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031 - Die blaue Hand

031 - Die blaue Hand

Titel: 031 - Die blaue Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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sein Laboratorium und die neuen elektrischen Geräte, die er ausprobieren wollte.
    »Darf ich Ihnen mein Laboratorium einmal zeigen, Miss Weldon?«
    »Ich würde mich freuen«, versicherte sie, was keineswegs stimmte, denn sein Laboratorium wollte sie überhaupt nicht sehen. Sie wußte von Jim, daß er neulich den kleinen Hund mit Klammern und Schrauben auf dem Operationstisch befestigt hatte. Seither war es für sie eine Stätte des Schreckens. Im Moment freilich erleichterte es sie, von etwas anderem als von dem Vorfall mit dem Testament reden zu können.
    Als sie zusammen den Raum betraten, entdeckte sie nichts Schreckliches. Die Wände waren weiß und sauber, die Geräte und Gegenstände ordentlich aufgestellt. Auf Wandbrettern standen lange Reihen von Flaschen und Medikamenten. Er zeigte ihr kleine Glasröhren, geheimnisvolle Instrumente und Apparate. Obwohl sie nichts Ungewöhnliches entdecken konnte, fühlte sie sich erleichtert, als sie den Raum wieder verlassen konnte.
    Den Abend hatte sie für sich. Digby ging um neun Uhr aus. Sie wollte lesen oder sich sonstwie den Abend vertreiben. Einige Möbel in ihrem Zimmer hatte sie umgestellt und den ohnehin prächtigen Raum noch hübscher gemacht.
    Sie blätterte in den Büchern, die ihr Digby Groat zum Lesen gegeben hatte. Als sie ein Taschentuch aus der Handtasche nahm, berührte sie die kleine, graue Karte, die sie damals auf dem Nachttisch gefunden hatte. Sie holte sie hervor und zerbrach sich aufs neue den Kopf über die Bedeutung der blauen Hand. Das Zeichen mußte mit einem Gummistempel aufgedrückt worden sein. Das Bild einer offenen Hand zeichnete sich klar und deutlich ab.
    Später am Abend hörte sie Schritte auf dem Gang. Gleich darauf klopfte Digby Groat, der soeben nach Hause gekommen war, an die Tür.
    »Ich sah, daß Sie noch Licht haben. Ich war im Ambassadorclub und habe Ihnen da etwas mitgebracht.«
    Er überreichte ihr eine große Schachtel, um die eine fliederfarbene Seidenschleife geschlungen war. »Es wurde an die Gäste verteilt. Ich dachte, daß Sie vielleicht gern Pralinen essen. Es sind die besten, die in England hergestellt werden.«
    Sie dankte. Er machte keinen Versuch, die Unterhaltung fortzusetzen, und verabschiedete sich höflich. Sie hörte, wie er seine Zimmertür öffnete und schloß. Fünf Minuten später kam er wieder auf den Gang hinaus. Seine Schritte entfernten sich.
    Er geht ins Laboratorium, dachte sie. Es überlief sie kalt bei dem Gedanken, daß er zu dieser Nachtzeit vielleicht noch Experimente vornehmen wollte.
    Die Schachtel hatte sie auf den Tisch gestellt und nachher, als sie sich in ein Buch vertiefte, vergessen. Als sie zu Bett ging, erinnerte sie sich daran, zog die Schleife auf und hob den Deckel ab, so daß sie den hübsch arrangierten Inhalt sehen konnte. Sie nahm ein Stück in die Hand.
    Bum!
    Sie drehte sich schnell um, das Stückchen Schokolade fiel ihr aus der Hand. Der Laut, der vom Fenster her gekommen war, hatte geklungen, als ob jemand dagegengeschlagen hätte. Sie eilte hin, zog die seidenen Vorhänge zurück, konnte aber nichts sehen. Sie nahm an, daß jemand von der Straße aus etwas gegen das Fenster geworfen habe. Trotzdem zögerte sie nervös, bevor sie hinaustrat, um den Boden abzusuchen. Sie konnte nichts entdecken. Der Balkon war leer.
    Langsam kam sie ins Zimmer zurück und schloß die Balkontür. Da fiel ihr Blick auf die Scheibe. Atemlos vor Schreck sah sie auf dem Glas den lebensgroßen Abdruck einer menschlichen Hand in blauer Farbe!
    Sie starrte auf das Zeichen. Ihre Neugier war noch größer als ihre Angst. Sie öffnete nochmals die Tür und betastete den Abdruck. Die Farbe war noch frisch. Sie ging den Balkon entlang bis zur Verandatür über dem Hauseingang. Sie versuchte diese Tür, die ins Treppenhaus führte, zu öffnen, aber sie war verschlossen.
    Von hier aus konnte man den ganzen Platz übersehen. Eunice lehnte sich über das Geländer. Sie sah einen Herrn und eine Dame vorübergehen, die miteinander sprachen. Sie wollte sich schon wieder zurückziehen, als sie eine Frau, aus dem Haus kommend, die Vortreppe hinuntersteigen sah. Wer mochte es sein? Eunice kannte bereits alle Dienstboten und wußte bestimmt, daß es eine Fremde war. Vielleicht war es eine Bekannte Digby Groats, vielleicht auch eine Freundin der Krankenschwester. Doch die Art, wie sie sich bewegte, war so ungewöhnlich, daß Eunice instinktiv wußte, daß es die geheimnisvolle Person sein mußte, die den Abdruck

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