0323 - Herrin der Vampirburg
Tod raubte ihm förmlich die Sinne.
Eiskalt und überlegen wartete die Vampirin seinen Angriff ab.
***
Teri war zur Burgruine zurückgegangen. Sie war der Ansicht, sich lange genug mit Pfarrer Beamish und dem Gespenst unterhalten zu haben. Sie hatte ein Hilfsangebot gemacht. Es war kein Problem, die Burg zu kaufen und die Schulden zu begleichen, die McThruberry zeitlebens zwangsläufig hatte machen müssen. In Merlins Schatzkammern befanden sich unermeßliche Reichtümer, die nur darauf warteten, sinnvoll eingesetzt zu werden; es gab jene aus einem Dämonenschatz hervorgegangene und von Professor Zamora vor einiger Zeit ins Leben gerufene Blaussec-Stiftang, die hierzu einspringen konnte, und es gab notfalls den befreundeten Großindustriellen Stefan Möbius, der nicht zögern würde, einzuspringen. Und neben dem Beaminster-Cottage in der Grafschaft Dorset konnte diese Burg vielleicht eine weitere Ausweichfestung für die Zamorra-Crew werden, falls es wieder einmal hart auf hart ging und sie das Château Montagne an der Loire verloren, wie schon einmal vor einiger Zeit.
Alles weitere mußten jetzt der Geist und Beamish entscheiden.
Teri hatte dadurch allerdings mehr Zeit verloren, als sie ursprünglich geplant hatte. Sie hatte sich nur trockenfrottieren und frische, trockene Kleidung anlegen wollen. Woher sollte sie ahnen, daß da jemand ins Zimmer kam… Neben dem Brunnen im Burghof sah sie Einzelteile einer Ritterrüstung. Da die, welche sie im Wald zurückgelassen hatte, schwerlich hierher geflogen sein kann, mußte Gryf diese Rüstung getragen haben. Das bewies also, daß er überlebt hatte und immer noch aktiv war. Teri war halbwegs beruhigt. Sie lief zur Zugbrücke und sah zum Parkplatz hüber. Fenrir, der zwischen den beiden Wagen gesessen hatte, erhob sich und lief auf sie zu.
Ihre Befürchtung, er werde sie telepathisch begrüßen, blieb aus. Fenrir war clever genug, sich ebenfalls gedanklich bedeckt zu halten. Er drängte sich nur schweifwedelnd gegen Teris Beine.
»Hier draußen alles okay?« fragte Teri leise. »Niemand vorbei gekommen?«
Fenrir schüttelte den grauen Wolfskopf. Fragend sah er Teri dann an.
»Nein«, sagte sie. »Bleib du lieber noch als Eingreifreserve hier draußen und laß dich nicht erwischen.«
Fenrir schniefte leise. Aber dann nickte er und kehrte zu seinem Platz zurück. Teri ging zum Portal hinüber.
Plötzlich spürte sie Gryfs Gedankenimpuls. Ein Gedankenstrahl aus wilder Wut und Rachsucht. Und gleichzeitig fühlte sie irgendwie, daß mit ihm etwas nicht in Ordnung war. Er war geschwächt.
Irgendwo in den Tiefen der Burg wurde gekämpft.
Teri löste einen zeitlosen Sprung aus und erreichte den Ort des Geschehens.
***
Inzwischen waren sich McThruberry und Beamish einig geworden. Beamish beschloß, den Versuch zu wagen, und er hoffte, daß es gelang.
Er konnte das Irdische tun, um McThruberry Frieden zu geben. Alles andere lag nicht in seiner Hand.
Die Hoffnungen des Gespenstes begleiteten ihn, als er das Wirtshaus schließlich verließ. Er war sehr schweigsam und legte dem Wirt nur die Zimmerschlüssel wieder hin. Der Wirt hob fragend die Brauen, wollte wissen, was los sei. Aber Beamish gab ihm keine Antwort.
Draußen wartete Gladis Bellford.
Sie sprang auf, wollte Beamish mit einem ganzen Fragenkatalog bestürmen. Aber ein Blick in seine Augen ließ sie verstummen und auf die Holzbank zurücksinken. Ihr wurde seltsam zumute. Etwas lag in Beamishs Augen, das ihre Neugierde von einem Moment zum anderen völlig erlöschen ließ.
Sie sah nur nach und wußte nichts mehr zu sagen.
Glenn Beamish aber ging den Weg, den er gehen mußte.
Er suchte McThruberrys Grab im Selbstmördereck.
***
Die Vampirin entriß dem Familiaris, der ja zu ihrer Unterstützung da war, einen magischen Kraftstoß, und schleuderte diesen gegen Gryf. Der Druide wurde getroffen und durch den Korridor zurückgeschleudert. Er war halb gelähmt. Den zugespitzten Eichenstock umklammerte er dennoch. Es war die einzige Waffe, auf die er sich im Moment verlassen konnte.
Irgendwo schrie eine Fledermaus schrill.
Dem Familiaris gefiel es gar nicht, daß er unbefragt magische Kraft abgeben mußte, zumal er gegen seine Verletzungen zu kämpfen hatte. Aber jetzt brauchte die Vampirin diese Energie nicht mehr.
Sie hatte Gryf weitgehend entkräftet.
Der Druide versuchte sich aufzuraffen, als die Vampirin sich ihm näherte. Die Frau bewegte sich schnell und geschmeidig. Sie lachte boshaft, als Gryf sich
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