0315 - Der Mörder
Bier. Der Mörder war schon auf den Füßen und fiel mich zum zweiten Mal an.
Ich konterte ihn eiskalt.
Ich konnte ihn nur links kontern, aber es war ein genauer, aus der Schulter heraus geschlagener Haken, der sein rechtes Ohr traf.
Sein Körper beschrieb eine halbe Drehung. Er fiel mit dem Gesicht nach vorn in die Eisenkonstruktion der Reklame hinein.
Im Fallen warf er die Arme vor, um seinen Sturz abzufangen, aber es gelang ihm nur halb.
Er schrie gellend auf und warf sich herum. Auf seiner rechten Wange sprang Blut aus einem klaffenden Riss.
Er blieb auf der Erde sitzen, beide Hände links und rechts auf gestützt.
Er machte keinen Versuch, das strömende Blut zu stoppen.
Er saß nur dort und starrte mich an, die Lippen weit von den Zähnen gezogen.
»Du Verrückter«, sagte ich.
Die Neonröhren erloschen, und in diesen drei Sekunden Dunkelheit traf ein schwerer Schlag gegen meinen Schädel, der mich in eine Dunkelheit stürzte, die länger als drei Sekunden dauerte.
***
Der Zauber auf dem Dach hatte etwas länger als eine Minute gedauert.
Als ich die Augen wieder auf schlug, lag ich immer noch auf dem Dach, und die Reste der Neonröhren schickten immer noch ihre Bruchstückreklame für Selection Bier in New Yorks Nachthimmel.
Phil kniete neben mir.
»Hallo, du Pracht-G-man!«, grinste er. »Hat er.dir ein Bein gestellt?«
Ich tastete nach meinem Schädel.
»Wer hat mich niedergeschlagen?«
»Wahrscheinlich war es Mr. Selection, erbost darüber, dass du seine schöne Reklame ruinierst.«
»Rede keinen Unsinn!«, fauchte ich.
Phil griff neben sich und hob eine kurze, aber ziemlich massive Holzlatte ins Licht. Sie war in der Mitte angebrochen.
»Hat er sie an deinem Schädel zerschlagen, oder besaß sie die Beschädigung schon vorher?«
»Wer?«
»Der Mörder , wer sonst?«
»Unmöglich! Ich hatte ihn niedergeschlagen. Er war in die Reklame gefallen und hatte sich die Wange aufgeschlagen. Er saß auf dem Boden und war völlig fertig. Dann…«
»Dann?«, fragte Phil, und es klang spöttisch.
»Das Licht ging aus, so wie jetzt, und während ich darauf wartete, dass es wieder auf flammte…«
»… sprang er auf und schmetterte dir die Latte an den Schädel, die ihm in die Finger geraten war, während er da unten saß. Von den Latten liegen noch eine Menge hier.«
Rotes Licht ergoss sich über das Dach.
»Verdammtes Pech!«, knurrte ich. »Wo ist er? Habt ihr ihn?«
»Steh mal auf, wenn du kannst!«, sagte Phil.
Ich wollte mich hochstützen, aber von der rechten Hand zuckte mir Schmerz bis ins Gehirn.
- »Die Hand«, ächzte ich.
Phil zog mich hoch.
»Ich bringe dich runter und zu einem Arzt.«
Ich sah mir die Hand an. Sie war geschwollen, und der Mittelfinger stand in einem unnatürlichen Winkel ab.
»Gebrochen!«, stellte Phil fest.
»Das werden wir sehen. Wo ist der Mörder?«
»Komm mit!«
Er führte mich zum Dachrand, und zwar zu der Stelle, wo er an das Dach des nächsten Hauses heranreichte.
Das Dach des Nachbarhauses lag einige Fuß tiefer, und ein Spalt von mehreren Fuß Breite trennte beide Dächer.
Ich sah drüben Taschenlampen aufblinken.
»Auf diesem Weg ist er weiter geflohen, erst auf dieses Dach, dann auf das nächste, vielleicht noch eins weiter, vielleicht auch über eine Feuerleiter hinunter oder durch ein Treppenhaus. Vielleicht ist er in eine Wohnung eingedrungen und hält die Bewohner in Schach?«'
»Er hat keine Waffe mehr.«
»So? Na, das müsste uns die Arbeit erleichtern.«
Von der Straße herauf drangen Rufe, auch von der Hofseite der Häuser. Sirenen von Polizeiwagen heulten.
»Die Cops haben sich reingehängt, und ich wette, dass die Zeitungsreporter auch schon zur Stelle sind«, sagte Phil. »Wenn wir ihn nicht fassen, werden sie die FBI-Blamage morgen mächtig in ihren Blättern breittreten.«
Die Hand schmerzte.
»Warum seid ihr so spät gekommen?«, fragte ich wütend.
»Auch daran ist Mr. Selection schuld«, lachte Phil. »Damit niemand seine kostbare Lichtreklame beschädigt, hat er die Falltür zum Dach vernageln lassen. Wir brauchten einige Minuten, um sie zu sprengen.« Er wies mit einer Hand auf die Bruchstücke der Reklameschrift. »Daran, dass jemand von der Feuerleiter aus einen Klimmzug machen könnte, hat Mr. Selection offenbar nicht gedacht. Seine Reklame ist hin, und das FBI wird eine saftige Schadensrechnung bezahlen müssen.«
Ich packte den Freund mit der linken Hand am Jackenaüfschlag.
»Phil, er darf uns nicht
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