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031 - Die Mörderpuppen der Madame Wong

031 - Die Mörderpuppen der Madame Wong

Titel: 031 - Die Mörderpuppen der Madame Wong Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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den von ihm
festgelegten Punkt.
    Die Enden der Drähte schlossen in Höhe der Bohrlöcher ab,
die mit den Knochenpfropfen und dem Knochenstaub abgedeckt wurden. Ein dünnes,
transparentes Pflaster wurde darüber geklebt. Der kleine Eingriff war beendet.
    »Nun werden wir sehen, ob auch er erfolgreich verlaufen
ist«, sagte Dr. Tschen mit seiner kühlen und unpersönlichen Stimme – einer
Stimme, der jegliches Gefühl fehlte.
    Der Arzt löste den Mundschutz, streifte langsam die
langen, hauchdünnen Gummihandschuhe von den Händen, warf sie achtlos auf den
Instrumententisch.
    Auch seine Assistentin legte das Mundtuch ab, zog langsam
die Kappe vom Kopf. Langes, volles, seidenschimmerndes Haar quoll darunter
hervor, rahmte ein anziehendes, ungewöhnlich reizvolles Gesicht.
    Es war Madame Wong, die Puppenmacherin, und sie suchte
den Blick des Chirurgen.
    Dr. Tschen nickte kaum merklich, während er auch seine
Mütze abnahm. Ein völlig glattrasierter Schädel kam zum Vorschein. »In einer
Viertelstunde wissen wir mehr«, sagte er.
    Während dieser Viertelstunde bedeckte Madame Wong die
kahlrasierte Stelle auf dem Kopf des Russen mit dem Haarbüschel, das auf einer
transparenten, selbstklebenden Folie haftete.
    Iwan Kunaritschew wurde unruhig. Über sein Gesicht lief
ein Zucken. Einmal war es, als wolle er mit der Rechten nach seinem Kopf
greifen, doch auf halber Höhe hielt er inne, und die Hand sank auf den Tisch
zurück.
    Dr. Fu Yan Tschen und Madame Wong beobachteten den
Russen, der die Augen öffnete. Er war wieder bei vollem Bewusstsein.
    Doch Iwan Kunaritschew wusste nicht mehr, wer er war.
     
    ●
     
    Sie fuhren mit rasantem Tempo los. Die unbefestigte
Straße führte an kleinen und größeren Ortschaften vorüber. Immer wieder musste
Larry Brent feststellen, dass sie fast alle von Mauern und Gräben umgeben
waren, die zu früheren Zeiten zum Schutz gegen fremde Eindringlinge errichtet
worden waren.
    Er sah Entenhöfe und uralte Mühlen, geheimnisvolle alte
Klöster und Tempel.
    Sie bogen in ein am Wegrand liegendes Dorf. Auch hier die
obligate Mauer. Su Hang passierte mit ihrem Wagen zuerst den niedrigen,
massiven, mit Moos und Gras bewachsenen Torbogen.
    Sie kamen an alten, windschiefen Häusern vorbei. Larry
konnte in einen schmutzigen Hof hineinsehen. Ein Bauer spannte zwei Kühe vor
einen klapprigen Karren. Die Kinder liefen auf der Dorfstraße zusammen, als sie
gleich zwei Autos herankommen sahen, denn das war eine Sensation für dieses
Nest.
    Su stoppte vor einem kleinen, dunklen, mit winzigen
Fenstern versehenen Häuschen. »Sie können den Wagen ruhig offen lassen, Larry«,
meinte sie. »Doch den Schlüssel abziehen. Es ist für die Kinder immer ein
Riesenspaß, wenn sie sich ein Auto von innen ansehen dürfen. Ich weiß das. Ich
habe einige Zeit in diesem Dorf gelebt.«
    »Ich dachte, Sie bringen mich zum Haus der Puppen , Su?«, fragte er leise.
    Sie nickte. »Ich möchte Ihnen erst die alte Kon vorstellen.
Das dauert nicht lange. Sie sollten sie kennenlernen, bevor Sie das Gehöft
aufsuchen, das südwestlich von diesem Dorf liegt.«
    Larry folgte ihr.
    Das Haus der Alten war nicht abgeschlossen. Es gab auch
keine Glocke. Su Hang drückte die schwere Holztür auf, und sie betraten den
düsteren, fast lichtlosen Flur. Zur Linken zeichneten sich dicht nebeneinander
die Umrisse von zwei Türen ab. Gleich rechts hinter der Haustür führte eine
sehr schmale und steile Treppe zu den kleinen Räumen unter dem Dach. Im Haus
roch es alt und modrig. Die niedere Decke war fast schwarz. Su Hang klopfte an
die erste Tür.
    Eine altersschwache Stimme erklang.
    Larry Brent glaubte, in einen Trödlerladen zu kommen. Der
Raum war über alle Maßen vollgestopft. Es war ein Wohnzimmer, mit uralten,
verschlissenen Sitzmöbeln, einem großen, sehr dunklen Schrank, an dessen
rechter Oberseite eine Tür fehlte, so dass er Vasen, Gläser, Teller und
Untersetzer aus Porzellan sehen konnte.
    Die alte Kon saß in einem Lehnstuhl neben dem winzigen Fenster,
einem kleinen Quadrat, durch das man nicht einmal den Kopf stecken konnte.
Insgesamt gab es drei davon.
    Bunte Teppiche schmückten die Wände. Auf einem kleinen,
gemauerten Podest stand ein hölzerner Buddha – alt und rissig, genau gegenüber
ein wuchtiger Tempellöwe, dessen gewaltige Mähne mit Ruß geschwärzt war.
    Die Alte hatte kleine, verkniffene Augen, die in ihrem
mit zahllosen Falten durchsetzten Gesicht kaum zu erkennen waren. Hinzu kam,
dass sie sehr

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