0315 - Medusas Schreckensnacht
freundschaftlichen Schubs und sah sie mit einem kurzen überraschten Schrei im Wasser verschwinden.
»Jetzt hast du beides«, grinste sie Leon an. »Sowohl nackt als auch in voller Montur im Wasser.«
»Du scheinst dich einzuleben«, sagte Leon.
Für den Bruchteil einer Sekunde glaubte Uschi in seiner Stimme etwas Fremdes durchklingen zu hören, aber dann war es wieder fort. Sie sondierte ihn ein weiteres Mal telepathisch, aber er war nur einfach ein sympathischer Playboy, der eine Party gab.
»Willst du tanzen?« fragte er.
Sie nickte und ließ sich von ihm fortziehen, ehe Monica, auf Revanche sinnend, wieder aus dem Pool kletterte.
***
Die Schlangen warteten. Sie waren bereit. Die geschmeidigen, starken Körper bewegten sich durcheinander, schienen sich ständig unentwirrbar zu verknoten. Hin und wieder erklang das bösartige Zischen. Die Reptile, in der Hölle gestählt, brauchten nur noch gespiegelt zu werden.
Langsam und unaufhaltsam verging die Zeit, und jede verstreichende Minute brachte die Schlangen ihrem Einsatz näher.
***
Je weiter die Stunden vorrückten, desto sympathischer wurde Leon den beiden Mädchen. Nick Parker war ein freundlicher Bursche, der lockere Sprüche klopfte, und Leon war etwas zurückhaltender.
Schon bald waren die beiden Schwestern sich einig.
Niemand verlangte etwas von ihnen, außer daß sie einfach da waren – aber sie waren von sich aus bereit, zu geben und zu nehmen.
Lange nach Mitternacht, als die meisten Gäste bereits verschwunden waren, saßen sie noch am Pool und unterhielten sich: die Braunhaarige im Evaskostüm, eine Frau im raffiniert geschlitzten Kleid, die beiden Männer und die Zwillinge. Dann und wann tauchte ein Diener auf und reichte Getränke oder ein paar Leckerbissen vom Büfett.
Über dem Bungalow funkelten die Sterne. Monica hatte sich in Parkers Arme geschmiegt und ließ sich liebkosen, während Uschi und Leon sich angeregt unterhielten.
Die fortschreitende Nacht hatte keine Abkühlung gebracht. So heiß wie das Klima an der Grenze nach Mexiko, wurden irgendwann auch die Gespräche, und als Uschi sich erhob und Leon bat, eine Führung durch das Innere des Bungalows zu machen, war allen klar, was sich alsbald abspielen würde. Uschi verschwand mit ihrem »Fremdenführer« im Haus, während die anderen noch zurückblieben.
Monica küßte Nick Parker. Sie dachte an Leon. Kurz erwachte Mißtrauen in ihr; vielleicht hatte Leon, der Zauberer, es doch von Anfang an geplant, die beiden Mädchen als Bettgespielinnen zu »beschaffen«. Hatte er sie vielleicht irgendwie beeinflußt, daß sie ihre ursprüngliche Meinung geändert hatten? Oder war es wirklich nur die sympathische Erscheinung der beiden Männer? Monica spielte mit dem Gedanken, ob sie Parker kurz sondieren sollte, aber dann entschied sie dagegen. Wenn hier etwas Böses im Spiel wäre, hätten sie es beide längst merken müssen, Uschi und sie.
Die beiden Mädchen besaßen eine geradezu fantastische Gabe. Sie waren in der Lage, die Gedanken anderer Menschen zu lesen und sich auch mit anderen Telepathen gedanklich zu verständigen. Das klappte aber nur, wenn sie sich in einer bestimmten räumlichen Nähe zueinander befanden. Wurden die beiden Schwestern über größere Entfernungen voneinander getrennt, funktionierte die Telepathie nicht. Sie konnten sie nur zusammen ausüben.
Schon früh hatten sie gelernt, daß es nicht gut war, grundlos in die Gedankenwelt anderer Menschen einzudringen, und es gab auch nur sehr wenige, die von ihrer besonderen Gabe wußten. Professor Zamorra und seine Freunde gehörten zu diesen wenigen.
Monica lächelte. Sie erhob sich von Parkers Schoß. »Ich glaube, ich werde mir mal ein wenig die Beine vertreten und im Park spazieren gehen«, sagte sie. »Kommst du mit, Nick?«
»Und uns wollt ihr hier wohl ganz allein lassen, wie?« fragte die Braunhaarige. »Was ist, wenn wir uns fürchten?«
»Dann flüchtet euch in den Pool. Garantiert frei von Piranhas, Haien und Krokodilen, also absolut sicher und schützend«, sagte Parker. Er erhob sich ebenfalls. Monica ergriff seine Hand, und sie verschwanden zwischen den Sträuchern. Absichtlich benutzte Monica nicht die Wege; sie wollte das weiche Gras unter ihren Füßen spüren. Sie tastete kurz nach den Gedanken ihrer Schwester und fühlte deren Zufriedenheit. He, Spionin, hast du nicht deinen eigenen Verführer? kam der Impuls durch, unterlegt von einem gedanklichen Lachen.
Das schon , gab Monica zurück. Aber
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