0319 - Götzenbrut
Person, die hinter allem stand.
Dem Baal-Diener Okastra!
Und gehalten wurde Claudia von zwei Spinnenbeinen, die fest in ihren Körper drückten, so daß sie keine Chance hatte, sich davon zu befreien.
Sie war zwar erwacht, dennoch bekam sie nicht richtig mit, was um sie herum genau vorging. Alles war zu unwirklich, zu schrecklich, einfach nicht mehr faßbar.
Der Mensch stumpft rasch ab, auch gegen die Schrecken der Umwelt.
Was einen vor kurzem noch bis ins Mark getroffen hat, interessiert nicht mehr.
So erging es Claudia!
Bis zu dem Punkt, als sie eine Stimme hörte, die sie aufhorchen ließ, denn sie kam ihr bekannt vor.
Es war die Stimme eines Mannes.
John Sinclair!
Zunächst glaubte sie an einen Traum, doch es war keiner. Die Stimme bildete sie sich nicht ein, sie redete weiter, und später merkte Claudia, daß sich John Sinclair mit ihrem größten Feind unterhielt: Okastra!
Claudia, Sinclair, die Spinnen und auch ihr gemeinsamer Feind waren noch immer in Okastras Grusel-Keller gefangen, der gleichzeitig ein Reich der weißen Monsterspinnen war. Aber Sinclair schien es besser zu gehen, denn er ließ sich von Okastra nichts sagen. Im Gegenteil, er stellte selbst Bedingungen, denn er wollte, daß Okastra sie, Claudia Darwood, freigab.
Wenn nur nicht das dumpfe Gefühl im Kopf gewesen wäre, hätte sie mehr verstehen können. So aber mußte sie sich mit Wortfetzen zufriedengeben, merkte schließlich doch, daß Okastra auf John Sinclairs Bedingungen einging und der Spinne den Befehl gab, sie loszulassen.
Claudia fiel in das Netz!
Zum erstenmal seit langer Zeit war sie wieder frei. Das heißt, die beiden Spinnenbeine hielten sie nicht mehr fest, und sie konnte wieder freier atmen.
Jetzt lag sie zum erstenmal im Netz, und sie erinnerte sich an die andere weibliche Gefangene, deren Namen sie plötzlich vergessen hatte.
Diese Frau hatte ebenfalls im Netz gelegen und war von einer Spinne geholt und verschluckt worden.
Claudia hatte Angst, daß ihr das gleiche Schicksal widerfuhr. Zum Glück blieb sie verschont.
Dafür konnte sie dem Dialog der beiden so unterschiedlichen Personen zuhören.
Der eine war ein Mensch. Blonde Haare, blaugraue Augen, überdurchschnittlich groß, ein Mann in den besten Jahren, der aus London kam und für Scotland Yard arbeitete.
Eben John Sinclair!
Der andere eine widerliche Gestalt. Umhüllt von blauem Nebel, kaum zu erkennen, nur mehr als braune Masse zu ahnen, in der die beiden glühenden roten Augen besonders auffielen.
Ihm gehorchten die Spinnen.
Und er trug eine sehr gefährliche Waffe. Ein Schwert, dessen Klinge zwei verschiedene Hälften besaß, die beim Zuschlagen jeweils unterschiedlich reagierten.
Dies erklärte Okastra seinem Gegner auch und hielt die Klinge dabei so dicht vor Sinclairs Gesicht, daß dieser sich nicht wehren konnte. Der Mann aus London sprach zwar, aber er agierte nicht.
Auch Claudia brachte kein Wort hervor. Wie gern hätte sie geschrien, sich bemerkbar gemacht, irgend etwas gesagt, sosehr sie sich auch anstrengte, die Lippen blieben verschlossen. So konnte sie nur dem Dialog der beiden Feinde lauschen.
Hierbei ging es um den Dolch.
Ein Ziel hatte der Geisterjäger erreicht. Claudia war freigelassen worden.
Nun wollte Okastra, daß seine Bedingungen erfüllt wurden.
Glashart hatte er seine Forderungen gestellt, denn es ging weiterhin um Claudias Leben. Sie gehörte neben den gefährlichen Monsterspinnen zu seinen Trumpfkarten. Acht mutierte Tiere lauerten noch im Hintergrund.
Mochte John Sinclair noch so schnell und gut sein, gegen diese Übermacht kam er nicht an.
Die Engländerin wunderte sich, wie klar und nüchtern sie die Lage einschätzen konnte. Daran merkte sie, daß sie sich ein wenig erholt hatte.
Würde Sinclair den Dolch abgeben?
Diese Frage beschäftigte sie. Und Claudia konnte aus ihrer Perspektive zuschauen, wie sich die Hand des Mannes dem Gürtel näherte, denn dort steckte die Waffe.
Er würde sie also abgeben.
Ihretwillen!
Nein, wollte sie schreien. Tu es nicht, da war es schon zu spät, John Sinclair hatte den Dolch gezogen.
Aus seinem Mund drang ein Schrei, als er sich seinem Gegner entgegenwarf und in die blaue Nebelwolke eintauchte.
Für einen winzigen Moment konnte ihn Claudia noch klar erkennen, und sie sah auch, daß Okastra reagierte.
Mit der blauen Seite seines Schwerts schlug er zu.
Er traf Sinclairs Nacken!
Aus, vorbei! Tot, vernichtet!
An nichts anderes konnte Claudia denken. Sie rechnete
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