiden Freunde hing.
Wie lange hatte ich auf einen Augenblick wie diesen gewartet. Oft genug waren wir zusammengetroffen, doch Jane war es immer wieder gelungen zu entkommen, dank Wikkas Hilfe. Nun stand sie allein vor uns, Wikka war verschwunden, und ich würde auf sie achten wie auf meinen eigenen Augapfel.
Ich dachte darüber nach, daß sie vor ihrem Dasein als Hexe meine Freundin gewesen war. Wir hatten viel gemeinsam unternommen.
Beruflich mit Jane als Detektivin und privat auch als Geliebte.
Die letzten Jahre hatten dies zerstört, seit Jane auf der Gegenseite stand.
Und sie war eine Mörderin!
Jawohl, sie hatte Menschen umgebracht und hätte vor Gericht gehört.
Aber konnte man sie wirklich anklagen, denn Jane war nicht mehr sie selbst, seit der Geist des unheilvollen Rippers in sie gefahren war. Er belebte sie, er diktierte ihr Handeln, aus diesem Grunde war sie auch Wachs in den Klauen einer Hexe wie Wikka.
»John, bitte…«
Es war Sukos Stimme, die meine Gedanken unterbrach. Der Inspektor ahnte, welche Stimmungen in meinem Innern tobten. Er hatte recht, wenn er mich unterbrach, ich durfte die Realitäten nicht zurückdrängen.
Über die Vergangenheit konnten wir später sicherlich reden.
Noch einmal wischte ich über mein Gesicht. Es lagen nur mehr Tropfen auf meiner Haut, die ich verteilte. Auch über die Lippen rann das Wasser. Sogar in den Augenbrauen klebte es.
Jane begann zu sprechen. Sie steckte noch immer voller Haß, als sie mir die Worte entgegenschleuderte. »Jetzt freust du dich wohl, verdammter Hund, wie?«
Ich schüttelte den Kopf. Mein Blick, mit dem ich sie anschaute, war ein wenig traurig. »Nein, Jane«, erwiderte ich leise. »Ich triumphiere nicht. Ich kann nicht triumphieren, denn ich muß stets an gewisse Dinge denken, die einmal waren.«
»Vergiß sie, es gibt sie nicht mehr.«
»Das habe ich oft genug feststellen können.«
»Na, bitte.« Sie schleuderte ihre Haare zurück. Wassertropfen und Schneeflocken wurden hochgeschleudert und sprühten in unsere Gesichter. »Jetzt hast du mich, und tu auch, was du schon längst hattest machen wollen.«
»Das wäre?«
»Töte mich!« kreischte sie. »Los, töte mich! Gib mir eine Kugel. Schieß sie mir zwischen die Augen, dann kannst du sicher sein, daß ich dir nicht mehr gefährlich werde.«
»Davon war nie die Rede.«
Jane Collins lachte schrill. »Was du nicht sagst. Du willst doch meine Vernichtung, Sinclair. Jetzt hast du die Chance, nutze sie, bevor Wikka kommt und…«
»Sie wird vorerst nicht kommen. Vielleicht niemals.«
Jane verschluckte sich fast. Sie starrte mich an. Der haßerfüllte Ausdruck verschwand allmählich aus ihrem Gesicht und schuf einem staunenden Platz. »Sie kommt nicht?«
»Nein.«
Jane fragte nicht nach, auch ich ließ mir Zeit. Suko und Mandra mischten sich nicht ein. Die beiden wußten, wie ich zu Jane stand oder gestanden hatte. Dieser erste Dialog war allein eine Sache zwischen ihr und mir. Da bewiesen meine Freunde genügend Rücksicht.
»Hast du geblufft? Sinclair?«
Ich schüttelte den Kopf und holte gleichzeitig Handschellen aus festem Kunststoff hervor. »Ich habe nicht geblufft, du kannst dich auf Wikka nicht mehr verlassen.«
»Sie lebt aber!« stieß Jane
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