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0315 - Der Mörder

0315 - Der Mörder

Titel: 0315 - Der Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Mörder
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Seinen Namen erfuhren wir erst, als er den siebten Mord begangen hatte. Es war in Minnesota. In einem Hotel war er abgestiegen, hatte sich als Lesly Crude in das Gästebuch eingetragen. Einige Tage später erschoss er einen Farbigen. Kaltblütig, ohne ersichtlichen Grund. Dann war er wieder auf der Flucht, er, den ganz Amerika kannte, er, der Angst verbreitete und Ekel einflößte, er, der Mörder.
    Er war nicht irrsinnig, war kein Gangsterboss, gehörte nicht zur Klasse von Babyface Nelson, der aus Verzweiflung mordete. Er war kein Triebtäter und kein kalter Killer. Er war der Mörder, ein Mann, dem das Leben eines anderen nichts bedeutete. Er tötete, wenn es ihm in den Sinn kam, aber er verzichtete auch darauf, seine Pistole zu ziehen, wenn man es eigentlich von ihm erwartet hätte. Er tötete einen Mann, der siebentausend Dollar bei sich trug, und das war ein echter Raubmord, ein Mord, der ein Motiv hatte. Aber dann erschoss er einen alten, einsamen Mann auf einer Farm, in die er eingedrungen war, um sich ein Glas Milch zu verschaffen. Der Mann war blind, und Crude wusste das, denn er kannte die Farm und ihre Bewohner. Der Greis hätte ihn nicht gefährdet, er hätte ihn nicht einmal verraten können, und dennoch ermordete Crude ihn.
    Einen Monat später tötete er Koks-Charly, einen kleinen, gefährlichen Gangster in San Francisco, und es war unmöglich, einen Grund für diesen Mord zu finden, denn Koks-Charly hatte Crude dreitausend Dollar dafür geboten, in seiner Gang mitzuarbeiten.
    Sein nächstes Opfer war ein Beamter der Polizei von Los Angeles, der seinen Wagen stoppte. Der Mörder erschoss ihn ohne Warnung. Dann beraubte er ein Lebensmittelgeschäft, und er erschoss die Besitzerin nicht, obwohl sie lauthals schrie, als sie seine Pistole sah. Unter dem panischen Geschrei der Frau raubte er die Kasse aus, und bei der durch das Schreien der Frau verursachten Verfolgung wäre er um ein Haar gefasst worden.
    Damals entstand das Gerücht, der Mörder sei ein Men-Killer, jemand, er seine Waffe nicht gegen Frauen benutzt, sondern sich nur mit Männern herumschlägt.
    Der nächste Mord ließ diese Gerüchte zerplatzen, denn das Opfer war eine Frau, ein harmloses, nettes Girl, das er zu einem Drink einladen wollte und das ihm einen Korb gab. Er reagierte mit einer Kugel.
    Den sechsten Mord beging er in Iowa. Er beraubte einen Farmer und erschoss ihn, aber die Beute betrug nur achthundert Dollar.
    Den Farbigen, den er in Minnesota erschoss, hatte er selbst mit dessen Freundin auf sein Hotelzimmer eingeladen. Die Freundin wurde Augenzeugin des Mordes, der durch nichts begründet war, und obwohl die Frau ihn als Zeugin auf den elektrischen Stuhl bringen konnte, ließ Lesly Crude sie leben. Er ging einfach an ihr vorbei und verließ über die Feuerleiter das Hotel.
    Da Crude die Morde in mehreren Staaten der USA begangen hatte, suchte ihn das FBI. Crudes Bild lag auch auf den Schreibtischen der Beamten des FBI-Districts in New York.
    ***
    Es kommt nicht gerade häufig vor, dass ein G-man von einem Gangster eingeladen wird. Ich konnte es kaum glauben, als die Sekretärin von William D. Harkort mir am Telefon mitteilte: »Mr. Cotton, Mr. Harkort bittet Sie dringend, ihn doch morgen Vormittag um zehn Uhr zu besuchen. Die Unterredung wird etwa eine Stunde dauern.«
    Erst war ich sprachlos, aber dann bellte ich sie an: »Sagen Sie Ihrem Mr. Harkort, er solle mich gefälligst in meinem Büro auf suchen, wenn er etwas von mir wolle. Wenn ich etwas von ihm will, werde ich ihn schon zu finden wissen.«
    Ihre Stimme blieb ungerührt, als sie antwortete: »Mr. Harkort lässt Ihnen ausrichten, die Unterredung habe so vertraulichen Charakter, dass er es vorziehen würde, sie in seinem Haus stattfinden zu lassen. Er ersucht Sie auch, allein zu kommen.«
    William D. Harkort war zurzeit dick im Geschäft. Wahrscheinlich war er im Augenblick der Mann, der in New York am meisten bei den Wetten, den Spielhöllen und dem Rackett-Job verdiente. Er hatte sich eine piekfeine Organisation auf gebaut, ohne sich selbst die Hände schmutzig zu machen, ausgenommen beim Geldzählen. Die City-Polizei hätte ihm liebend gern ein Bein gestellt, aber Harkort hatte sich mit einem Wall von Rechtsanwälten umgeben, und es ist schwer, einen Gangster aus der Schutzsicherung aller Gesetze herauszuholen.
    ***
    Ich nahm die Verabredung an, und um zehn Uhr stand ich vor der Eingangstür zur dritten Etage des Bürohochhauses in der Third Avenue und drückte

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