0310 - Planet der Magier
wird es schwer für uns.«
»Wieso?«
»Wir könnten in den Strudel der Auflösung geraten. Diejenige Person, die den Traum erlebt, in dem wir uns real befinden, hat zum Glück keinen Alptraum.«
»Es könnte aber einer werden?« meinte Suko mehr fragend.
»Natürlich.«
»Und das alles hast du schon erlebt?« wollte ich von der Schönen aus dem Totenreich wissen.
»Als ich noch den Trank des Vergessens besaß, konnte ich auch in diese Welt schauen.«
Unheimlich und unwahrscheinlich war das, was man uns hier präsentierte. Dabei hatte alles mit den mordenden Steinen begonnen, und ich fragte mich, wie dieses Abenteuer enden würde und ob es überhaupt für uns ein gutes Ende nahm. Dieser Planet steckte voller Rätsel und Geheimnisse, die wir wohl nie ergründen würden.
Etwas fiel mir noch auf.
Es gab keinen blauen Himmel, wie man ihn eigentlich gewohnt sein müßte, sondern über uns, wo sich normalerweise das Firmament spannt, eine seichte, leicht durchsichtige, weit gezogene, glatte, grüne Fläche.
Sie leuchtete nicht so intensiv wie die Farbe des Planeten selbst, als ich ihn, zwischen den Zeiten schwebend, gesehen hatte, aber sie war vorhanden. Dies wiederum bewies mir, daß Arkonada auf irgendeine Art und Weise allgegenwärtig war.
Neben einem Schwertschlucker blieben wir stehen. Er stand auf einem breiten Stein. Der Mann war barfuß und trug nur einen Lendenschurz.
Sein schwarzes Haar glänzte fettig. Es fiel bis in den Nacken und sah aus wie mit Öl eingerieben.
Neben dem Mann stand ein Behälter aus Ton. Aus der Öffnung schauten die Griffe der noch zu schluckenden Schwerter. Aus seinen dunklen Augen schaute der Artist in die Menge, griff nach einem Schwert, holte es aus dem Behälter, legte den Kopf in den Nacken und öffnete den Mund.
Vor den Augen zahlreicher Zuschauer schob er sich die Klinge tief in den Hals.
Gebannt schaute ich zu. Der Mann verdrehte die Augen und beugte den Oberkörper weit nach hinten, so daß die lange Klinge völlig in seinem Rachen verschwand.
Nur noch den Griff hielt er fest.
Die umstehenden Zuschauer klatschten Beifall, als der Schwertschlucker die Klinge wieder hervorzog. Dabei drehte er den Kopf, schaute mich für einen Moment an, und ich las in seinen Augen ein tödliches Versprechen.
Dieser Mann war mein Feind!
Aber weshalb?
»Kennst du ihn?« fragte Suko, der den Blick des Schwertschluckers ebenfalls gesehen hatte.
»Nein.«
Wir gingen weiter. Auf der Bühne kämpften die beiden Männer noch immer. Sie waren abenteuerlich gekleidet und erinnerten mich an die Ninja-Kämpfer, die ich in Shimadas Begleitung erlebt hatte. Sie schlugen und stachen aufeinander ein. Die Klingen prallten mit hellen Geräuschen gegeneinander, warfen sogar Funken, wurden geschwungen, geschleudert, fintiert und stachen zu.
Beide trafen sich gegenseitig.
Im ersten Moment erschrak ich, als ich mitbekam, wie die Schwerter in die Körper der Kämpfer fuhren. Am Rücken traten sie wieder hervor, aber ich sah kein Blut an den Spitzen.
Die Hände ließen die Griffe los. Die Kämpfer kippten zur Seite, und die Frau in der Ecke erhob sich. Sie begann gellend zu schreien, während sie gleichzeitig ihren Schleier vom Gesicht riß. Noch konnten wir sie nicht erkennen, weil wir den Blick nicht direkt auf sie gerichtet hatten, und die Frau mußte erst den Kopf drehen, um von uns richtig gesehen zu werden.
Wir sahen das lange schwarze Haar, daß durch eine Drehung vor das Gesicht geschleudert wurde, so daß wir die Züge nicht erkannten. Es dauerte nur Sekunden, als wir eine schlimme Bestätigung bekamen.
»Shao!« brüllte Suko.
Bevor ich ihn daran hindern konnte, stieß er sich ab und sprang mit einem gewaltigen Satz auf die Bühne zu…
***
Die beiden Frauen hatten lange miteinander telefoniert und waren zu dem Entschluß gekommen, nicht allein zu bleiben. Shao, die Chinesin, hatte Sheilas Einladung gern angenommen, sich ein Taxi kommen lassen und war zu der Freundin gefahren.
Der Wagen hatte vor dem Grundstück gehalten. Shao ging den Rest zu Fuß.
Sheila stand schon an der Tür. Auch das warme Licht der Außenleuchte konnte die Blässe in ihrem Gesicht nicht überdecken, und die Chinesin entdeckte auch die Ränder unter den Augen der blonden Frau.
»Komm rein, es ist klar«, sagte Sheila, wobei sie die Tür aufdrückte.
Shao trat über die Schwelle, zog den Mantel aus und hob die Schultern. »Ich habe es leider nicht geschafft, Johnny etwas mitzubringen. Die Zeit war zu knapp.
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