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0308 - Einbahnstraße in den Tod

0308 - Einbahnstraße in den Tod

Titel: 0308 - Einbahnstraße in den Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Einbahnstraße in den Tod
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Jahre zurück, ist aber bisher noch nicht annulliert worden.«
    »Ich komme sofort«, sagte ich und informierte Phil. Drei Minuten später waren wir bereits in Richtung Wall Street unterwegs.
    ***
    Das Bankhaus Morgan ist eines der ältesten und berühmtesten der ganzen Welt. Die graue Sandsteinfassade atmet Vornehmheit.
    Der Pförtner sah aus, als sei er der Direktor persönlich. Der Hauptkassierer, zu dem wir geführt wurden, machte den Eindruck eines Staatssekretärs.
    »Hier, meine Herren, ist der Schein«, sagte er.
    Auf den ersten Blick sahen wir, dass es einer der vor drei Jahren geraubten war. Die Nummer stimmte, und der grüne Streifen am Rand war unverkennbar.
    Also hatten die Gangster doch begonnen, diese hunderttausend Dollar unter die Leute zu bringen. Wahrscheinlich glaubten sie, dass über die Sache inzwischen Gras gewachsen sei.
    »Ihre Entdeckung kann von großer Tragweite sein«, sagte ich. »Erinnern Sie sich noch daran, wer diesen Schein eingezahlt hat?«
    »Ich glaube, dass er bei einer Einzahlung der Firma Franklin Simon & Co in der Fifth Avenue war.«
    Wir nahmen die Hundert-Dollar-Note, stellten eine Quittung aus und fuhren zur Fifth Avenue.
    Die Firma Franklin Simon & Co war ein Antiquitätenhaus an der Ecke der 38. Straße. Wir ließen uns bei Mr. Simon melden.
    Er hielt es für ausgeschlossen, dass zu seiner Kundschaft jemand gehöre, der einen Geldraub begangen habe. Er ließ seine Kassiererin rufen, Mrs. Mildred Thomis.
    Mrs. Thomis war eine ältere, schwarz gekleidete, gepflegte Dame mit bläulich getöntem Haar. Sie betrachtete das Corpus deliciti eingehend, zog die Augenbrauchen zusammen und meinte: »Ich erhielt diesen Schein von Mrs. Claire Freeburg, einer unserer ständigen Kundinnen. Die Dame kaufte eine antike Uhr und bezahlte 1900 Dollar in bar, und zwar in Hundert-Dollar-Scheinen. Unter diesen befand sich einer mit diesem grünen Rand. Er fiel mir auf, aber ich hatte nicht den geringsten Verdacht, dass damit etwas nicht in Ordnung sein könne. Mrs. Freeburg ist über jeden Zweifel erhaben.«
    »Das glauben wir Ihnen gern, Mrs. Thomis«, sagte ich. »Mrs. Freeburg muss die Note in gutem Glauben von jemandem angenommen haben. Wir werden Sie darüber fragen müssen.«
    »Da ist mir schrecklich peinlich«, erwiderte Mr. Simon. »Mrs. Freeburg wird es übel nehmen.«
    »Daran kann ich nichts ändern«, antwortete ich. »Wir werden Mrs. Freeburg erklären, dass wir den Weg, den die Banknote genommen hat, verfolgen müssen.«
    Als wir das Büro des Antiquitätenhändlers verließen, hob dieser den Hörer seines Apparats auf. Natürlich würde er Mrs. Freeburg sofort von unserem bevorstehenden Besuch in Kenntnis setzen und sich tausendmal entschuldigen, weil er ihr Ungelegenheiten bereitete.
    Claire Freeburg wohnte in der 74. Straße zwischen der Fifth und der Park Avenue, also in einer vornehmen Gegend. Wir wurden von einem Butler empfangen. Ein kokettes, kleines Hausmädchen nahm unsere Hüte und Mäntel im Empfang und reichte uns an einen hochherrschaftlichen Diener weiter, der uns in einen echten Biedermeier-Salon führte.
    Mrs. Freeburg war eine elegante und liebenswürdige Vierzigerin.
    »Ich weiß bereits Bescheid«, sagte sie lächelnd. »Mister Simon hat Sie schon avisiert. Ich habe mir inzwischen Mühe gegeben, mich an die Herkunft des Scheins zu erinnern. Er stammt von meiner Freundin Gloria Wolters. Sie kennen doch sicherlich die Architektenfirma Wolters & Miles. Ich gewann die Note beim Bridge. Ich habe mich vorsichtshalber bei Gloria telefonisch erkundigt. Sie erinnert sich an den Hundert-Dollar-Schein, wusste aber im Augenblick nicht von wem sie ihn erhalten hatte. Am besten wäre es, wenn sie Gloria fragen.«
    Phil und ich, wir blickten uns an. Wenn das so weiterging, so würden wir zwar zum Schluss an die richtige Adresse kommen, aber der oder die Betreffende würden vorher gewarnt sein.
    Wir wollten Mrs. Wolters bitten, uns nicht weiterzuavisieren.
    ***
    Mrs. Wolters wohnte in der Roswell Avenue in Richmond. Das war ein ordentliches Ende vom mittleren Manhattan entfernt, und wir brauchten fast eine Stunde, bis wir anlangten.
    Die Roswell Avenue ist kurz. Sie liegt zwischen dem Meeresarm, der Richmond im Westen vom Festland trennt, und dem Springville Park. Es ist die Gegend, in der nur Millionäre wohnen.
    Das Haus war von einem noch mit Schnee bedeckten Garten umgeben. Wir fuhren den geschwungenen Weg hinauf bis zu dem von zwei dorischen Säulen gerahmten

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