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0309 - Die Eismeer-Hexe

0309 - Die Eismeer-Hexe

Titel: 0309 - Die Eismeer-Hexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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ihn nicht, sondern vernahm nur die Stimme, die aus allen Ecken des Zimmers gleichzeitig tönte.
    »Ich weiß, wer du bist, Hexe, ich weiß es sehr genau. Du hast einen Raki getötet. Und wer einen meiner Diener umbringt, steht auf meiner Liste. Ich beobachte dich, Hexe, sehr genau sogar. Und ich bin dir nahe, ganz nahe…«
    ***
    Vor Überraschung standen wir auf dem Fleck und rührten uns zunächst einmal nicht.
    Damit hatte keiner von uns gerechnet. Ein Toter, der plötzlich anfing zu reden und den man nicht als einen normalen Zombie bezeichnen konnte, so wie wir ihn kannten.
    Er gab Worte von sich, die wir alle verstanden, da sie in unserer Sprache gesprochen wurden.
    Leider redete er sehr leise, dem jedoch konnte abgeholfen werden, indem wir näher an ihn herangingen.
    Nur Morg Behan blieb zurück. Er hatte schreckliche Angst bekommen, sich der sprechenden Leiche zu nähern. Verständlich, schließlich war Simon Garfield sein Freund und Partner gewesen.
    In den Schuhen kam ich mir wie einer der amerikanischen Mondpioniere vor. Es war regelrechtes Trampeln, das mich voranbrachte.
    »Ihr werdet büßen!« hörten wir die kratzige Stimme. »Ihr werdet büßen, nur büßen…«
    Bei dem letzten Wort stoppten wir und blieben neben der Liege stehen. Keiner von uns verstand es, die Leiche hatte sich nicht bewegt, und auch ihr Gesicht nicht. Der Mund war weiterhin geschlossen. Man konnte die Wangen als starr bezeichnen, und auch über die Augen waren die Lider gezogen worden.
    Womit hatte der Tote gesprochen?
    Atemzüge vernahmen wir nicht. Wenigstens nicht von der lebenden Leiche. Auch keine Stöhnlaute, dafür zischte hinter uns Morg Behan die nächsten Worte durch die Zähne.
    »Sie haben uns gefangen! Sie werden uns nicht mehr loslassen. Ich kenne das. Es ist grauenhaft – Teufelswerk…«
    War es das wirklich? Wahrscheinlich. Um Morg kümmerten wir uns nicht mehr, denn die Leiche setzte ihre Ausführungen fort. »Ihr habt es getötet, ihr habt es getötet…«
    Und da sahen wir, womit der Tote ‘sprach’.
    Mit dem Kopf.
    Die Worte drangen aus dem Loch in seinem Schädel. Als wir genauer hinschauten, entdeckten wir auch, daß sich innerhalb dieser Höhle etwas bewegte.
    Es war eine seltsame Masse. Dunkel und dennoch heller schimmernd, so daß wir in gewisser Hinsicht an ein Auge erinnert wurden. An ein Auge, in dem sich etwas abzeichnete.
    Eine Gestalt!
    Morg Behan hatte von einer geheimnisvollen Eismeer-Hexe gesprochen und sie uns auch beschrieben.
    Das Bild, das sich innerhalb des Lochs abzeichnete, kam diesen Worten sehr nahe.
    Die Person, die wir da sahen, mußte Rakina, die Eismeer-Hexe, sein!
    Ein asiatisch geschnittenes Gesicht, das sogar eine gewisse Ähnlichkeit mit dem meines Freundes Suko aufwies, wenigstens was die geschlitzten Augen anging. Es war aber breitflächiger. Die untere Hälfte besaß einen grauweißen Schimmer. Das konnten Fellhaare sein oder ein dort sprießender Bart. Ich versenkte meinen Blick in die Augen dieser legendären Gestalt. Die Pupillen besaßen kaum einen Farbton.
    Man konnte sie als blaß bezeichnen, vielleicht ein wenig bläulich schimmernd, so daß sie mir vorkamen wie Eis, auf das Sonnenstrahlen fielen und auf dem gefrorenes Wasser eine etwas andere Farbe erzeugte.
    Allmählich verschwand das Bild, ohne daß wir etwas dazu getan hätten. Wir schauten wieder in das Loch in der Stirn, und der Tote lag ebenso schweigsam vor uns wie zuvor.
    »Was sagst du, John?« fragte mich Suko.
    »Da scheint eine Legende Wahrheit geworden zu sein«, antwortete ich mit leiser Stimme.
    Dennoch war ich auch von Morg Behan verstanden worden. »Ja!« rief er. »Ja, verdammt. Sie ist zu einer schrecklichen Wahrheit geworden, aber noch können wir sie vielleicht stoppen.«
    Ich drehte mich um. »Wie denn?«
    »Indem wir sie…« Er schüttelte den Kopf und kam langsam näher.
    »Nein, wir müssen fliehen. Etwas anderes hilft uns nicht. Schnell zurück zum Hotel.«
    »Und dann?« fragte Suko.
    »In den Hubschrauber und weg!«
    Aus seiner Sicht war das ein vernünftiger Standpunkt. Aber wir waren nicht so »vernünftig«. Wir würden nicht flüchten, sondern uns den Problemen stellen.
    Diese Meinung las Behan von unseren Gesichtern ab. Er konnte es nicht fassen. »Sind Sie denn lebensmüde?« fragte er uns. »Verdammt, seid doch nicht so stur. In London habt ihr es geschafft, da seid ihr soeben noch entkommen. Das klappt in der Schneewüste Kanadas nicht. Hier befindet ihr euch auf fremden

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