0310 - Planet der Magier
links in die Höhe gedrückt wurden, als wollten sie ein Dach bilden.
Die Decke wärmte ihren Körper. Shao fühlte sich wohl. Hinzu kam die Wirkung des Weins, und trotz der Sorgen, die sie plagten, schlief sie ziemlich schnell ein.
Sie merkte noch, wie ihr die Augen zufielen, dann lag sie bereits in Morpheus Armen.
Wenig später kamen die Träume.
Shao träumte nicht sehr oft, wenn es aber der Fall war, dann jedoch stark und intensiv. Den neuen Traum erlebte sie ebenfalls mit einer bisher kaum gekannten Intensität.
Stimmengewirr umgab sie. Sie hörte das Lachen der Menschen, vernahm ihre Unterhaltungen und wunderte sich, daß sie eine fremde Sprache verstand.
Sie selbst sah sich eingekreist von zwei Männern, die dabei waren, ihr einen Schleier um das Gesicht zu legen.
»So wirst du auf die Bühne gehen«, hörte sie den einen sprechen.
»Und was ist mit dem Schleier?«
»Erst abnehmen, wenn einer von uns verloren hat.«
»Sind viele Zuschauer da?«
»Der Marktplatz ist voll.«
Shao stand hinter der Bühne. Als Vorhang diente ein großer, alter Teppich, der in der Mitte einen Spalt aufwies, durch den die Akteure schlüpfen mußten, wenn sie die vordere Seite der Bühne betreten wollten.
Shao stieg eine kleine Leiter hoch, blieb hinter dem Spalt stehen und schob ihn ein wenig auseinander.
Sie starrte über die Bühnenfläche hinweg und sah die Zuschauer. Die Menschen hatten einen Halbkreis gebildet und warteten ungeduldig auf den Beginn. Ansonsten war dieser orientalisch wirkende Marktplatz mit Leuten gefüllt, die schlenderten, schauten, kauften oder sich nur einfach an den Darbietungen erfreuen wollten.
Shao empfand diesen Traum als nicht schlimm. Im Schlaf lächelte sie, streckte dabei wohlig ihre Glieder und hoffte, daß der Traum so schnell nicht endete.
Es gab dennoch eine Unterbrechung. Als sich Shao abermals sah, befand sie sich bereits auf der Bühne.
Verschüchtert hockte sie im Hintergrund. Sie konnte durch den Schleier schauen, während andere ihre Gesichtszüge nicht sahen.
Die beiden Männer kämpften. Shao, die sich im Traum als zuschauende Person sah, erlebte den Kampf sehr intensiv mit. Sie glaubte sogar, das Klingen der Schwerter zu hören, wenn die Waffen gegeneinander prallten. Auf dem Gesicht der Schlafenden zeichneten sich die Gefühle ab, die das Unterbewußtsein in ihr hochspülte.
Angst, Erschrecken, das Hoffen, Bangen und Zittern. Auch der Körper blieb nicht mehr so ruhig im Bett liegen. Die Schlafende bewegte ihre Arme. Sie krochen unter der Decke hervor, und Shao legte die Hände auf das Laken, wobei sich die Finger bald zu Fäusten schlossen.
Der Atem ging schwerer.
Das Gesicht zuckte. Dabei bewegten sich die Wangen, die Augendeckel flatterten, Adrenalinstöße durchströmten ihren Körper und sorgten für die ersten Schweißausbrüche. Schon bald lag ein glänzender Film auf dem Gesicht der Chinesin.
Noch intensiver erlebte Shao diesen Traum.
Sie sah sich in der Ecke der Bühne hocken. Steif und starr, bis auf den Kopf, der sich von einer Seite zur anderen bewegte, so daß Shao jeweils für die Dauer einer Sekunde die beiden Kämpfer stets in ihr Blickfeld bekam.
Sie hielt zu keinem. Das Stück sah vor, daß der Sieger dieses gewaltigen Zweikampfes die Frau als Beute bekam.
Es war ein wildes, außergewöhnliches Schauspiel, wie es nur in einer ebenso wilden, harten Zeit geschrieben werden konnte.
Manchmal sprangen die beiden Kämpfer auch auseinander, um für die nächsten Attacken frischen Atem zu schöpfen. Dabei wurde die Sicht der auf der Bühne hockenden Shao nicht eingeschränkt, und sie konnte auch die Zuschauer besser erkennen.
Weiter im Hintergrund zeigte ein Schwertschlucker seine Kunststücke.
Überall auf dem Marktplatz herrschte Leben und Treiben. Die Menschen schoben sich von diesem Punkt aus in die schmalen Gassen und engen Straßen der Bazare, wo sie kaufen und handeln wollten.
Drei Fremde fielen der auf der Bühne hockenden »Shao« auf. Sie unterschieden sich in der Kleidung. Die Frau vielleicht nicht so, dafür die beiden Männer. Sie trugen moderne Sachen.
Die Lippen der Schlafenden zuckten plötzlich. Das Gesicht gab die Gefühle wider, die Shao jetzt empfand.
Erstaunen zeichnete sich darauf ab. Überraschung und Nichtbegreifen.
Sie kannte die Männer, die ihr da im Traum begegneten.
Die Frau mit den schwarzen Haaren und dem Schwert in der Scheide war Kara, die Schöne aus dem Totenreich. Den beiden Männern jedoch stand Shao sehr
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