0315 - Medusas Schreckensnacht
erkannte, daß er sich im Kofferraum eines Wagens befand. Wie er da hineingekommen war, fragte er sich nicht. Wahrscheinlich hatte Zamorra ihn überwältigt.
Wang Lee Chan machte sich nicht die Mühe, das Schloß zu knacken. An das kam er ja doch nicht heran. Aber er tastete nach dem Werkzeugkasten, fand ihn und benutzte die wenigen Werkzeuge, die er entdeckte. Er durchbrach und zerstörte die Kofferraumabdeckung zum Innenraum, arbeitete sich durch die Lehne der Rückbank hindurch und befand sich endlich im Fahrzeuginnenraum. Seine Kleidung hatte gelitten, er selbst nicht. Das Metall hatte ihn nicht gestört. Er hatte es mit Urgewalt verformt.
Er orientierte sich. Der Cadillac stand mit dem Heck zum Bungalow!
Wang hatte gelernt. Aus dem mongolischen Barbaren und Dorffürsten, der er gewesen war, war ein moderner Mann geworden. Er startete den Wagen, legte den Rückwärtsgang ein und fegte auf den Bungalow zu. Erst vor der großen Eingangstür stoppte er ab und warf sich aus dem Fahrzeug. Die Tür stand offen.
Drinnen wurde gekämpft!
Zamorras Vorsprung war also noch nicht zu groß. Wang Lee griff in den Kampf ein.
***
Es ging alles blitzschnell.
Uschi Peters sprang in den großen Korridor hinein, griff nach einer großen Vase und riß sie hoch, um sie zu schleudern. Die Monica-Medusa fuhr herum. Ihre Augen glühten auf. Aber die Vase war genau in der Blickrichtung. Die Medusa wich aus. Die Vase zerschellte an der Wand. Im gleichen Moment tauchte Professor Zamorra in der Eingangstür auf. Er sprang die Medusa an, die ihm den Rücken zuwandte, und schlug sie nieder. Sie sank aufstöhnend zusammen.
Zamorra hielt den Ju-Ju-Stab umklammert. Er starrte Uschi Peters an. Zögerte. War sie echt oder eine Kopie? Er konnte es nicht auf Anhieb sagen.
»Leonardo ist hier«, warnte das Mädchen. »Sei vorsichtig! Der Spiegel muß zerstört werden!«
Uschi rannte los. Jetzt war es nicht mehr ihr Ziel, nach draußen zu kommen. Der Zauberspiegel mußte zerstört werden! Aber über die Treppe kam in diesem Moment von oben Leonardo deMontagne.
Blitze zuckten aus seinen Augen. Binnen Augenblicken stand der Teppich in Flammen. Zamorra sprang zur Seite. Der Ju-Ju-Stab in seiner Hand zuckte wild und wollte angreifen. Zamorra holte aus, um ihn zu schleudern.
Da sprang ihn jemand an und riß ihn zu Boden. Wang Lee! Entsetzen packte Zamorra. Lee schlug mit der Handkante zu. Zamorra fühlte, wie sein rechter Arm lahm wurde. Der Ju-Ju-Stab entfiel seiner Hand. Wang Lee Chan kickte ihn quer durch den Korridor, in dem sich die Flammen brausend ausbreiteten. Der Stab glitt durch eine offenstehende Holztür. Zamorra hörte ihn eine Kellertreppe hinunter poltern.
Seine einzige Waffe gegen Leonardo war ihm genommen worden!
Wang Lee riß ihn hoch und versetzte ihm einen weiteren Schlag.
Zamorra schrie auf. Der Mongole kannte genau die Stellen, die er treffen mußte, ohne daß sein Gegner bewußtlos wurde.
Leonardo kam herunter. Er lachte höhnisch.
»Du wirst sterben, Zamorra«, sagte er. »Ich könnte dich von Wang in die Flammen drücken und festhalten lassen. Ihm würde es nichts ausmachen. Aber ich habe etwas anderes mit dir vor. Die Frau, die dich liebt, hat die Fronten gewechselt.«
Er winkte nach hinten.
Über ihm tauchte Nicole Duval auf der Treppe auf.
»Nein«, keuchte Zamorra. »Das ist unmöglich!«
»Und ob«, sagte Nicole. »Ich stehe jetzt auf der richtigen Seite. Der Fürst der Finsternis hat mich überzeugt.«
»Nein.«
Nicole lächelte. Sie begann sich zu verwandeln. Ihre Haare wurden zu Schlangen. Und ihre Augen glühten auf.
Zamorra riß sich aus Wangs Griff und warf sich zu Boden. Wenn er versteinert wurde, wachte er zwar wieder auf, aber dadurch verlor er zu viel kostbare Zeit. Stunden vielleicht. Der magische Medusenblick traf Wang Lee. Der Mongole versteinerte sofort.
Leonardo brüllte wütend.
Im gleichen Moment taumelte ein nacktes Mädchen mit offenem Mund und weit aufgerissenen Augen aus der Kellertür: Monica Peters! Sie warf Zamorra den Ju-Ju-Stab wieder zu, den sie unter Aufbietung aller Kraftreserven geholt hatte. Zamorra fing den Stab auf und schleuderte ihn gegen Leonardo.
DeMontagne sah die tödliche Gefahr. Für ihn gab es nur noch eine Möglichkeit, denn er konnte nicht mehr ausweichen; der Stab würde ihn finden und selbsttätig angreifen, sobald er in seiner unmittelbaren Nähe war. Leonardo stampfte mit dem Fuß auf. Schwefelgestank entfaltete sich rasend schnell, eine Feuersäule
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