Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
031 - Die Mörderpuppen der Madame Wong

031 - Die Mörderpuppen der Madame Wong

Titel: 031 - Die Mörderpuppen der Madame Wong Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
Vom Netzwerk:
der Welt zu sein.
    Sein Blick löste sich nicht ein einziges Mal von den
dunklen, rohen Steinen. Er sah die Dächer mehrerer kleiner Häuser, erkannte
neben der zum Teil verwitterten und eingefallenen Mauer ein Stück des schwarzen
Wasserrads der Mühle.
    Geduckt erreichte er das Gemäuer und sah auf der anderen
Seite einen schmalen Zufahrtsweg, beachtete ihn aber nicht.
    Das Haus der Puppen
– er hatte es erreicht!
    Larry stieg auf die zerbrochenen Steine, sah den
düsteren, schattigen Innenhof vor sich, die einzelnen Gebäude und die Mühle.
Die Türen waren verschlossen, alle Fenster verhangen, verschmutzt und
verstaubt. Ein öder, verlassener Ort, der bedrückte, dem etwas Unheimliches
anhaftete.
    Larry fragte sich, ob Iwans Weg hierhergeführt hatte, und
ob es hier eine Spur von ihm gab.
     
    ●
     
    »Dann können wir es versuchen«, sagte Madame Wong mit
ruhiger Stimme. Ihre Augen waren auf den Russen gerichtet, der wortlos und ohne
sich zu rühren auf dem Operationstisch lag.
    Dr. Fu Yan Tschen trat zurück. Der kahlköpfige Chinese
hatte die Augenlider des PSA-Agenten hochgehoben, die Augäpfel genau betrachtet
und schien zufrieden.
    »Die Motorik ist aufs äußerste eingeschränkt. Ich bin
überzeugt davon, dass alles gut verlaufen ist. Gib ihm den ersten Befehl!« Die
attraktive Chinesin verließ wortlos den Raum und betrat das kleine Nebenzimmer.
In diesem als Schaltzentrum eingerichteten Raum befanden sich die einzigen
elektrischen und elektronischen Anlagen des Gehöfts. Ein Dieselaggregat
lieferte den Strom für die Apparaturen.
    Der gesamte Schaltapparat hatte die Breite eines
elektrischen Klaviers. Zahllose kleine Hebel und Knöpfe in verschiedenen Farben
reihten sich aneinander. Dr. Fu Yan Tschen hatte den Großteil der Anlage selbst
gebaut – er war ein Genie. Madame Wong liebte ihn nicht nur, sie bewunderte
diesen eiskalten, berechnenden Mann, der ihrem Leben einen völlig neuen Inhalt
gegeben hatte.
    Über dem Schaltpult befanden sich zwei Bildschirme. Einer
war ständig in Betrieb. Zwei verborgene Kameras waren so installiert worden,
dass sie ständig den ganzen Gebäudekomplex mit dem schattigen Innenhof
überwachten. Auf einem drehbaren Sockel rotierte eine Kamera, ihr lichtstarkes
Objektiv tastete jeden Winkel ab. Sobald ein ungebetener Gast eine bestimmte
Grenze überschritt, wurden in dem Schaltraum ein elektrisches und ein
akustisches Signal ausgelöst.
    Niemand konnte sich unbemerkt nähern.
    Madame Wong legte einen kleinen Hebel um.
    Dr. Fu Yan Tschen stand draußen im düsteren Flur und
konnte von seinem Platz aus in beide Räume sehen.
    Einer der Drähte in Iwan Kunaritschews Gehirn empfing die
Funkimpulse und leitete sie an die entsprechende Stelle in seinem Gehirn
weiter, die im Bereich der Einwirkung des Kontaktdrahtes lag.
    Die Motorik des Russen wurde angesprochen. Er setzte sich
aufrecht, erhob sich, ging im Kreis, schritt auf und ab und folgte genau den
Funkbefehlen, die Madame Wong auslöste.
    Dr. Fu Yan Tschen beobachtete mit glänzenden Augen, wie
der Mann, dem er die Sonden eingepflanzt hatte, auf jede kleine Veränderung
reagierte.
    Iwan bewegte sich ruckartig. Seinen Bewegungen haftete
etwas Marionettenhaftes an.
    Dr. Tschen gab seiner Geliebten ein Zeichen, und diese
unterbrach den Funkkontakt. Der Russe blieb auf der Stelle stehen, als hätte er
vergessen, was er tun sollte. Jeglicher eigener Antrieb fehlte ihm.
    »Jetzt die andere Sonde«, befahl Dr. Tschen.
    Madame Wong wollte nach einem anderen Hebel greifen,
hielt aber in der Bewegung inne. Ein rotes Licht blinkte auf, und sofort wurde
ein akustisches Signal ausgelöst.
    »Fu Yan!«, rief sie, doch der Gehirnchirurg war schon
neben ihr. Mit brennenden Augen starrten sie auf den aktivierten Bildschirm und
sahen den Fremden, der sich von der dunklen Rückwand eines ehemaligen
Vorratsgebäudes löste.
    Madame Wong erkannte ihn sofort. »Larry Brent«, zischte
sie. Das war der Mann, auf den einer ihrer Angestellten einen Mordanschlag
verübt hatte. Er war kein Opfer der Puppe geworden.
    »Er ist der Erste, dem es gelungen ist, aus eigener Kraft
bis hierhin vorzustoßen.« Der Arzt presste die Zähne fest aufeinander. Madame
Wong wandte sich dem schmalen Schalttisch zu. »Ich werde den Hauptteil der
Puppen aktivieren«, sagte sie.
    Es gab zwei Arten von Puppen: Die einen steuerten sich
selbst durch die infrarotempfindlichen Linsen, die anstelle ihrer Augen in die Kunststoffköpfe
eingesetzt waren. Sie folgten dadurch

Weitere Kostenlose Bücher