0314 - Chaos über Modula
Viertelminute später das dritte.
Ems Kastoris Gesicht wirkte wie versteinert Er wußte, daß er mit seinem Angriffsbefehl die terranischen Besatzungen der OLD MAN-Schiffe zum Tode verurteilt hatte. An dieser Last würde er sein Leben lang tragen; das war sein Teil des Opfers, das der gesamten Menschheit dargebracht werden mußte.
Das nächste Ortungsdiagramm riß ihn aus seinen Grübeleien. Er blickte nur kurz auf das für Laien verwirrende Muster - und erschrak.
Seine Faust hieb auf die Schaltleiste des Interkoms.
„An Kommandant! Sofort aus der Bahn ausbrechen und auf Kollisionskurs zu dem letzten Robotschiff gehen!"
Er wußte, daß der Kommandant seines Flaggschiffes die äußerst knappe Anweisung verstanden hatte. Selbstverständlich sollte die VESPASIAN den Robotraumer nicht rammen, aber sie sollte so dicht herangehen, daß auch die mittleren und leichten Transformgeschütze in den Kampf eingreifen konnten.
Das Diagramm hatte gezeigt, daß die Kristallkugel des letzten Robotschiffs sich blitzschnell geteilt hatte und ihre einzelnen Stücke soeben eingeschleust wurden.
Das konnte nur eines bedeuten: Das Linearraummanöver des Gegners stand unmittelbar bevor!
*
Als die Meldung bei der CREST IV eintraf, stand das Flaggschiff der Solaren Flotte dreizehn Millionen Kilometer von der VESPASIAN entfernt - auf einer imaginären Linie, die entstand, wenn man den bisherigen Kurs des letzten Robotraumers entsprechend verlängerte.
Lordadmiral Atlan hatte damit gerechnet, daß eines der Robotschiffe in den Linearraum entkommen könnte.
Der Arkonide - während der Blütezeit seines Volkes Admiral einer ganzen Kampfflotte - vergaß derartige Kalkulationen niemals. Getreu dem Grundsatz der ehemaligen arkonidischen Flottenoffiziersschule Bark-Nor hielt er sich möglichst aus dem unmittelbaren Kampfgeschehen heraus - ganz im Gegensatz zu Perry Rhodan, dem Großadministrator des terranischen Sternenimperiums.
Atlan stritt nicht ab, daß einige der größten Siege der Menschheit auf den persönlichen Einsatz Perry Rhodans zurückzuführen waren, vor allem die entscheidenden Schlachten zu Beginn der menschlichen Expansion hätten ohne das Vorbild ihres Anführers kaum zugunsten Terras entschieden werden können.
Das arkonidische Imperium aber hatte sich kontinuierlich entwickelt. Innerhalb von Jahrtausenden war es aufgebaut worden, und das hatte natürlich die Ausbildungsprogramme der Kosmonautenschulen bestimmt.
Noch heute hielt der Lordadmiral Rhodans persönlichen Einsatz oft für unverantwortlich. Seiner Meinung nach mußte der Kommandeur einer Flotte - und erst recht der Großadministrator eines Sternenreiches - die Aktionen seiner Streitkräfte aus dem Hintergrund lenken, sich selbst schonen und auf den Gesamtüberblick bedacht sein.
Atlan hatte es jedoch längst aufgegeben, den Freund zu seiner Ansicht bekehren zu wollen.
Manchmal ließ er sich sogar selber dazu verleiten, an Kommandounternehmen teilzunehmen.
Diesmal aber hatte er sich in weiser Voraussicht zurückgehalten.
Nun machte es sich bezahlt.
Die CREST IV war neben der FRANCIS DRAKE das einzige bekannte Raumschiff, das ein anderes im Linearraum aufspüren und verfolgen konnte. Roi Danton hatte dem Großadministrator einen sogenannten Halbraumspürer „geschenkt", und dafür als „Gegengeschenk" die Autarkie der Freihändler von Boscyks Stern zugesagt bekommen.
Atlan wandte sich zu Oberstleutnant Ische Moghu um. Der Erste Offizier des Solaren Flaggschiffs war für die Bedienung des Halbraumspürers verantwortlich. Zwar war das Gerät erst kürzlich ausgefallen, aber Techniker der FRANCIS DRAKE hatten es inzwischen wieder repariert.
„Halbraumspürer klar, Oberstleutnant?"
Der riesige Afro-Terraner erwiderte den Blick Atlans völlig ernst. Sein Gesicht hatte eine graue Färbung angenommen, und die Lippen, meist zu einem gutmütigen Lächeln verzogen, waren fest zusammengepreßt. Ische Moghu hatte als blutjunger Leutnant seine militärische Laufbahn auf der Vorgängerin des jetzigen Flaggschiffes, der CREST III, begonnen. Inzwischen waren mehr als drei Jahrzehnte verstrichen, und das schwarze Lockenhaar war ergraut.
„Halbraumspürer einsatzklar, Sir!" meldete er.
Der Arkonide nickte verstehend. Er ließ sich eine Hyperkomverbindung zur FRANCIS DRAKE geben und unterrichtete Edelmann Rasto Hims davon, daß er mit der CREST IV die Verfolgung des letzten Robotschiffes übernehmen würde. Die FRANCIS DRAKE dagegen sollte im
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