0320 - Verloren im Höllensumpf
ihm.
Doch das sahen die Neandertaler als Signal für einen Frontalangriff. Mit Steinen in den Fäusten und geschwungenen Knüppeln brachen sie aus dem Wald hervor und griffen an. Hart und kompromißlos.
Und sie waren schneller als die beiden Menschen aus dem zwanzigsten Jahrhundert.
»Wehren! Wehren!« gellte ihr Schlachtruf zum Himmel. Wer von den atlantischen Kriegern es wagte, sich ihnen in den Weg zu stellen, wurde mit kopfgroßen Steinen beworfen oder mit armdicken Knütteln niedergeschlagen.
Die Urmenschen rächten sich für all das, was ihnen diese »Mhinjaks« in der Vergangenheit angetan hatten.
Die Kommandanten der Flugboote hatten nur eine Wahl, als sie die veränderte Lage erkannten. Sie ließen die Luken schließen und gaben den Befehl zum Start.
Professor Zamorras Hände glitten an der Bordwand des startenden Schiffes ab, das sich mit Aurelian und einigen anderen Neandertalern in die Luft erhob und schnell an Höhe gewann.
»Der Sender!« rief ihm Michael Ullich zu. »Er hat den Sender aktiviert. Wir müssen hinterher. Wir finden ihn. Sie bringen ihn bestimmt nach Atlantis. Also ist Atlantis unser Ziel!«
Er zog Professor Zamorra beiseite. Sie konnten beide nicht mitansehen, wie die Urmenschen an ihren Peinigern, die es nicht mehr geschafft hatten, Vergeltung übten.
Die Horde war wie im Rausch. Alles brüllte, tobte und schrie durcheinander. Sie hatten gelernt, daß sie sich auch gegen stärkere Gegner verteidigen konnten.
»Verschwinden wir von hier!« sagte Professor Zamorra. »Hier haben wir nichts mehr verloren, und das hier kann ich nicht mit ansehen!«
Unauffällig schulterten sie ihre Rucksäcke und verschwanden im Unterholz.
»Wir müssen das Raumschiff suchen, das dort hinten niedergegangen ist!« sagte Michael Ullich. »Wird ein strapaziöser Fußmarsch - aber sie sind noch nicht gestartet. Wenn ich mich nicht irre, sind die in der Gegend niedergegangen, wo der Saurierkadaver liegt!«
»Dann werden wir dahin gehen!« nickte Professor Zamorra. »Und wenn wir vorsichtig sind, dann wissen wir auch, was sie dort suchen!«
»Na, den Computer, denke ich!« grinste Michael Ullich. »Sehen wir den Hardware-Klempnern mal ein bißchen auf die Finger. Wenn wir neue Erkenntnisse gewinnen, dann machen wir in unserer Eigenzeit das Geschäft unseres Lebens mit den Japanern…!«
***
Der Anzug des im Nichts vergangenen Naromas paßte Tina Berner, als sei er für sie angemessen worden. Probeweise setzte sie den Helm auf.
Zeus nickte befriedigt. In nichts unterschied sie sich von einem EWIGEN.
»Hüte dich, den Dhyarra-Kristall an der Gürtel-Schnalle zu berühren und dabei dich auf ihn zu konzentrieren oder ihm Befehle erteilen zu wollen!« warnte Zeus.
»Er ist mindestens siebenter Ordnung. Wenn du versuchst, ihn zu benutzen, ohne daß du ihn beherrschen kannst, dann gewinnt er Gewalt über dich. Erst zerstört er deinen Verstand… und dann läßt er dich vergehen!«
»Ich habe so was schon gehört!« sagte Tina. »Dennoch Danke für die Warnung, Zeus. Weißt du was? Ich mag dich! Oder sogar noch mehr!«
»Sind das auch wieder Gefühle?« fragte Zeus und seine Stimme klang fast belustigt.
»Ich bin sicher, du wirst es eines Tages begreifen, daß es schön ist, Gefühle zu haben und sich ihnen hingeben zu können!« sagte Tina Berner mit melodischer Stimme. »Du wirst erkennen, was ich meine!«
»Ich mag bisher nur ein Gefühl!« sagte Zeus und zog sie an sich. Wieder trafen sich ihre Lippen.
»Das mag ich auch!« sagte das Girl, nachdem er sie losgelassen hatte. »Sehr sogar!«
»Dann denke ich, daß wir es oft genug wiederholen sollten!« erklärte Zeus. »Nur sage mir, wie man dieses Gefühl nennt!«
»Liebe!« sagte Tina Berner nachdenklich. »Ja, ich glaube, das ist es… echte und wahre Liebe!«
***
Professor Zamorra sah es golden durch die Bäume blinken und hielt Michael Ullich zurück. Mit Handzeichen machte er ihm klar, daß sie absolutes Stillschweigen bewahren mußten.
Seit einiger Zeit hatten sie gelernt, sich wie Taubstumme die Worte von den Lippen abzulesen oder sich auf die Entfernung mit den Zeichen der Taubstummensprache zu verständigen. Das Zamorra-Team war immer wieder bemüht, seine Befähigungen zu verbessern. Und Künste dieser Art konnte man überall gebrauchen.
Nur daß Carsten Möbius diese Fertigkeit zweckentfremdete.
Bei Direktionskonferenzen konnte er auf diese Art heimlich mit seinem Vater konferieren, ohne daß einer der würdigen Herren
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