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031 - Die blaue Hand

031 - Die blaue Hand

Titel: 031 - Die blaue Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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Wohnzimmer seiner Mutter. Dort holte sie aus dem Geheimfach das Testament hervor. Er las es genau durch.
    »Die Alte ist ganz verrückt geworden!« fuhr er böse auf. »Haben Sie es gelesen?« Er sah sie scharf an.
    »Ich habe etwas darin gelesen.« Sie war betroffen von seiner Schroffheit.
    Leise vor sich hinmurmelnd, las er das Testament noch einmal durch.
    »Wie kamen Sie darauf?«
    »Ich habe es zufällig entdeckt.« Sie zeigte ihm, wie sie das Geheimfach gefunden hatte.
    »Ich verstehe.« Langsam faltete Digby das Papier zusammen. »Miss Weldon, erzählen Sie mir jetzt, was Sie darin gelesen haben!«
    Sie wußte nicht, was sie antworten sollte. Sie war doch eigentlich die Angestellte von Mrs. Groat und fühlte, daß sie eine Indiskretion begangen hatte.
    »Ich habe etwas über ein Legat gelesen, das Ihre Mutter Ihnen aussetzte - aber ich habe nicht genau hingesehen.«
    »Sie wissen also, daß meine Mutter mir zwanzigtausend Pfund vermacht und den Rest einem ändern?«
    Sie nickte.
    »Wissen Sie auch, wie dieser andere heißt?«
    »Ja, es ist der Marqués von Estremeda.«
    Sein Gesicht war aschgrau, seine Stimme zitterte vor Wut.
    »Wissen Sie, wie groß das Vermögen meiner Mutter ist?«
    »Nein, Mr. Groat. Ich glaube auch, daß es nicht nötig ist, es mir zu sagen.« »Sie besitzt eineinviertel Millionen Pfund - und mir hat sie zwanzigtausend vermacht!« stieß er haßerfüllt hervor.
    Er drehte sich rasch um und ging zur Tür. Eunice ahnte, was er vorhatte, lief ihm nach und packte ihn am Arm.
    »Mr. Groat!« beschwor sie ihn. »Sie dürfen jetzt nicht zu Ihrer Mutter gehen, das dürfen Sie nicht tun!«
    Ihr Dazwischentreten ernüchterte ihn. Langsam ging er zum Kamin, nahm ein Streichholz und zündete das Testament an. Als die Flammen verloschen, zertrat er es mit den Füßen.
    »Diese Sache ist geregelt!« Er lächelte und war mit einemmal wieder der alte. »Wie Sie gemerkt haben dürften, ist meine Mutter nicht ganz normal. Es wäre zuviel gesagt, wenn ich sie für vollkommen verrückt erklärte. Ein Marqués von Estremeda existiert überhaupt nicht, soviel ich weiß. Es ist die fixe Idee meiner Mutter, früher einmal mit einem spanischen Adligen befreundet gewesen zu sein. Dies ist das traurige Geheimnis unserer Familie, Miss Weldon!«
    Er lachte. Sie spürte, daß er log.

10
    Digby Groat verwünschte sich selbst, daß er sich hatte gehenlassen. Er ärgerte sich jetzt, daß er vor Eunice das Testament zerstört hatte. Es konnte ihn in Schwierigkeiten bringen. Er war überzeugt, daß die großen Verbrecher durch Kleinigkeiten zu Fall gebracht werden. Er, das Haupt der Bande der Dreizehn, der alle Spuren seiner Vergehen so meisterhaft verwischt hatte, daß die tüchtigste Polizei der Welt ihm nichts nachweisen konnte, lief Gefahr, durch irgendeine Dummheit gefaßt zu werden, die er aus Wut oder Eitelkeit beging.
    Er mußte Eunice Weldon für sich einnehmen. Ihre Schönheit und Intelligenz faszinierten ihn von Tag zu Tag mehr. Er wußte genau, daß sie Jim Steele traf, den Mann, den er haßte und der sein Todfeind war. Jackson war ihnen schon zweimal bei Ausgängen in die Stadt gefolgt und hatte ihm darüber berichtet. Die Möglichkeit, daß Jim sie liebte, erhöhte nur den Anreiz, das Mädchen für sich zu gewinnen. Es wäre die vollkommenste Rache an Steele. Er mußte Geduld haben und vorsichtig zu Werke gehen. Vor allem mußte er ihr Vertrauen erwerben und durfte auch nicht erwähnen, daß er von den Zusammenkünften mit Jim Steele wußte.
    Er hatte an diesem Tag keinen Versuch mehr gemacht, mit seiner Mutter zu sprechen. Die Krankenschwester berichtete ihm, daß sie den ganzen Nachmittag geschlafen habe. Beim Abendessen erwähnte er Eunice gegenüber noch einmal die Szene vom Mittag.
    »Sie müssen mich für sehr rücksichtslos halten, Miss Weldon.
    Aber Sie wissen nicht, wie mich die vielen Dummheiten meiner Mutter mit der Zeit verärgert und nervös gemacht haben.«
    Am liebsten hätte sie darüber nicht mehr gesprochen, denn sie machte sich selbst Vorwürfe, daß sie Digby Groat diese Sache mitgeteilt hatte.
    »Ich brauche Ihnen wohl nicht zu sagen, Miss Weldon, daß alles, was in diesem Hause passiert, vertraulich ist und daß Sie nicht zu Fremden darüber sprechen dürfen.«
    Er bemerkte, daß sie rot wurde und nervös mit ihrer Gabel spielte. Daraus schloß er, daß sie bereits Steele von dem Testament erzählt hatte. Zu ihrer größten Beruhigung sprach er jedoch von etwas anderem. Er erwähnte

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