0308 - Einbahnstraße in den Tod
werde.
Wie dem auch sei, es war sehr merkwürdig, dass der Spitzel den Hehler Gibbons mit Vickers in der Nacht zum Sonntag gesehen hatte, dass in der folgenden Nacht ein Haufen Steine gestohlen worden waren.
Ich gab Anweisung, den Laden Gibbons’ zu beobachten.
***
Was mein Freund Phil Decker in der Zwischenzeit erlebt hatte, erzählte er mir später mit folgenden Worten:
Kaum war ich vom HQ der Stadtpolizei ins Office zurückgekommen, als Mr. High nach mir verlangte.
»Ich habe da einen, sagen wir einmal offiziösen Auftrag für Sie. Sie haben doch sicher von dem Mord an Dr. Julian Ryerson gehört. Vorhin rief mich sein Bruder an, James Ryerson, und bat mich, die Stadtpolizei bei ihren Ermittlungen zu unterstützen. Er sagte mir vertraulich, er habe den Eindruck, man sei dort zu lasch.«
»Das kann ich mir nicht denken, Chef«, erwiderte ich. »Die Untersuchung liegt in Händen von Lieutenant Crosswing, Mordkommission drei, das heißt, einem der fähigsten Beamten, über die New York verfügt.«
»Das weiß ich, aber ich möchte Ryerson keine abschlägige Antwort geben. Er sitzt im Repräsentantenhaus und ist Mitglied der Atom-Energie-Commission, ein einflussreicher Mann.«
»Und wie stellt sich die Stadtpolizei dazu? Ich denke nicht daran, unsere bisherige, gute Zusammenarbeit zu gefährden, indem ich mich ungebetenerweise einmische.«
»Das ist bereits erledigt. Ich habe mit den zuständigen Herren gesprochen, und das ist der Grund, warum ich gerade Sie habe rufen lassen. - Lieutenant Crosswing hat sich bereit erklärt, mit uns zusammenzuarbeiten, aber die Bedingung gestellt, dass Jerry oder Sie eingesetzt werden.«
»Dann ist die Sache ja in Ordnung.«
Dr. Julian Ryerson hatte seine Praxis und seine Wohnung in der Fifth Avenue 154, nicht weit von der Kreuzung Broadway/23. Straße.
Das Sandsteingebäude war nicht mehr neu aber imponierend.
Es war eines der Häuser, wie sie früher in der Fifth Avenue errichtet wurden.
Es sah aus, als habe es einmal einem Millionär gehört, der seinen Wohnsitz auf der Flucht vor dem Anwachsen der City und dem Verkehr nach Staten Island verlegt hatte.
Jetzt war der ehemalige Palast in sechs große Appartements aufgeteilt.
Drei gehörten bekannten Rechtsanwälten und die anderen einem Frauenarzt, einem Psychiater und Dr. Ryerson.
Als ich klingelte, öffnete mir ein Mädchen im weißen Kittel die Tür. Im Hintergrund thronte ein uniformierter Cop in dem Raum, der bisher als Wartezimmer gedient hatte. Das Mädchen hatte verweinte Augen. Im Übrigen war es bildhübsch. Etwas anderes hatte ich nach den bisherigen Informationen auch nicht erwartet.
»Ich bin Decker vom Federal Bureau of Investigation«, stellte ich mich vor und zog meinen Ausweis. »Mister James Ryerson hat uns gebeten, der Stadtpolizei bei ihren Ermittlungen zu helfen. Darf ich zuerst fragen, wer Sie sind?«
»Ich bin Lydia Perth, Doktor Ryersons Sprechstundenhilfe.«
»Dann sind Sie gerade die Person, die ich brauche«, antwortete ich. »Wo können wir uns ungestört unterhalten?«
»Am besten im Sprechzimmer. Die Polizisten sind ja nicht mehr da. Sie haben alles auf den Kopf gestellt.«
Sie ging voraus, und ich folgte ihr in das Sprechzimmer, in dem nichts darauf deutete, dass hier ein Arzt seine Praxis habe.
Es gab einen großen Schreibtisch, Sessel, einen Rauchtisch, eine Couch und einige Rollschränke, von denen einer offen stand und zeigte, dass er dicht gefüllten Kartothekkästen zur Aufbewahrung diente.
»Haben Sie einen Verdacht, Miss Perth?«, f ragte ich sie, nachdem wir uns gesetzt hatten.
»Nicht den geringsten. Doktor Ryerson war bei allen Patienten und Patientinnen sehr beliebt.«
Ich zögerte einen Augenblick, bevor ich die nächste Frage stellte, aber es musste sein.
»Ich möchte Ihnen nicht wehtun, Miss Perth, aber es wurde der Verdacht geäußert, dass gerade dieses Beliebtsein das Mordmotiv sein könnte.«
Sie lächelte gequält.
»Sie haben sich sehr dezent ausgedrückt, Mister Decker, aber ich verstehe Sie auch so. Wer auch immer diese Ansicht geäußert hat, irrt sich. Doktor Ryerson war gewiss bestrickend liebenswürdig und hatte seinem Charme einen großen Teil seiner Erfolge bei weiblichen Patienten zu verdanken, aber er ging nie zu weit. - Es war klar, dass eine Anzahl von Damen für ihn schwärmte, und das mag der Grund für das Gerücht sein, das Ihnen zugetragen wurde.«
»Sind Sie ganz sicher, Miss Perth, dass Sie sich nicht irren?«
»Wenn jemand
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