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031 - Der Puppenmacher

031 - Der Puppenmacher

Titel: 031 - Der Puppenmacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernst Vlcek
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kann ich noch weniger anfangen.«
    »Sie können Gift darauf nehmen, daß ich Sie eines Tages von der Existenz der Dämonen überzeugen werde«, sagte Dorian leidenschaftlich. »Ich werde Ihnen beweisen, daß sie unter uns leben und die Geschicke der Menschheit lenken. Wenn wir ihnen nicht bald Einhalt gebieten und rigoros gegen sie vorgehen, dann werden sie eines Tages die Erde beherrschen.«
    »Sie haben die Chance, mich zu bekehren, Dorian.«
    Die beiden Männer sahen einander kurz an. Dorian Hunter mit zweifelndem Blick, Chapman mit leichtem Spott.
    »An mich ist ein Fall herangetragen worden, der Sie interessieren wird«, fuhr Chapman fort. »Es fällt jedenfalls genau in Ihr Gebiet. Es geht um einen Jungen, dessen Vater glaubt, daß er von Dämonen besessen ist. Ich habe versprochen, einen Fachmann hinzuziehen. Deshalb wende ich mich an Sie.«
    Eine Weile fuhren sie wieder schweigend dahin. Schließlich brach Dorian das Schweigen.
    »Sie verwirren mich, Don. Sie zweifeln erst daran, daß es Dämonen gibt, verleugnen alles, was Sie mit Ihrem Verstand nicht erklären können – und dann sprechen Sie im selben Atemzug von einem Besessenen. Das ist ein Widerspruch.«
    »Der Widerspruch existiert nur scheinbar«, erwiderte Chapman. »Ich habe gesagt, daß der Vater behauptet hat, sein Junge sei von Dämonen besessen. Ich selbst halte nichts davon.«
    »Und warum nehmen Sie sich dieser Geschichte dennoch an?«
    Chapman seufzte. »Lord Elmer Scott Hayward, das ist der Vater des Jungen, ist ein Diplomat im Ruhestand. Er hat immer noch gute Beziehungen zu Regierungskreisen. Sie wissen, wie das ist, Dorian. Man kann solche Leute nicht einfach vor den Kopf stoßen. Also mache ich gute Miene und verspreche, alles zu tun, um Phillip Hayward von den Dämonen zu befreien.«
    »Erzählen Sie weiter!« verlangte Dorian.
    Er glaubte Chapman nicht recht, wollte sich aber ein abschließendes Urteil erst bilden, nachdem er ihn angehört hatte.
    »Lord Hayward war früher in Hongkong im diplomatischen Dienst«, erzählte Chapman, während sie am Hyde Park vorbei und dann auf den Grosvenor Place in Richtung Themse fuhren. »Er heiratete vor fünfundzwanzig Jahren eine um achtundzwanzig Jahre jüngere Chinesin, mit der er auch heute noch zusammen lebt. Sie gebar ihm einen Sohn, Phillip, der jetzt dreiundzwanzig Jahre alt ist. Ich hatte vor zehn Jahren einmal wegen einer Spionagegeschichte in Hongkong zu tun. Damals lernte ich Lord Hayward kennen. Es war eher eine flüchtige Bekanntschaft, aber sie dürfte dafür ausschlaggebend sein, daß man mich mit diesem Fall betraute, als sich Hayward an meine Dienststelle wandte.«
    »Er kam einfach zum Secret Service und sagte, daß sein Sohn von Dämonen besessen sei?« fragte Dorian verwundert.
    Chapman lächelte. »Nein, so weltfremd ist nicht einmal dieser exzentrische Alte. Er sagte nicht, worum es ging, sondern forderte einfach einen tüchtigen Mann zu seiner Unterstützung an. Vielleicht nannte er sogar meinen Namen. Aber genug der Vorrede. Hayward rückte lange nicht mit der Sprache heraus. Erst bei meinem zweiten Besuch in seiner Villa ließ er die Katze aus dem Sack. Vorher ließ er mich schwören, daß ich zu niemandem auch nur ein Sterbenswörtchen darüber sage. Er tat überhaupt sehr geheimnisvoll und wollte nicht einmal, daß seine Frau davon erfuhr, daß er sich an den Secret Service um Hilfe gewandt hatte. Ich mußte mich als Versicherungsagent ausgeben und sollte so tun, als ginge es um eine Lebensversicherung für Phillip. Dasselbe gilt auch für Sie, Don. Auch Sie müssen so tun, als seien Sie ebenfalls von der Versicherung.«
    »Jetzt weiß ich wenigstens, wohin die Fahrt geht«, meinte Dorian.
    »Haywards Villa liegt am Ende der Baring Road«, erklärte Chapman. »Das ist auf der anderen Seite der Themse. Am südöstlichen Stadtrand. Ich flehe Sie an, Dorian, gehen Sie auf das Spiel des Alten ein! Mir ist aufgefallen, daß er vor irgend etwas ganz erbärmliche Angst hat. Und er dürfte felsenfest daran glauben, was er sagt. Er scheint eine schreckliche Katastrophe zu befürchten, für den Fall, daß herauskommt, an wen er sich um Hilfe gewandt hat. Versprechen Sie mir, daß Sie bei seiner Geheimnistuerei mitmachen und ihn nicht vor den Kopf stoßen?«
    »Schon geschehen«, sagte Dorian. Sie überfuhren gerade die Themse auf der Vauxhall Bridge. »Aber können Sie mir nicht nähere Angaben über den Grund unseres Besuches machen?«
    Chapman schüttelte bedauernd den Kopf.

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